Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

Wohl Minderjähriger bedrohen, geworden. Durch
ihr Bemühen, die gegenseitige Ergänzung zwischen
der amtlichen und der charitativen Jugendfürsorge
herbeizuführen, ist sie die allgemeine Sammel- und
Verteilungsstelle für diejenigen geworden, die von
den Behörden an die freiwillige Liebestätigkeit
weitergegeben werden, und umgekehrt leitet sie die
Fälle, welche von dieser nicht erledigt werden
können, in die staatliche oder Kommunale Fürsorge
über. Sie unterstützt die Behörden, insbesondere
die Vormundschaftsgerichte, durch Darbietung
ihrer Erfahrungen, Uebernahme von Ermittlungen
usw., sie übernimmt von den ihr angeschlossenen
Mitgliedsvereinen Fälle, welche über das Gebiet
des einzelnen Vereins hinausgehen, und leitet sie
an die zuständige Stelle. Einen großen Zuwachs
ihres Gebietes bedeutet für sie die Übernahme der
Jugendgerichtshilfe. Ferner die Abteilung für
Adoptionen, die manch verlassenem Kinde zu zärt-
lichen Pflegeeltern verhilft, andere davor schützt, in
schlechte Hände zu fallen.

Außerordentlich interessantes Material bieten
ihre Tätigkeitsberichte. Wir entnehmen dem
1911 er, daß von den 2062 im Jahre 1911 behan-
delten Fällen nur in 320 Fällen der Zustand der
Ehe der Eltern normal war, in 129 Fällen lebten
die Eltern getrennt, in 138 Fällen geschieden, in
301 Fällen war ein Stiefvater oder eine Stief-

Wohl Minderjähriger bedrohen, geworden. Durch
ihr Bemühen, die gegenseitige Ergänzung zwischen
der amtlichen und der charitativen Jugendfürsorge
herbeizuführen, ist sie die allgemeine Sammel- und
Verteilungsstelle für diejenigen geworden, die von
den Behörden an die freiwillige Liebestätigkeit
weitergegeben werden, und umgekehrt leitet sie die
Fälle, welche von dieser nicht erledigt werden
können, in die staatliche oder Kommunale Fürsorge
über. Sie unterstützt die Behörden, insbesondere
die Vormundschaftsgerichte, durch Darbietung
ihrer Erfahrungen, Uebernahme von Ermittlungen
usw., sie übernimmt von den ihr angeschlossenen
Mitgliedsvereinen Fälle, welche über das Gebiet
des einzelnen Vereins hinausgehen, und leitet sie
an die zuständige Stelle. Einen großen Zuwachs
ihres Gebietes bedeutet für sie die Übernahme der
Jugendgerichtshilfe. Ferner die Abteilung für
Adoptionen, die manch verlassenem Kinde zu zärt-
lichen Pflegeeltern verhilft, andere davor schützt, in
schlechte Hände zu fallen.

Außerordentlich interessantes Material bieten
ihre Tätigkeitsberichte. Wir entnehmen dem
1911 er, daß von den 2062 im Jahre 1911 behan-
delten Fällen nur in 320 Fällen der Zustand der
Ehe der Eltern normal war, in 129 Fällen lebten
die Eltern getrennt, in 138 Fällen geschieden, in
301 Fällen war ein Stiefvater oder eine Stief-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0220" n="216"/>
Wohl Minderjähriger bedrohen, geworden. Durch<lb/>
ihr Bemühen, die gegenseitige Ergänzung zwischen<lb/>
der amtlichen und der charitativen Jugendfürsorge<lb/>
herbeizuführen, ist sie die allgemeine Sammel- und<lb/>
Verteilungsstelle für diejenigen geworden, die von<lb/>
den Behörden an die freiwillige Liebestätigkeit<lb/>
weitergegeben werden, und umgekehrt leitet sie die<lb/>
Fälle, welche von dieser nicht erledigt werden<lb/>
können, in die staatliche oder Kommunale Fürsorge<lb/>
über. Sie unterstützt die Behörden, insbesondere<lb/>
die Vormundschaftsgerichte, durch Darbietung<lb/>
ihrer Erfahrungen, Uebernahme von Ermittlungen<lb/>
usw., sie übernimmt von den ihr angeschlossenen<lb/>
Mitgliedsvereinen Fälle, welche über das Gebiet<lb/>
des einzelnen Vereins hinausgehen, und leitet sie<lb/>
an die zuständige Stelle. Einen großen Zuwachs<lb/>
ihres Gebietes bedeutet für sie die Übernahme der<lb/>
Jugendgerichtshilfe. Ferner die Abteilung für<lb/>
Adoptionen, die manch verlassenem Kinde zu zärt-<lb/>
lichen Pflegeeltern verhilft, andere davor schützt, in<lb/>
schlechte Hände zu fallen.</p><lb/>
          <p>Außerordentlich interessantes Material bieten<lb/>
ihre Tätigkeitsberichte. Wir entnehmen dem<lb/>
1911 er, daß von den 2062 im Jahre 1911 behan-<lb/>
delten Fällen nur in 320 Fällen der Zustand der<lb/>
Ehe der Eltern normal war, in 129 Fällen lebten<lb/>
die Eltern getrennt, in 138 Fällen geschieden, in<lb/>
301 Fällen war ein Stiefvater oder eine Stief-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0220] Wohl Minderjähriger bedrohen, geworden. Durch ihr Bemühen, die gegenseitige Ergänzung zwischen der amtlichen und der charitativen Jugendfürsorge herbeizuführen, ist sie die allgemeine Sammel- und Verteilungsstelle für diejenigen geworden, die von den Behörden an die freiwillige Liebestätigkeit weitergegeben werden, und umgekehrt leitet sie die Fälle, welche von dieser nicht erledigt werden können, in die staatliche oder Kommunale Fürsorge über. Sie unterstützt die Behörden, insbesondere die Vormundschaftsgerichte, durch Darbietung ihrer Erfahrungen, Uebernahme von Ermittlungen usw., sie übernimmt von den ihr angeschlossenen Mitgliedsvereinen Fälle, welche über das Gebiet des einzelnen Vereins hinausgehen, und leitet sie an die zuständige Stelle. Einen großen Zuwachs ihres Gebietes bedeutet für sie die Übernahme der Jugendgerichtshilfe. Ferner die Abteilung für Adoptionen, die manch verlassenem Kinde zu zärt- lichen Pflegeeltern verhilft, andere davor schützt, in schlechte Hände zu fallen. Außerordentlich interessantes Material bieten ihre Tätigkeitsberichte. Wir entnehmen dem 1911 er, daß von den 2062 im Jahre 1911 behan- delten Fällen nur in 320 Fällen der Zustand der Ehe der Eltern normal war, in 129 Fällen lebten die Eltern getrennt, in 138 Fällen geschieden, in 301 Fällen war ein Stiefvater oder eine Stief-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/220
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/220>, abgerufen am 30.04.2024.