Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

bzw. Berufsvormundschaft oder Sammelvormund-
schaft in einer großen Anzahl von Gemeinden ein-
geführt worden und die Erfahrungen mit ihr
waren durchwegs günstige. Speziell bei der Ein-
treibung von Alimenten vom unehelichen Vater
erzielt sie kraft der ihr zur Verfügung stehenden
Mittel und ihres Ansehens und last not least,
weil die durch sie bewirkte Zentralisation eine Be-
schleunigung des Verfahrens ermöglicht, große Er-
folge. Auch in hygienischer Hinsicht hat sie in ver-
schiedenen Städten nachahmenswerte Einrichtun-
gen getroffen, die der Bekämpfung der Säuglings-
sterblichkeit dienen. Aber es liegt doch in der Na-
tur der Sache, daß der General- und Sammelvor-
mundschaft für den pflegerischen Teil des Amtes
eines Vormundes die persönliche Fühlung mit den
Mündeln und deren Müttern fehlt. Hier kann
nichts die Einzelvormundschaft ersetzen, und zwar
sind es gerade die Frauen, die hierfür eine be-
sondere, natürliche Begabung mitbringen. Darum
muß das Zusammenarbeiten von General-
vormundschaft und organisierter weiblicher
Einzelvormundschaft, wie es sich beispielsweise in
Berlin so gut bewährt, als wünschenswertes Ziel
allerorts ins Auge gefaßt werden. Wenn man die
Berichte der Vormünderinnen und Pflegerinnen
liest, dann ersieht man daraus, daß sie sich mit
ganzer Seele nicht allein des ihrem Schutze anver-

bzw. Berufsvormundschaft oder Sammelvormund-
schaft in einer großen Anzahl von Gemeinden ein-
geführt worden und die Erfahrungen mit ihr
waren durchwegs günstige. Speziell bei der Ein-
treibung von Alimenten vom unehelichen Vater
erzielt sie kraft der ihr zur Verfügung stehenden
Mittel und ihres Ansehens und last not least,
weil die durch sie bewirkte Zentralisation eine Be-
schleunigung des Verfahrens ermöglicht, große Er-
folge. Auch in hygienischer Hinsicht hat sie in ver-
schiedenen Städten nachahmenswerte Einrichtun-
gen getroffen, die der Bekämpfung der Säuglings-
sterblichkeit dienen. Aber es liegt doch in der Na-
tur der Sache, daß der General- und Sammelvor-
mundschaft für den pflegerischen Teil des Amtes
eines Vormundes die persönliche Fühlung mit den
Mündeln und deren Müttern fehlt. Hier kann
nichts die Einzelvormundschaft ersetzen, und zwar
sind es gerade die Frauen, die hierfür eine be-
sondere, natürliche Begabung mitbringen. Darum
muß das Zusammenarbeiten von General-
vormundschaft und organisierter weiblicher
Einzelvormundschaft, wie es sich beispielsweise in
Berlin so gut bewährt, als wünschenswertes Ziel
allerorts ins Auge gefaßt werden. Wenn man die
Berichte der Vormünderinnen und Pflegerinnen
liest, dann ersieht man daraus, daß sie sich mit
ganzer Seele nicht allein des ihrem Schutze anver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0324" n="320"/>
bzw. Berufsvormundschaft oder Sammelvormund-<lb/>
schaft in einer großen Anzahl von Gemeinden ein-<lb/>
geführt worden und die Erfahrungen mit ihr<lb/>
waren durchwegs günstige. Speziell bei der Ein-<lb/>
treibung von Alimenten vom unehelichen Vater<lb/>
erzielt sie kraft der ihr zur Verfügung stehenden<lb/>
Mittel und ihres Ansehens und <hi rendition="#aq">last not least</hi>,<lb/>
weil die durch sie bewirkte Zentralisation eine Be-<lb/>
schleunigung des Verfahrens ermöglicht, große Er-<lb/>
folge. Auch in hygienischer Hinsicht hat sie in ver-<lb/>
schiedenen Städten nachahmenswerte Einrichtun-<lb/>
gen getroffen, die der Bekämpfung der Säuglings-<lb/>
sterblichkeit dienen. Aber es liegt doch in der Na-<lb/>
tur der Sache, daß der General- und Sammelvor-<lb/>
mundschaft für den pflegerischen Teil des Amtes<lb/>
eines Vormundes die persönliche Fühlung mit den<lb/>
Mündeln und deren Müttern fehlt. Hier kann<lb/>
nichts die Einzelvormundschaft ersetzen, und zwar<lb/>
sind es gerade die Frauen, die hierfür eine be-<lb/>
sondere, natürliche Begabung mitbringen. Darum<lb/>
muß das Zusammenarbeiten von General-<lb/>
vormundschaft und organisierter weiblicher<lb/>
Einzelvormundschaft, wie es sich beispielsweise in<lb/>
Berlin so gut bewährt, als wünschenswertes Ziel<lb/>
allerorts ins Auge gefaßt werden. Wenn man die<lb/>
Berichte der Vormünderinnen und Pflegerinnen<lb/>
liest, dann ersieht man daraus, daß sie sich mit<lb/>
ganzer Seele nicht allein des ihrem Schutze anver-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0324] bzw. Berufsvormundschaft oder Sammelvormund- schaft in einer großen Anzahl von Gemeinden ein- geführt worden und die Erfahrungen mit ihr waren durchwegs günstige. Speziell bei der Ein- treibung von Alimenten vom unehelichen Vater erzielt sie kraft der ihr zur Verfügung stehenden Mittel und ihres Ansehens und last not least, weil die durch sie bewirkte Zentralisation eine Be- schleunigung des Verfahrens ermöglicht, große Er- folge. Auch in hygienischer Hinsicht hat sie in ver- schiedenen Städten nachahmenswerte Einrichtun- gen getroffen, die der Bekämpfung der Säuglings- sterblichkeit dienen. Aber es liegt doch in der Na- tur der Sache, daß der General- und Sammelvor- mundschaft für den pflegerischen Teil des Amtes eines Vormundes die persönliche Fühlung mit den Mündeln und deren Müttern fehlt. Hier kann nichts die Einzelvormundschaft ersetzen, und zwar sind es gerade die Frauen, die hierfür eine be- sondere, natürliche Begabung mitbringen. Darum muß das Zusammenarbeiten von General- vormundschaft und organisierter weiblicher Einzelvormundschaft, wie es sich beispielsweise in Berlin so gut bewährt, als wünschenswertes Ziel allerorts ins Auge gefaßt werden. Wenn man die Berichte der Vormünderinnen und Pflegerinnen liest, dann ersieht man daraus, daß sie sich mit ganzer Seele nicht allein des ihrem Schutze anver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/324
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/324>, abgerufen am 12.05.2024.