für die letzten 40 Jahre gleichmäßig - obzwar sie früher größer war, denn durch die moderne Thera- peutik ist die Zahl jetzt geringer als vor 30 oder 40 Jahren - so ergibt das die stattliche Zahl von mindestens 260000 Frauen, die auf dem Schlacht- feld des Wochenbettes ihr Leben gelassen haben für die nachkommende Generation. Einen Krieg hatten wir in Deutschland seit 40 Jahren nicht mehr, und im deutsch-französischen Krieg haben 40000 deutsche Männer ihr Leben fürs Vaterland gelassen. So bedauerlich groß die Zahl auch ist, so sehen wir doch, daß innerhalb desselben Zeitraumes, also in 40 Jahren, 6 1/2mal soviel Frauen ihre Blut- steuer fürs Vaterland bar bezahlt haben.
Wir sind also in dieser Beziehung mehr als quitt. Jm übrigen widerspricht meiner Ansicht nach ein militärisches Dienstjahr für die Frau gründlichst der Mission der Frau, die darin besteht, für den Frieden zu wirken, nicht zu ruhen und zu rasten, bis unser Kulturzustand eine solche Höhe erreicht hat, daß der Friedensgedanke die Welt besiegt.
Da enthält das "weibliche Dienstjahr", das Helene Lange aufs Tapet brachte, einen ganz anderen Kern, einen so gesunden Kern, daß ver- schiedenartige, beachtenswerte Vorschläge auf ihn aufgebaut wurden. So hat Elisabeth Gnauck- Kühne auf dem letzten Frauenkongreß darauf die
für die letzten 40 Jahre gleichmäßig – obzwar sie früher größer war, denn durch die moderne Thera- peutik ist die Zahl jetzt geringer als vor 30 oder 40 Jahren – so ergibt das die stattliche Zahl von mindestens 260000 Frauen, die auf dem Schlacht- feld des Wochenbettes ihr Leben gelassen haben für die nachkommende Generation. Einen Krieg hatten wir in Deutschland seit 40 Jahren nicht mehr, und im deutsch-französischen Krieg haben 40000 deutsche Männer ihr Leben fürs Vaterland gelassen. So bedauerlich groß die Zahl auch ist, so sehen wir doch, daß innerhalb desselben Zeitraumes, also in 40 Jahren, 6 ½mal soviel Frauen ihre Blut- steuer fürs Vaterland bar bezahlt haben.
Wir sind also in dieser Beziehung mehr als quitt. Jm übrigen widerspricht meiner Ansicht nach ein militärisches Dienstjahr für die Frau gründlichst der Mission der Frau, die darin besteht, für den Frieden zu wirken, nicht zu ruhen und zu rasten, bis unser Kulturzustand eine solche Höhe erreicht hat, daß der Friedensgedanke die Welt besiegt.
Da enthält das „weibliche Dienstjahr“, das Helene Lange aufs Tapet brachte, einen ganz anderen Kern, einen so gesunden Kern, daß ver- schiedenartige, beachtenswerte Vorschläge auf ihn aufgebaut wurden. So hat Elisabeth Gnauck- Kühne auf dem letzten Frauenkongreß darauf die
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für die letzten 40 Jahre gleichmäßig – obzwar sie
früher größer war, denn durch die moderne Thera-
peutik ist die Zahl jetzt geringer als vor 30 oder 40
Jahren – so ergibt das die stattliche Zahl von
mindestens 260000 Frauen, die auf dem Schlacht-
feld des Wochenbettes ihr Leben gelassen haben für
die nachkommende Generation. Einen Krieg hatten
wir in Deutschland seit 40 Jahren nicht mehr, und
im deutsch-französischen Krieg haben 40000 deutsche
Männer ihr Leben fürs Vaterland gelassen. So
bedauerlich groß die Zahl auch ist, so sehen wir
doch, daß innerhalb desselben Zeitraumes, also
in 40 Jahren, 6 ½mal soviel Frauen ihre Blut-
steuer fürs Vaterland bar bezahlt haben.
Wir sind also in dieser Beziehung mehr als
quitt. Jm übrigen widerspricht meiner Ansicht
nach ein militärisches Dienstjahr für die Frau
gründlichst der Mission der Frau, die darin besteht,
für den Frieden zu wirken, nicht zu ruhen und zu
rasten, bis unser Kulturzustand eine solche Höhe
erreicht hat, daß der Friedensgedanke die Welt
besiegt.
Da enthält das „weibliche Dienstjahr“, das
Helene Lange aufs Tapet brachte, einen ganz
anderen Kern, einen so gesunden Kern, daß ver-
schiedenartige, beachtenswerte Vorschläge auf ihn
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(2020-12-07T10:34:09Z)
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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/168>, abgerufen am 16.02.2025.
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