Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
und Satyrische Gedichte
Wer nach der Tugend strebt/ des Ruhm wird ewig seyn/
Sie schliest die Ewigkeit in ihre Circul ein.
Nun weichet die nichtige Liebe der Jugend/
Ich Liebe die Bücher und Küsse die Tugend/
Und wenn sich der Frühling zur Arbeit gewöhnt/
So bleibet der Winter mit Seegen gekrönt.
Immer an der Erden kleben/
Ist ein Bestialisch Leben.
Unser Leben thun und Tichten
Muß sich nach dem Himmel richten.
Unverzagt!
Es sticht
Nicht alles Eisen/
Und alle beisen nicht/
Die uns die Zähne weisen
Ein Pfennig in der Büchse
Turniret noch einmahl so sehr/
Als wenn er gantz voll Thaler wär.
Wo keine Hasen sind/ da spicket man die Füchse.
Man muß ein bißgen kühne seyn/
Gleich durch geht man am besten:
Ein reintlich Schwein
Wird sich gar mager mästen/
Und eine saubre Hand
Fährt stets in einen leeren Beutel.
Es ist bekandt:
Die gantze Welt ist eitel/
Das macht/ weil sie voll eitel Narren ist/
Ach Prüffe dich/ ob du nicht einer bist.
Eine Rose machet keinen Crantz/
Ein paar Bein e keinen Tantz/
Und wenn man nur ein eintzig Mädgen-Küst/
So weiß man nicht/ was lieben ist.
Bedächtig zum Beutel/ geschwinde zum Hute/
Belehnt mit einem Ritter-Guthe.
Wer sparen und sich schmiegen kan/
Dem führet das Glücke die güldene Bahn.
Ein
G 5
und Satyriſche Gedichte
Wer nach der Tugend ſtrebt/ des Ruhm wird ewig ſeyn/
Sie ſchlieſt die Ewigkeit in ihre Circul ein.
Nun weichet die nichtige Liebe der Jugend/
Ich Liebe die Buͤcher und Kuͤſſe die Tugend/
Und wenn ſich der Fruͤhling zur Arbeit gewoͤhnt/
So bleibet der Winter mit Seegen gekroͤnt.
Immer an der Erden kleben/
Iſt ein Beſtialiſch Leben.
Unſer Leben thun und Tichten
Muß ſich nach dem Himmel richten.
Unverzagt!
Es ſticht
Nicht alles Eiſen/
Und alle beiſen nicht/
Die uns die Zaͤhne weiſen
Ein Pfennig in der Buͤchſe
Turniret noch einmahl ſo ſehr/
Als wenn er gantz voll Thaler waͤr.
Wo keine Haſen ſind/ da ſpicket man die Fuͤchſe.
Man muß ein bißgen kuͤhne ſeyn/
Gleich durch geht man am beſten:
Ein reintlich Schwein
Wird ſich gar mager maͤſten/
Und eine ſaubre Hand
Faͤhrt ſtets in einen leeren Beutel.
Es iſt bekandt:
Die gantze Welt iſt eitel/
Das macht/ weil ſie voll eitel Narren iſt/
Ach Pruͤffe dich/ ob du nicht einer biſt.
Eine Roſe machet keinen Crantz/
Ein paar Bein e keinen Tantz/
Und wenn man nur ein eintzig Maͤdgen-Kuͤſt/
So weiß man nicht/ was lieben iſt.
Bedaͤchtig zum Beutel/ geſchwinde zum Hute/
Belehnt mit einem Ritter-Guthe.
Wer ſparen und ſich ſchmiegen kan/
Dem fuͤhret das Gluͤcke die guͤldene Bahn.
