Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

hätte *). Das Urtheil eines so wenig denkenden
Mannes kann in Dingen von so verwickelter Art,
wie die vorliegenden, gar nichts entscheiden. Wenn
es auf Autoritäten ankommen soll, so beweist der
Name Eines Reimarus, Eines Hofacker, Eines
Knigge, Eines von Almendingen, gewiß zehnmal
mehr für die Rechtlichkeit des Nachdrucks, als der
Name eines Luther gegen dieselbe. Dem Lieblings-
humoristen Jean Paul würde ich einen Lessing ent-
gegen stellen, der zwar weniger gefaselt, aber doch
mehr gedacht hat, und so könnte man gegen jeden
Widersacher einen und wohl mehr eben so geistrei-
che und einsichtsvolle Vertheidiger des Nachdrucks
anführen. Die von Jhnen in Bezug genommenen
Autoritäten können folglich hier durchaus nichts
entscheiden. Käme es überdies auf die Stimmen-
mehrheit an, so möchte der Ausgang des Streits
wohl sehr zweifelhaft seyn; und will man auf die
Vernunftmäßigkeit und Wichtigkeit der Gründe, nicht
auf falsche Voraussetzungen und daher abgeleitete
Trugschlüsse und Folgerungen sehen, so wird ohne
allen Zweifel die Sache für die Nachdrucker ent-
schieden werden.

Eben so wenig, wie Autoritäten einzelner
Schriftsteller beweisen die "erleuchteten Gesetzgebun-
gen Englands, Frankreichs, der Niederlande,

*) M. s. Luthers Tischreden, Kap. 24.

haͤtte *). Das Urtheil eines ſo wenig denkenden
Mannes kann in Dingen von ſo verwickelter Art,
wie die vorliegenden, gar nichts entſcheiden. Wenn
es auf Autoritaͤten ankommen ſoll, ſo beweist der
Name Eines Reimarus, Eines Hofacker, Eines
Knigge, Eines von Almendingen, gewiß zehnmal
mehr fuͤr die Rechtlichkeit des Nachdrucks, als der
Name eines Luther gegen dieſelbe. Dem Lieblings-
humoriſten Jean Paul wuͤrde ich einen Leſſing ent-
gegen ſtellen, der zwar weniger gefaſelt, aber doch
mehr gedacht hat, und ſo koͤnnte man gegen jeden
Widerſacher einen und wohl mehr eben ſo geiſtrei-
che und einſichtsvolle Vertheidiger des Nachdrucks
anfuͤhren. Die von Jhnen in Bezug genommenen
Autoritaͤten koͤnnen folglich hier durchaus nichts
entſcheiden. Kaͤme es uͤberdies auf die Stimmen-
mehrheit an, ſo moͤchte der Ausgang des Streits
wohl ſehr zweifelhaft ſeyn; und will man auf die
Vernunftmaͤßigkeit und Wichtigkeit der Gruͤnde, nicht
auf falſche Vorausſetzungen und daher abgeleitete
Trugſchluͤſſe und Folgerungen ſehen, ſo wird ohne
allen Zweifel die Sache fuͤr die Nachdrucker ent-
ſchieden werden.

Eben ſo wenig, wie Autoritaͤten einzelner
Schriftſteller beweiſen die »erleuchteten Geſetzgebun-
gen Englands, Frankreichs, der Niederlande,

