Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785. Anton. Gebt es doch! Wer weiß. Ihr gebt mir wohl so bald keines wieder -- Wirthin. Was sind das für Reden? Anton. Nun gebt her. (die Wirthin giebt ihm.) (nachdem er hastig hinein getrunken.) Für wen tragt Ihr Schwarz? Wirthin. Für meinen Anton. Vorige Woche ist er gestorben. Anton. Du lieber Gott! Wirthin. Ich habe nur den einzigen Sohn gehabt, und er hat fort gemußt -- Der Junge fehlt mir in allen Winkeln. Was hilfts? -- man weint ihm nach -- aber -- Hin ist hin. Anton. (mit gesenktem Blick und tiefem Athen.) Hin ist hin! (abwärts.) Ob sie mir auch wohl eine Thräne nachweint -- Wirthin. Was meinen Sie? Anton. Hin ist hin! -- Gebt mir Papier und Feder. Wirthin. Hier, da ist -- -- Anton. (sezt sich zum Schreiben, denkt, schreibt ein Wort, streicht es aus und springt auf.) Mutter -- ich wollte, ich läge so tief, wie Euer Anton. Anton. Gebt es doch! Wer weiß. Ihr gebt mir wohl ſo bald keines wieder — Wirthin. Was ſind das fuͤr Reden? Anton. Nun gebt her. (die Wirthin giebt ihm.) (nachdem er haſtig hinein getrunken.) Fuͤr wen tragt Ihr Schwarz? Wirthin. Fuͤr meinen Anton. Vorige Woche iſt er geſtorben. Anton. Du lieber Gott! Wirthin. Ich habe nur den einzigen Sohn gehabt, und er hat fort gemußt — Der Junge fehlt mir in allen Winkeln. Was hilfts? — man weint ihm nach — aber — Hin iſt hin. Anton. (mit geſenktem Blick und tiefem Athen.) Hin iſt hin! (abwaͤrts.) Ob ſie mir auch wohl eine Thraͤne nachweint — Wirthin. Was meinen Sie? Anton. Hin iſt hin! — Gebt mir Papier und Feder. Wirthin. Hier, da iſt — — Anton. (ſezt ſich zum Schreiben, denkt, ſchreibt ein Wort, ſtreicht es aus und ſpringt auf.) Mutter — ich wollte, ich laͤge ſo tief, wie Euer Anton. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0113" n="107"/> <sp who="#ANT"> <speaker>Anton.</speaker> <p>Gebt es doch! Wer weiß. Ihr gebt mir<lb/> wohl ſo bald keines wieder —</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRT"> <speaker>Wirthin.</speaker> <p>Was ſind das fuͤr Reden?</p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker>Anton.</speaker> <p>Nun gebt her. <stage>(die Wirthin giebt ihm.)<lb/> (nachdem er haſtig hinein getrunken.)</stage> Fuͤr wen tragt<lb/> Ihr Schwarz?</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRT"> <speaker>Wirthin.</speaker> <p>Fuͤr meinen Anton. Vorige Woche iſt<lb/> er geſtorben.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker>Anton.</speaker> <p>Du lieber Gott!</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRT"> <speaker>Wirthin.</speaker> <p>Ich habe nur den einzigen Sohn gehabt,<lb/> und er hat fort gemußt — Der Junge fehlt mir in<lb/> allen Winkeln. Was hilfts? — man weint ihm nach<lb/> — aber — Hin iſt hin.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker>Anton.</speaker> <stage>(mit geſenktem Blick und tiefem Athen.)</stage> <p>Hin<lb/> iſt hin! <stage>(abwaͤrts.)</stage> Ob ſie mir auch wohl eine Thraͤne<lb/> nachweint —</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRT"> <speaker>Wirthin.</speaker> <p>Was meinen Sie?</p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker>Anton.</speaker> <p>Hin iſt hin! — Gebt mir Papier und<lb/> Feder.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRT"> <speaker>Wirthin.</speaker> <p>Hier, da iſt — —</p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker>Anton.</speaker> <stage>(ſezt ſich zum Schreiben, denkt, ſchreibt ein Wort,<lb/> ſtreicht es aus und ſpringt auf.)</stage> <p>Mutter — ich wollte,<lb/> ich laͤge ſo tief, wie Euer Anton.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [107/0113]
Anton. Gebt es doch! Wer weiß. Ihr gebt mir
wohl ſo bald keines wieder —
Wirthin. Was ſind das fuͤr Reden?
Anton. Nun gebt her. (die Wirthin giebt ihm.)
(nachdem er haſtig hinein getrunken.) Fuͤr wen tragt
Ihr Schwarz?
Wirthin. Fuͤr meinen Anton. Vorige Woche iſt
er geſtorben.
Anton. Du lieber Gott!
Wirthin. Ich habe nur den einzigen Sohn gehabt,
und er hat fort gemußt — Der Junge fehlt mir in
allen Winkeln. Was hilfts? — man weint ihm nach
— aber — Hin iſt hin.
Anton. (mit geſenktem Blick und tiefem Athen.) Hin
iſt hin! (abwaͤrts.) Ob ſie mir auch wohl eine Thraͤne
nachweint —
Wirthin. Was meinen Sie?
Anton. Hin iſt hin! — Gebt mir Papier und
Feder.
Wirthin. Hier, da iſt — —
Anton. (ſezt ſich zum Schreiben, denkt, ſchreibt ein Wort,
ſtreicht es aus und ſpringt auf.) Mutter — ich wollte,
ich laͤge ſo tief, wie Euer Anton.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |