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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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trauten Kindes, sondern auch dessen Mutter an-
nehmen. Man sieht, daß sie sich nicht an der recht-
lichen Vertretung und Überwachung des Gedeihens
ihres Mündels genügen lassen, sondern daß sie
darüber hinaus sich in geradezu mütterlicher Weise
sich auch um das Wohl der Mündelmutter be-
kümmern. Sie verschaffen ihr Arbeit, ärztliche
Behandlung, materielle Erleichterungen. Sie be-
mühen sich, den Vater des unehelichen Kindes zur
nachträglichen Eheschließung und Legitimierung
des Kindes zu veranlassen, was ihnen nicht selten
gelingt, oder versuchen, die Eltern der jungen
Mutter zu bewegen, die verstoßene Tochter wieder
aufzunehmen und ihr zu verzeihen, was sie mit-
unter erst dadurch erreichen, daß sie selbst in
freundschaftlicher Weise mit den armen Ver-
lassenen verkehren, ihnen passende Stellung ver-
schaffen, für eine sorgsame Erziehung des Kindes
sorgen und sie auf diese Weise wieder aufrichten,
in geordnete Verhältnisse und damit auch wieder
zurück zum Elternherzen führen.

Mit einem Wort, die Erfahrung hat das be-
stätigt, was die Freunde der Frauenbewegung wie
der verstorbene kluge Geheimrat Bulling zur Be-
gründung der Forderung, den Frauen das Vor-
mundschaftsrecht zu geben, s. 3. schon sagte: daß
die männlichen Einzelvormünder versagen

21 Jchenhaeuser, Frauenziele.

trauten Kindes, sondern auch dessen Mutter an-
nehmen. Man sieht, daß sie sich nicht an der recht-
lichen Vertretung und Überwachung des Gedeihens
ihres Mündels genügen lassen, sondern daß sie
darüber hinaus sich in geradezu mütterlicher Weise
sich auch um das Wohl der Mündelmutter be-
kümmern. Sie verschaffen ihr Arbeit, ärztliche
Behandlung, materielle Erleichterungen. Sie be-
mühen sich, den Vater des unehelichen Kindes zur
nachträglichen Eheschließung und Legitimierung
des Kindes zu veranlassen, was ihnen nicht selten
gelingt, oder versuchen, die Eltern der jungen
Mutter zu bewegen, die verstoßene Tochter wieder
aufzunehmen und ihr zu verzeihen, was sie mit-
unter erst dadurch erreichen, daß sie selbst in
freundschaftlicher Weise mit den armen Ver-
lassenen verkehren, ihnen passende Stellung ver-
schaffen, für eine sorgsame Erziehung des Kindes
sorgen und sie auf diese Weise wieder aufrichten,
in geordnete Verhältnisse und damit auch wieder
zurück zum Elternherzen führen.

Mit einem Wort, die Erfahrung hat das be-
stätigt, was die Freunde der Frauenbewegung wie
der verstorbene kluge Geheimrat Bulling zur Be-
gründung der Forderung, den Frauen das Vor-
mundschaftsrecht zu geben, s. 3. schon sagte: daß
die männlichen Einzelvormünder versagen

21 Jchenhaeuser, Frauenziele.
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[321/0325] trauten Kindes, sondern auch dessen Mutter an- nehmen. Man sieht, daß sie sich nicht an der recht- lichen Vertretung und Überwachung des Gedeihens ihres Mündels genügen lassen, sondern daß sie darüber hinaus sich in geradezu mütterlicher Weise sich auch um das Wohl der Mündelmutter be- kümmern. Sie verschaffen ihr Arbeit, ärztliche Behandlung, materielle Erleichterungen. Sie be- mühen sich, den Vater des unehelichen Kindes zur nachträglichen Eheschließung und Legitimierung des Kindes zu veranlassen, was ihnen nicht selten gelingt, oder versuchen, die Eltern der jungen Mutter zu bewegen, die verstoßene Tochter wieder aufzunehmen und ihr zu verzeihen, was sie mit- unter erst dadurch erreichen, daß sie selbst in freundschaftlicher Weise mit den armen Ver- lassenen verkehren, ihnen passende Stellung ver- schaffen, für eine sorgsame Erziehung des Kindes sorgen und sie auf diese Weise wieder aufrichten, in geordnete Verhältnisse und damit auch wieder zurück zum Elternherzen führen. Mit einem Wort, die Erfahrung hat das be- stätigt, was die Freunde der Frauenbewegung wie der verstorbene kluge Geheimrat Bulling zur Be- gründung der Forderung, den Frauen das Vor- mundschaftsrecht zu geben, s. 3. schon sagte: daß die männlichen Einzelvormünder versagen 21 Jchenhaeuser, Frauenziele.

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/325>, abgerufen am 22.11.2024.