*) M. ſ. Luthers Tiſchreden, Kap. 24.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0090" n="90"/>
ha&#x0364;tte <note place="foot" n="*)">M. &#x017F;. Luthers Ti&#x017F;chreden, Kap. 24.</note>. Das Urtheil eines &#x017F;o wenig denkenden<lb/>
Mannes kann in Dingen von &#x017F;o verwickelter Art,<lb/>
wie die vorliegenden, gar nichts ent&#x017F;cheiden. Wenn<lb/>
es auf Autorita&#x0364;ten ankommen &#x017F;oll, &#x017F;o beweist der<lb/>
Name Eines Reimarus, Eines Hofacker, Eines<lb/>
Knigge, Eines von Almendingen, gewiß zehnmal<lb/>
mehr fu&#x0364;r die Rechtlichkeit des Nachdrucks, als der<lb/>
Name eines Luther gegen die&#x017F;elbe. Dem Lieblings-<lb/>
humori&#x017F;ten Jean Paul wu&#x0364;rde ich einen Le&#x017F;&#x017F;ing ent-<lb/>
gegen &#x017F;tellen, der zwar weniger gefa&#x017F;elt, aber doch<lb/>
mehr gedacht hat, und &#x017F;o ko&#x0364;nnte man gegen jeden<lb/>
Wider&#x017F;acher einen und wohl mehr eben &#x017F;o gei&#x017F;trei-<lb/>
che und ein&#x017F;ichtsvolle Vertheidiger des Nachdrucks<lb/>
anfu&#x0364;hren. Die von Jhnen in Bezug genommenen<lb/>
Autorita&#x0364;ten ko&#x0364;nnen folglich hier durchaus nichts<lb/>
ent&#x017F;cheiden. Ka&#x0364;me es u&#x0364;berdies auf die Stimmen-<lb/>
mehrheit an, &#x017F;o mo&#x0364;chte der Ausgang des Streits<lb/>
wohl &#x017F;ehr zweifelhaft &#x017F;eyn; und will man auf die<lb/>
Vernunftma&#x0364;ßigkeit und Wichtigkeit der Gru&#x0364;nde, nicht<lb/>
auf fal&#x017F;che Voraus&#x017F;etzungen und daher abgeleitete<lb/>
Trug&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Folgerungen &#x017F;ehen, &#x017F;o wird ohne<lb/>
allen Zweifel die Sache fu&#x0364;r die Nachdrucker ent-<lb/>
&#x017F;chieden werden.</p><lb/>
        <p>Eben &#x017F;o wenig, wie Autorita&#x0364;ten einzelner<lb/>
Schrift&#x017F;teller bewei&#x017F;en die »erleuchteten Ge&#x017F;etzgebun-<lb/>
gen Englands, Frankreichs, der Niederlande,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0090] haͤtte *). Das Urtheil eines ſo wenig denkenden Mannes kann in Dingen von ſo verwickelter Art, wie die vorliegenden, gar nichts entſcheiden. Wenn es auf Autoritaͤten ankommen ſoll, ſo beweist der Name Eines Reimarus, Eines Hofacker, Eines Knigge, Eines von Almendingen, gewiß zehnmal mehr fuͤr die Rechtlichkeit des Nachdrucks, als der Name eines Luther gegen dieſelbe. Dem Lieblings- humoriſten Jean Paul wuͤrde ich einen Leſſing ent- gegen ſtellen, der zwar weniger gefaſelt, aber doch mehr gedacht hat, und ſo koͤnnte man gegen jeden Widerſacher einen und wohl mehr eben ſo geiſtrei- che und einſichtsvolle Vertheidiger des Nachdrucks anfuͤhren. Die von Jhnen in Bezug genommenen Autoritaͤten koͤnnen folglich hier durchaus nichts entſcheiden. Kaͤme es uͤberdies auf die Stimmen- mehrheit an, ſo moͤchte der Ausgang des Streits wohl ſehr zweifelhaft ſeyn; und will man auf die Vernunftmaͤßigkeit und Wichtigkeit der Gruͤnde, nicht auf falſche Vorausſetzungen und daher abgeleitete Trugſchluͤſſe und Folgerungen ſehen, ſo wird ohne allen Zweifel die Sache fuͤr die Nachdrucker ent- ſchieden werden. Eben ſo wenig, wie Autoritaͤten einzelner Schriftſteller beweiſen die »erleuchteten Geſetzgebun- gen Englands, Frankreichs, der Niederlande, *) M. ſ. Luthers Tiſchreden, Kap. 24.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/90
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/90>, abgerufen am 21.11.2024.