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Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898.

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Eliza Ichenhaeuser.
habe, hat er, um ihr jede Fühlung mit der Oeffentlich-
keit, durch die sie dereinst vielleicht Schutz erhalten
könnte, untersagt, indem er sie in ihre vier Wände fest-
bannte, durch die kein Schall des Lebens hindurchdrang,
durch die sie nichts von der Welt und die Welt nichts
von ihr erfuhr, hat der männliche Egoismus es aber
glücklich so weit gebracht, jede intellectuelle Kraft, die
im Weibe schlummert, in einen todtenähnlichen Schlaf
einzuwiegen, so gesellte sich in späteren Zeiten das Vor-
urtheil hinzu, das die Erfahrungen gegen die Fähigkeiten
der Frau in's Treffen führen wollte, jene Erfahrungen,
die nichts weiter als der Ausfluss einer systematischen
Niederdrückung des geistigen und damit auch des mensch-
lichen Niveaus der Frau waren und über das weibliche
Geschlecht, das man absichtlich nicht erzogen hatte, dessen
Eigenart man zu studieren sich nie die Mühe genommen
hatte, von dem man mit einem Worte nichts wusste,
ergoss sich eine Fluth von Schmähungen, die, in Er-
mangelung von Widerlegung Seitens der Angegriffenen
denen zum Theil die Bildung, zum noch grösseren Theil
die Freiheit dazu fehlte, nach und nach zu eben so
feststehenden als falschen Urtheilen über die Frauen
sich verdichteten. Der Sprüchwörterschatz eines jeden
Volkes bietet eine Fülle von Beispielen für die Wahrheit
dieser Behauptung. Doch wäre es ein Irrthum zu glauben,
dass es nicht immer und zu allen Zeiten schon Männer
gegeben habe, die die Ungerechtigkeit des Egoismus
ihrer Zeit eingesehen hätten. Wie leuchtende Blitze

Eliza Ichenhaeuser.
habe, hat er, um ihr jede Fühlung mit der Oeffentlich-
keit, durch die sie dereinst vielleicht Schutz erhalten
könnte, untersagt, indem er sie in ihre vier Wände fest-
bannte, durch die kein Schall des Lebens hindurchdrang,
durch die sie nichts von der Welt und die Welt nichts
von ihr erfuhr, hat der männliche Egoismus es aber
glücklich so weit gebracht, jede intellectuelle Kraft, die
im Weibe schlummert, in einen todtenähnlichen Schlaf
einzuwiegen, so gesellte sich in späteren Zeiten das Vor-
urtheil hinzu, das die Erfahrungen gegen die Fähigkeiten
der Frau in's Treffen führen wollte, jene Erfahrungen,
die nichts weiter als der Ausfluss einer systematischen
Niederdrückung des geistigen und damit auch des mensch-
lichen Niveaus der Frau waren und über das weibliche
Geschlecht, das man absichtlich nicht erzogen hatte, dessen
Eigenart man zu studieren sich nie die Mühe genommen
hatte, von dem man mit einem Worte nichts wusste,
ergoss sich eine Fluth von Schmähungen, die, in Er-
mangelung von Widerlegung Seitens der Angegriffenen
denen zum Theil die Bildung, zum noch grösseren Theil
die Freiheit dazu fehlte, nach und nach zu eben so
feststehenden als falschen Urtheilen über die Frauen
sich verdichteten. Der Sprüchwörterschatz eines jeden
Volkes bietet eine Fülle von Beispielen für die Wahrheit
dieser Behauptung. Doch wäre es ein Irrthum zu glauben,
dass es nicht immer und zu allen Zeiten schon Männer
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ihrer Zeit eingesehen hätten. Wie leuchtende Blitze

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[22/0035] Eliza Ichenhaeuser. habe, hat er, um ihr jede Fühlung mit der Oeffentlich- keit, durch die sie dereinst vielleicht Schutz erhalten könnte, untersagt, indem er sie in ihre vier Wände fest- bannte, durch die kein Schall des Lebens hindurchdrang, durch die sie nichts von der Welt und die Welt nichts von ihr erfuhr, hat der männliche Egoismus es aber glücklich so weit gebracht, jede intellectuelle Kraft, die im Weibe schlummert, in einen todtenähnlichen Schlaf einzuwiegen, so gesellte sich in späteren Zeiten das Vor- urtheil hinzu, das die Erfahrungen gegen die Fähigkeiten der Frau in's Treffen führen wollte, jene Erfahrungen, die nichts weiter als der Ausfluss einer systematischen Niederdrückung des geistigen und damit auch des mensch- lichen Niveaus der Frau waren und über das weibliche Geschlecht, das man absichtlich nicht erzogen hatte, dessen Eigenart man zu studieren sich nie die Mühe genommen hatte, von dem man mit einem Worte nichts wusste, ergoss sich eine Fluth von Schmähungen, die, in Er- mangelung von Widerlegung Seitens der Angegriffenen denen zum Theil die Bildung, zum noch grösseren Theil die Freiheit dazu fehlte, nach und nach zu eben so feststehenden als falschen Urtheilen über die Frauen sich verdichteten. Der Sprüchwörterschatz eines jeden Volkes bietet eine Fülle von Beispielen für die Wahrheit dieser Behauptung. Doch wäre es ein Irrthum zu glauben, dass es nicht immer und zu allen Zeiten schon Männer gegeben habe, die die Ungerechtigkeit des Egoismus ihrer Zeit eingesehen hätten. Wie leuchtende Blitze  

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_gleichberechtigung_1898/35>, abgerufen am 21.11.2024.