Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
Wirthin. Gott soll Sie bewahren! -- So ein lieber
junger Herr -- haben so liebe Eltern; warum wollten
Sie sterben?
Anton. Nun, was giebts denn Neues bei Euch? --
Die Werber sind ja von Euch gezogen -- wohin denn?
Wirthin. Eine kleine halbe Stunde von hier nach
Graurode.
Anton. Nun, in Gottes Namen! -- Noch ein
Glas.
Wirthin. Nichts -- und wenn Sie es mit Golde
bezahlen wollten.
Anton. Nun, so lebt wohl. Adieu, Alte -- Gott
tröste Euch! -- Noch eins -- schickt doch in meinen
Ort nach Weißenbach -- da ist die Fridrike wieder in
unserm Hause.
Wirthin. Ich weiß, das liebe Mädchen ist diesen
Morgen hier durchgekommen -- es ist ein herzlich Ding.
Anton. (mit Feuer) Nicht wahr? Nicht wahr,
Riekchen ist gut? Nicht wahr, ihrer giebts wenige?
(mit unterdrückten Thränen.) So ehrlich -- so hübsch
-- so brav --
Wirthin. Das ist gewiß.
Anton. (gefaßter.) Nun, so thut mir den Gefallen
geht hin -- ich muß über Feld -- und das Schreiben
Wirthin. Gott ſoll Sie bewahren! — So ein lieber
junger Herr — haben ſo liebe Eltern; warum wollten
Sie ſterben?
Anton. Nun, was giebts denn Neues bei Euch? —
Die Werber ſind ja von Euch gezogen — wohin denn?
Wirthin. Eine kleine halbe Stunde von hier nach
Graurode.
Anton. Nun, in Gottes Namen! — Noch ein
Glas.
Wirthin. Nichts — und wenn Sie es mit Golde
bezahlen wollten.
Anton. Nun, ſo lebt wohl. Adieu, Alte — Gott
troͤſte Euch! — Noch eins — ſchickt doch in meinen
Ort nach Weißenbach — da iſt die Fridrike wieder in
unſerm Hauſe.
Wirthin. Ich weiß, das liebe Maͤdchen iſt dieſen
Morgen hier durchgekommen — es iſt ein herzlich Ding.
Anton. (mit Feuer) Nicht wahr? Nicht wahr,
Riekchen iſt gut? Nicht wahr, ihrer giebts wenige?
(mit unterdruͤckten Thraͤnen.) So ehrlich — ſo huͤbſch
— ſo brav —
Wirthin. Das iſt gewiß.
Anton. (gefaßter.) Nun, ſo thut mir den Gefallen
geht hin — ich muß uͤber Feld — und das Schreiben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0114" n="108"/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Gott &#x017F;oll Sie bewahren! &#x2014; So ein lieber<lb/>
junger Herr &#x2014; haben &#x017F;o liebe Eltern; warum wollten<lb/>
Sie &#x017F;terben?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANT">
            <speaker>Anton.</speaker>
            <p>Nun, was giebts denn Neues bei Euch? &#x2014;<lb/>
Die Werber &#x017F;ind ja von Euch gezogen &#x2014; wohin denn?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Eine kleine halbe Stunde von hier nach<lb/>
Graurode.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANT">
            <speaker>Anton.</speaker>
            <p>Nun, in Gottes Namen! &#x2014; Noch ein<lb/>
Glas.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Nichts &#x2014; und wenn Sie es mit Golde<lb/>
bezahlen wollten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANT">
            <speaker>Anton.</speaker>
            <p>Nun, &#x017F;o lebt wohl. Adieu, Alte &#x2014; Gott<lb/>
tro&#x0364;&#x017F;te Euch! &#x2014; Noch eins &#x2014; &#x017F;chickt doch in meinen<lb/>
Ort nach Weißenbach &#x2014; da i&#x017F;t die Fridrike wieder in<lb/>
un&#x017F;erm Hau&#x017F;e.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Ich weiß, das liebe Ma&#x0364;dchen i&#x017F;t die&#x017F;en<lb/>
Morgen hier durchgekommen &#x2014; es i&#x017F;t ein herzlich Ding.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANT">
            <speaker>Anton.</speaker>
            <stage>(mit Feuer)</stage>
            <p>Nicht wahr? Nicht wahr,<lb/>
Riekchen i&#x017F;t gut? Nicht wahr, ihrer giebts wenige?<lb/><stage>(mit unterdru&#x0364;ckten Thra&#x0364;nen.)</stage> So ehrlich &#x2014; &#x017F;o hu&#x0364;b&#x017F;ch<lb/>
&#x2014; &#x017F;o brav &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Das i&#x017F;t gewiß.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANT">
            <speaker>Anton.</speaker>
            <stage>(gefaßter.)</stage>
            <p>Nun, &#x017F;o thut mir den Gefallen<lb/>
geht hin &#x2014; ich muß u&#x0364;ber Feld &#x2014; und das Schreiben<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0114] Wirthin. Gott ſoll Sie bewahren! — So ein lieber junger Herr — haben ſo liebe Eltern; warum wollten Sie ſterben? Anton. Nun, was giebts denn Neues bei Euch? — Die Werber ſind ja von Euch gezogen — wohin denn? Wirthin. Eine kleine halbe Stunde von hier nach Graurode. Anton. Nun, in Gottes Namen! — Noch ein Glas. Wirthin. Nichts — und wenn Sie es mit Golde bezahlen wollten. Anton. Nun, ſo lebt wohl. Adieu, Alte — Gott troͤſte Euch! — Noch eins — ſchickt doch in meinen Ort nach Weißenbach — da iſt die Fridrike wieder in unſerm Hauſe. Wirthin. Ich weiß, das liebe Maͤdchen iſt dieſen Morgen hier durchgekommen — es iſt ein herzlich Ding. Anton. (mit Feuer) Nicht wahr? Nicht wahr, Riekchen iſt gut? Nicht wahr, ihrer giebts wenige? (mit unterdruͤckten Thraͤnen.) So ehrlich — ſo huͤbſch — ſo brav — Wirthin. Das iſt gewiß. Anton. (gefaßter.) Nun, ſo thut mir den Gefallen geht hin — ich muß uͤber Feld — und das Schreiben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/114
Zitationshilfe: Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/114>, abgerufen am 04.12.2024.