Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785. Amtmann. Ja, o ja. -- Nur -- Obfstr. Dem Geschickten steht der Ungeschicktere nach. Das versteht sich. Zu leben hat mein Sohn. Um Reichthum habe ich Gott noch nie gebeten. -- Indeß -- (er nimmt ein Glas.) Gutes Wohlsein! (trinkt.) Amtmann. (kalt.) Höflichen Dank. Obfstr. Apropos -- Bei den Diäten haben sie mir 50 Thaler zu viel geschickt. Ihr Schreiber hat sie zurück bekommen. Amtmann. (mit viel Aufhebens.) Das muß ein Irr- thum von dem Menschen gewesen sein, denn ich -- -- Obfstr. Freilich ein Irrthum. Das sagte ich gleich -- Amtmann. Daß sie nicht denken, als -- Obfstr. Ich schickte es fort, ehe ich darüber dachte. Amtmann. Die Gedanken sind oft mancherlei -- man lästert mich immer -- Sie könnten glauben -- als ob Sie Sie -- als ob ich den Weg der Erkaufung -- Obfstr. Bewahre! Etwas kaufen zu wollen, das kei- nen Preis hat, dazu sind Sie zu vernünftig, und zu sparsam, um 50 Thaler wegzuwerfen. Amtmann. O ich habe so viele Feinde, nicht einen Freund, der es redlich mit mir meinte -- J 5
Amtmann. Ja, o ja. — Nur — Obfſtr. Dem Geſchickten ſteht der Ungeſchicktere nach. Das verſteht ſich. Zu leben hat mein Sohn. Um Reichthum habe ich Gott noch nie gebeten. — Indeß — (er nimmt ein Glas.) Gutes Wohlſein! (trinkt.) Amtmann. (kalt.) Hoͤflichen Dank. Obfſtr. Apropos — Bei den Diaͤten haben ſie mir 50 Thaler zu viel geſchickt. Ihr Schreiber hat ſie zuruͤck bekommen. Amtmann. (mit viel Aufhebens.) Das muß ein Irr- thum von dem Menſchen geweſen ſein, denn ich — — Obfſtr. Freilich ein Irrthum. Das ſagte ich gleich — Amtmann. Daß ſie nicht denken, als — Obfſtr. Ich ſchickte es fort, ehe ich daruͤber dachte. Amtmann. Die Gedanken ſind oft mancherlei — man laͤſtert mich immer — Sie koͤnnten glauben — als ob Sie Sie — als ob ich den Weg der Erkaufung — Obfſtr. Bewahre! Etwas kaufen zu wollen, das kei- nen Preis hat, dazu ſind Sie zu vernuͤnftig, und zu ſparſam, um 50 Thaler wegzuwerfen. Amtmann. O ich habe ſo viele Feinde, nicht einen Freund, der es redlich mit mir meinte — J 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0143" n="137"/> <sp who="#AMT"> <speaker>Amtmann.</speaker> <p>Ja, o ja. — Nur —</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Dem Geſchickten ſteht der Ungeſchicktere<lb/> nach. Das verſteht ſich. Zu leben hat mein Sohn.<lb/> Um Reichthum habe ich Gott noch nie gebeten. —<lb/> Indeß — <stage>(er nimmt ein Glas.)</stage> Gutes Wohlſein! <stage>(trinkt.)</stage></p> </sp><lb/> <sp who="#AMT"> <speaker>Amtmann.</speaker> <stage>(kalt.)</stage> <p>Hoͤflichen Dank.</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Apropos — Bei den Diaͤten haben ſie mir<lb/> 50 Thaler zu viel geſchickt. Ihr Schreiber hat ſie<lb/> zuruͤck bekommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#AMT"> <speaker>Amtmann.</speaker> <stage>(mit viel Aufhebens.)</stage> <p>Das muß ein Irr-<lb/> thum von dem Menſchen geweſen ſein, denn ich — —</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Freilich ein Irrthum. Das ſagte ich<lb/> gleich —</p> </sp><lb/> <sp who="#AMT"> <speaker>Amtmann.</speaker> <p>Daß ſie nicht denken, als —</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Ich ſchickte es fort, ehe ich daruͤber dachte.</p> </sp><lb/> <sp who="#AMT"> <speaker>Amtmann.</speaker> <p>Die Gedanken ſind oft mancherlei —<lb/> man laͤſtert mich immer — Sie koͤnnten glauben —<lb/> als ob Sie Sie — als ob ich den Weg der Erkaufung —</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Bewahre! Etwas kaufen zu wollen, das kei-<lb/> nen Preis hat, dazu ſind Sie zu vernuͤnftig, und zu<lb/> ſparſam, um 50 Thaler wegzuwerfen.</p> </sp><lb/> <sp who="#AMT"> <speaker>Amtmann.</speaker> <p>O ich habe ſo viele Feinde, nicht einen<lb/> Freund, der es redlich mit mir meinte —</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J 5</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0143]
Amtmann. Ja, o ja. — Nur —
Obfſtr. Dem Geſchickten ſteht der Ungeſchicktere
nach. Das verſteht ſich. Zu leben hat mein Sohn.
Um Reichthum habe ich Gott noch nie gebeten. —
Indeß — (er nimmt ein Glas.) Gutes Wohlſein! (trinkt.)
Amtmann. (kalt.) Hoͤflichen Dank.
Obfſtr. Apropos — Bei den Diaͤten haben ſie mir
50 Thaler zu viel geſchickt. Ihr Schreiber hat ſie
zuruͤck bekommen.
Amtmann. (mit viel Aufhebens.) Das muß ein Irr-
thum von dem Menſchen geweſen ſein, denn ich — —
Obfſtr. Freilich ein Irrthum. Das ſagte ich
gleich —
Amtmann. Daß ſie nicht denken, als —
Obfſtr. Ich ſchickte es fort, ehe ich daruͤber dachte.
Amtmann. Die Gedanken ſind oft mancherlei —
man laͤſtert mich immer — Sie koͤnnten glauben —
als ob Sie Sie — als ob ich den Weg der Erkaufung —
Obfſtr. Bewahre! Etwas kaufen zu wollen, das kei-
nen Preis hat, dazu ſind Sie zu vernuͤnftig, und zu
ſparſam, um 50 Thaler wegzuwerfen.
Amtmann. O ich habe ſo viele Feinde, nicht einen
Freund, der es redlich mit mir meinte —
J 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |