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Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

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und Satyrische Gedichte.
3.
Die Lippen können so wie Purpur Nelcken blühen/
Die Rose wird beschämt vor ihren Wangen stehn/
Ein Schwan/ wie weiß er ist/ muß vor dem Leibe fliehen/
Der schlancke Fuß kan hier in schönster Zierde gehn.
Man zürnet/ wer sie nicht ein Meister-Stück will nennen/
Und wer nicht den Verstand vor himmlisch will erkennen.
4.
So ist das Conterfait im Hertzen ein gegraben/
Biß unser Monden-Sinn die Farben anders macht:
Die Hölle soll als denn kein solch Gespenste haben/
So wie ein Laugen-Sack triefft nun der Augen-Pracht/
Die Stirne scheinet krump und gleichet Ziegel-Steinen/
Die Nasen solte man von zwantzig Pfunden meinen:
5.
Des Halses Helffenbein ist nun mit Ruß beschmieret/
Die blancke Zähne sehn wie schwartzer Marmor aus/
Der Saffran hat die Brust recht wunderschön gezieret/
Und auf den Lippen wächst der beste Veilgen-Strauß/
Narcissen gelber Art beblümen ihre Wangen/
Der Leib kan wie die Haut des weissen Schwanes Prangen.
6.
Die Beine scheinen uns gekrümmet und gebogen/
Bald ist der Schritt zu eng/ bald ist er gar zu weit/
Da kömmt ein Wackel-Ar - im gehen aufgezogen/
Der Kopff ist gantz gebückt/ der Leib ist wie ein Scheit.
Wir wollen uns vor Zorn im Leibe fast zerreissen/
Daß wir die Mißgeburth ein Meister-Stück geheissen.
7.
Erst fället mancher Narr zu ihren Füssen nieder/
Und wird dem Affter-Pabst ein ketzerisches Rom.
Gantz Babylon singt nicht so viele Klage-Lieder/
So eine Wasser-Fluth hegt nicht der Sünden-Strohm/
Als ein verliebtes Thier mit Seufftzern und mit Thränen
Sich wil zu ihrer Gunst barmhertzge Wege bähnen.
8. Doch
und Satyriſche Gedichte.
3.
Die Lippen koͤnnen ſo wie Purpur Nelcken bluͤhen/
Die Roſe wird beſchaͤmt vor ihren Wangen ſtehn/
Ein Schwan/ wie weiß er iſt/ muß vor dem Leibe fliehen/
Der ſchlancke Fuß kan hier in ſchoͤnſter Zierde gehn.
Man zuͤrnet/ wer ſie nicht ein Meiſter-Stuͤck will nennen/
Und wer nicht den Verſtand vor himmliſch will erkennen.
4.
So iſt das Conterfait im Hertzen ein gegraben/
Biß unſer Monden-Sinn die Farben anders macht:
Die Hoͤlle ſoll als denn kein ſolch Geſpenſte haben/
So wie ein Laugen-Sack triefft nun der Augen-Pracht/
Die Stirne ſcheinet krump und gleichet Ziegel-Steinen/
Die Naſen ſolte man von zwantzig Pfunden meinen:
5.
Des Halſes Helffenbein iſt nun mit Ruß beſchmieret/
Die blancke Zaͤhne ſehn wie ſchwartzer Marmor aus/
Der Saffran hat die Bruſt recht wunderſchoͤn gezieret/
Und auf den Lippen waͤchſt der beſte Veilgen-Strauß/
Narciſſen gelber Art bebluͤmen ihre Wangen/
Der Leib kan wie die Haut des weiſſen Schwanes Prangen.
6.
Die Beine ſcheinen uns gekruͤmmet und gebogen/
Bald iſt der Schritt zu eng/ bald iſt er gar zu weit/
Da koͤmmt ein Wackel-Ar - im gehen aufgezogen/
Der Kopff iſt gantz gebuͤckt/ der Leib iſt wie ein Scheit.
Wir wollen uns vor Zorn im Leibe faſt zerreiſſen/
Daß wir die Mißgeburth ein Meiſter-Stuͤck geheiſſen.
7.
Erſt faͤllet mancher Narr zu ihren Fuͤſſen nieder/
Und wird dem Affter-Pabſt ein ketzeriſches Rom.
Gantz Babylon ſingt nicht ſo viele Klage-Lieder/
So eine Waſſer-Fluth hegt nicht der Suͤnden-Strohm/
Als ein verliebtes Thier mit Seufftzern und mit Thraͤnen
Sich wil zu ihrer Gunſt barmhertzge Wege baͤhnen.
8. Doch
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[107/0117] und Satyriſche Gedichte. 3. Die Lippen koͤnnen ſo wie Purpur Nelcken bluͤhen/ Die Roſe wird beſchaͤmt vor ihren Wangen ſtehn/ Ein Schwan/ wie weiß er iſt/ muß vor dem Leibe fliehen/ Der ſchlancke Fuß kan hier in ſchoͤnſter Zierde gehn. Man zuͤrnet/ wer ſie nicht ein Meiſter-Stuͤck will nennen/ Und wer nicht den Verſtand vor himmliſch will erkennen. 4. So iſt das Conterfait im Hertzen ein gegraben/ Biß unſer Monden-Sinn die Farben anders macht: Die Hoͤlle ſoll als denn kein ſolch Geſpenſte haben/ So wie ein Laugen-Sack triefft nun der Augen-Pracht/ Die Stirne ſcheinet krump und gleichet Ziegel-Steinen/ Die Naſen ſolte man von zwantzig Pfunden meinen: 5. Des Halſes Helffenbein iſt nun mit Ruß beſchmieret/ Die blancke Zaͤhne ſehn wie ſchwartzer Marmor aus/ Der Saffran hat die Bruſt recht wunderſchoͤn gezieret/ Und auf den Lippen waͤchſt der beſte Veilgen-Strauß/ Narciſſen gelber Art bebluͤmen ihre Wangen/ Der Leib kan wie die Haut des weiſſen Schwanes Prangen. 6. Die Beine ſcheinen uns gekruͤmmet und gebogen/ Bald iſt der Schritt zu eng/ bald iſt er gar zu weit/ Da koͤmmt ein Wackel-Ar - im gehen aufgezogen/ Der Kopff iſt gantz gebuͤckt/ der Leib iſt wie ein Scheit. Wir wollen uns vor Zorn im Leibe faſt zerreiſſen/ Daß wir die Mißgeburth ein Meiſter-Stuͤck geheiſſen. 7. Erſt faͤllet mancher Narr zu ihren Fuͤſſen nieder/ Und wird dem Affter-Pabſt ein ketzeriſches Rom. Gantz Babylon ſingt nicht ſo viele Klage-Lieder/ So eine Waſſer-Fluth hegt nicht der Suͤnden-Strohm/ Als ein verliebtes Thier mit Seufftzern und mit Thraͤnen Sich wil zu ihrer Gunſt barmhertzge Wege baͤhnen. 8. Doch

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Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/117>, abgerufen am 25.11.2024.