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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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Sie entsprechen der Erkenntnis, daß für Wöch-
nerinnen, die kein richtiges Heim haben, wie es bei
den unehelichen Müttern meist der Fall ist, oder
auch bei ehelichen, die in elenden Wohnungs-
verhältnissen leben oder gesundheitlich bedroht er-
scheinen, die Anstaltspflege eine wahre Rettung
für Mutter und Kind bedeutet. Die Entbindungs-
anstalten in Deutschland sind zurzeit noch viel zu
gering an Zahl. Nach Professor v. Franquemüßte
eine Verfünffachung der bestehenden Anstalten
stattfinden, wenn alle Anstaltsbedürftigen - etwa
ein Zehntel aller Gebärenden - in ihnen Unter-
kunft finden sollen.

Die Hilfe und Wartung durch Hauspflegerinnen
ist als offene Fürsorge gedacht, die ja die häufigere
ist, wo die Wöchnerin in ihrem Milieu bleibt, dieses
aber so hygienisch als möglich gestaltet werden
muß. Die 32 Hauspflegevereine, die sich im letzten
Jahrzehnt in Deutschland gebildet haben, haben
einen vorzüglichen Weg dazu gezeigt. Durch sorg-
fältig ausgewählte Frauen lassen sie in Haushal-
tungen, in denen die Frau und Mutter durch
Wochenbett oder Krankheit verhindert ist, dieser
die Sorge für den Haushalt abnehmen. Dadurch
sind Frau, Mann und Kinder gut versorgt, und
kann den Geboten der Hygiene gefolgt werden.

Freie Hebammendienste und ärztliche Geburts-
hilfe werden bereits seit geraumer Zeit von allen

Sie entsprechen der Erkenntnis, daß für Wöch-
nerinnen, die kein richtiges Heim haben, wie es bei
den unehelichen Müttern meist der Fall ist, oder
auch bei ehelichen, die in elenden Wohnungs-
verhältnissen leben oder gesundheitlich bedroht er-
scheinen, die Anstaltspflege eine wahre Rettung
für Mutter und Kind bedeutet. Die Entbindungs-
anstalten in Deutschland sind zurzeit noch viel zu
gering an Zahl. Nach Professor v. Franquémüßte
eine Verfünffachung der bestehenden Anstalten
stattfinden, wenn alle Anstaltsbedürftigen – etwa
ein Zehntel aller Gebärenden – in ihnen Unter-
kunft finden sollen.

Die Hilfe und Wartung durch Hauspflegerinnen
ist als offene Fürsorge gedacht, die ja die häufigere
ist, wo die Wöchnerin in ihrem Milieu bleibt, dieses
aber so hygienisch als möglich gestaltet werden
muß. Die 32 Hauspflegevereine, die sich im letzten
Jahrzehnt in Deutschland gebildet haben, haben
einen vorzüglichen Weg dazu gezeigt. Durch sorg-
fältig ausgewählte Frauen lassen sie in Haushal-
tungen, in denen die Frau und Mutter durch
Wochenbett oder Krankheit verhindert ist, dieser
die Sorge für den Haushalt abnehmen. Dadurch
sind Frau, Mann und Kinder gut versorgt, und
kann den Geboten der Hygiene gefolgt werden.

Freie Hebammendienste und ärztliche Geburts-
hilfe werden bereits seit geraumer Zeit von allen

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[203/0207] Sie entsprechen der Erkenntnis, daß für Wöch- nerinnen, die kein richtiges Heim haben, wie es bei den unehelichen Müttern meist der Fall ist, oder auch bei ehelichen, die in elenden Wohnungs- verhältnissen leben oder gesundheitlich bedroht er- scheinen, die Anstaltspflege eine wahre Rettung für Mutter und Kind bedeutet. Die Entbindungs- anstalten in Deutschland sind zurzeit noch viel zu gering an Zahl. Nach Professor v. Franquémüßte eine Verfünffachung der bestehenden Anstalten stattfinden, wenn alle Anstaltsbedürftigen – etwa ein Zehntel aller Gebärenden – in ihnen Unter- kunft finden sollen. Die Hilfe und Wartung durch Hauspflegerinnen ist als offene Fürsorge gedacht, die ja die häufigere ist, wo die Wöchnerin in ihrem Milieu bleibt, dieses aber so hygienisch als möglich gestaltet werden muß. Die 32 Hauspflegevereine, die sich im letzten Jahrzehnt in Deutschland gebildet haben, haben einen vorzüglichen Weg dazu gezeigt. Durch sorg- fältig ausgewählte Frauen lassen sie in Haushal- tungen, in denen die Frau und Mutter durch Wochenbett oder Krankheit verhindert ist, dieser die Sorge für den Haushalt abnehmen. Dadurch sind Frau, Mann und Kinder gut versorgt, und kann den Geboten der Hygiene gefolgt werden. Freie Hebammendienste und ärztliche Geburts- hilfe werden bereits seit geraumer Zeit von allen

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/207>, abgerufen am 30.04.2024.