Ein
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0115" n="105"/>
            <fw place="top" type="header">und <hi rendition="#fr">Satyri&#x017F;che Gedichte</hi></fw><lb/>
            <l>Wer nach der Tugend &#x017F;trebt/ des Ruhm wird ewig &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;chlie&#x017F;t die Ewigkeit in ihre Circul ein.</l><lb/>
            <l>Nun weichet die nichtige Liebe der Jugend/</l><lb/>
            <l>Ich Liebe die Bu&#x0364;cher und Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e die Tugend/</l><lb/>
            <l>Und wenn &#x017F;ich der Fru&#x0364;hling zur Arbeit gewo&#x0364;hnt/</l><lb/>
            <l>So bleibet der Winter mit Seegen gekro&#x0364;nt.</l><lb/>
            <l>Immer an der Erden kleben/</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t ein Be&#x017F;tiali&#x017F;ch Leben.</l><lb/>
            <l>Un&#x017F;er Leben thun und Tichten</l><lb/>
            <l>Muß &#x017F;ich nach dem Himmel richten.</l><lb/>
            <l>Unverzagt!</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;ticht</l><lb/>
            <l>Nicht alles Ei&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Und alle bei&#x017F;en nicht/</l><lb/>
            <l>Die uns die Za&#x0364;hne wei&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Ein Pfennig in der Bu&#x0364;ch&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Turniret noch einmahl &#x017F;o &#x017F;ehr/</l><lb/>
            <l>Als wenn er gantz voll Thaler wa&#x0364;r.</l><lb/>
            <l>Wo keine Ha&#x017F;en &#x017F;ind/ da &#x017F;picket man die Fu&#x0364;ch&#x017F;e.</l><lb/>
            <l>Man muß ein bißgen ku&#x0364;hne &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Gleich durch geht man am be&#x017F;ten:</l><lb/>
            <l>Ein reintlich Schwein</l><lb/>
            <l>Wird &#x017F;ich gar mager ma&#x0364;&#x017F;ten/</l><lb/>
            <l>Und eine &#x017F;aubre Hand</l><lb/>
            <l>Fa&#x0364;hrt &#x017F;tets in einen leeren Beutel.</l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t bekandt:</l><lb/>
            <l>Die gantze Welt i&#x017F;t eitel/</l><lb/>
            <l>Das macht/ weil &#x017F;ie voll eitel Narren i&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Ach Pru&#x0364;ffe dich/ ob du nicht einer bi&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Eine Ro&#x017F;e machet keinen Crantz/</l><lb/>
            <l>Ein paar Bein e keinen Tantz/</l><lb/>
            <l>Und wenn man nur ein eintzig Ma&#x0364;dgen-Ku&#x0364;&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>So weiß man nicht/ was lieben i&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Beda&#x0364;chtig zum Beutel/ ge&#x017F;chwinde zum Hute/</l><lb/>
            <l>Belehnt mit einem Ritter-Guthe.</l><lb/>
            <l>Wer &#x017F;paren und &#x017F;ich &#x017F;chmiegen kan/</l><lb/>
            <l>Dem fu&#x0364;hret das Glu&#x0364;cke die gu&#x0364;ldene Bahn.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">G 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0115] und Satyriſche Gedichte Wer nach der Tugend ſtrebt/ des Ruhm wird ewig ſeyn/ Sie ſchlieſt die Ewigkeit in ihre Circul ein. Nun weichet die nichtige Liebe der Jugend/ Ich Liebe die Buͤcher und Kuͤſſe die Tugend/ Und wenn ſich der Fruͤhling zur Arbeit gewoͤhnt/ So bleibet der Winter mit Seegen gekroͤnt. Immer an der Erden kleben/ Iſt ein Beſtialiſch Leben. Unſer Leben thun und Tichten Muß ſich nach dem Himmel richten. Unverzagt! Es ſticht Nicht alles Eiſen/ Und alle beiſen nicht/ Die uns die Zaͤhne weiſen Ein Pfennig in der Buͤchſe Turniret noch einmahl ſo ſehr/ Als wenn er gantz voll Thaler waͤr. Wo keine Haſen ſind/ da ſpicket man die Fuͤchſe. Man muß ein bißgen kuͤhne ſeyn/ Gleich durch geht man am beſten: Ein reintlich Schwein Wird ſich gar mager maͤſten/ Und eine ſaubre Hand Faͤhrt ſtets in einen leeren Beutel. Es iſt bekandt: Die gantze Welt iſt eitel/ Das macht/ weil ſie voll eitel Narren iſt/ Ach Pruͤffe dich/ ob du nicht einer biſt. Eine Roſe machet keinen Crantz/ Ein paar Bein e keinen Tantz/ Und wenn man nur ein eintzig Maͤdgen-Kuͤſt/ So weiß man nicht/ was lieben iſt. Bedaͤchtig zum Beutel/ geſchwinde zum Hute/ Belehnt mit einem Ritter-Guthe. Wer ſparen und ſich ſchmiegen kan/ Dem fuͤhret das Gluͤcke die guͤldene Bahn. Ein G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/115
Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/115>, abgerufen am 25.11.2024.