Preußens und Sachsens" etwas gegen die Recht- mäßigkeit und Zuläßigkeit des Nachdrucks. Daß in diesen Ländern, die sämmtlich, mit Ausschluß von Sachsen, sehr viel größer sind, als Würtem- berg, mehr Buchhändler wohnen, und der Buchhan- del also auch weit bedeutender seyn muß, ist kein Wunder, und keineswegs eine Folge des dort ver- botenen Nachdrucks. Jn England und Frankreich befinden sich außerdem die meisten und wichtigsten Verlagsbuchhandlungen in den beiden Hauptstädten, London und Paris; in Deutschland hingegen sind sie überall zerstreuet; daher entsteht denn in Paris und London natürlich der Schein einer größern Blüthe des Buchhandels, die man sehr mit Unrecht dem Verbot des Nachdrucks zuschreibt. Daß in Städten, wie jene beiden, wo eine so große Menge von Bücherliebhabern leben, bessere Märkte zum Absatz sind, als in Stuttgart, ist sehr begreiflich. Der reiche Engländer kauft Bücher, wenn er sie auch nicht liest, der reiche Franzose desgleichen, und wie viele reiche und wohlhabende Leute giebt es in den gedachten Städten nicht? Wo ist ein Ort in Deutschland, der sich in dieser Hinsicht mit Pa- ris und London messen könnte, und wie kann man also den schnellern Absatz der dortigen Buchhändler, der offenbar aus der Oertlichkeit und den verhält- nißmäßig billigern Preisen der Bücher entspringt, dem Verbot des Nachdrucks zuschreiben?
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Preußens und Sachſens« etwas gegen die Recht- maͤßigkeit und Zulaͤßigkeit des Nachdrucks. Daß in dieſen Laͤndern, die ſaͤmmtlich, mit Ausſchluß von Sachſen, ſehr viel groͤßer ſind, als Wuͤrtem- berg, mehr Buchhaͤndler wohnen, und der Buchhan- del alſo auch weit bedeutender ſeyn muß, iſt kein Wunder, und keineswegs eine Folge des dort ver- botenen Nachdrucks. Jn England und Frankreich befinden ſich außerdem die meiſten und wichtigſten Verlagsbuchhandlungen in den beiden Hauptſtaͤdten, London und Paris; in Deutſchland hingegen ſind ſie uͤberall zerſtreuet; daher entſteht denn in Paris und London natuͤrlich der Schein einer groͤßern Bluͤthe des Buchhandels, die man ſehr mit Unrecht dem Verbot des Nachdrucks zuſchreibt. Daß in Staͤdten, wie jene beiden, wo eine ſo große Menge von Buͤcherliebhabern leben, beſſere Maͤrkte zum Abſatz ſind, als in Stuttgart, iſt ſehr begreiflich. Der reiche Englaͤnder kauft Buͤcher, wenn er ſie auch nicht liest, der reiche Franzoſe desgleichen, und wie viele reiche und wohlhabende Leute giebt es in den gedachten Staͤdten nicht? Wo iſt ein Ort in Deutſchland, der ſich in dieſer Hinſicht mit Pa- ris und London meſſen koͤnnte, und wie kann man alſo den ſchnellern Abſatz der dortigen Buchhaͤndler, der offenbar aus der Oertlichkeit und den verhaͤlt- nißmaͤßig billigern Preiſen der Buͤcher entſpringt, dem Verbot des Nachdrucks zuſchreiben?
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Preußens und Sachſens« etwas gegen die Recht-
maͤßigkeit und Zulaͤßigkeit des Nachdrucks. Daß
in dieſen Laͤndern, die ſaͤmmtlich, mit Ausſchluß
von Sachſen, ſehr viel groͤßer ſind, als Wuͤrtem-
berg, mehr Buchhaͤndler wohnen, und der Buchhan-
del alſo auch weit bedeutender ſeyn muß, iſt kein
Wunder, und keineswegs eine Folge des dort ver-
botenen Nachdrucks. Jn England und Frankreich
befinden ſich außerdem die meiſten und wichtigſten
Verlagsbuchhandlungen in den beiden Hauptſtaͤdten,
London und Paris; in Deutſchland hingegen ſind
ſie uͤberall zerſtreuet; daher entſteht denn in Paris
und London natuͤrlich der Schein einer groͤßern
Bluͤthe des Buchhandels, die man ſehr mit Unrecht
dem Verbot des Nachdrucks zuſchreibt. Daß in
Staͤdten, wie jene beiden, wo eine ſo große Menge
von Buͤcherliebhabern leben, beſſere Maͤrkte zum
Abſatz ſind, als in Stuttgart, iſt ſehr begreiflich.
Der reiche Englaͤnder kauft Buͤcher, wenn er ſie
auch nicht liest, der reiche Franzoſe desgleichen,
und wie viele reiche und wohlhabende Leute giebt
es in den gedachten Staͤdten nicht? Wo iſt ein Ort
in Deutſchland, der ſich in dieſer Hinſicht mit Pa-
ris und London meſſen koͤnnte, und wie kann man
alſo den ſchnellern Abſatz der dortigen Buchhaͤndler,
der offenbar aus der Oertlichkeit und den verhaͤlt-
nißmaͤßig billigern Preiſen der Buͤcher entſpringt,
dem Verbot des Nachdrucks zuſchreiben?
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/91>, abgerufen am 16.02.2025.
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