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Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.

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Obfstr. Das ist Ihre eigne Schuld. Das macht --
-- Nun ein Glas! Es ist ein reiner Wein, ein guter
Wein, macht frölich und öffnet das Herz. Mir ist so
zu Sinne. -- Ist Ihnen auch so -- so sprechen wir jezt
wohl ein Wort mehr, als sonst!
Amtmann. Ja -- wie so?
Obfstr. Sehen Sie -- was wir einer von dem an-
dern halten, wissen wir. Aber wes das Herz voll ist --
Sie kennen das Sprichwort -- nun und ein Glas Wein
löset die Zunge. Allein sind wir jezt -- sagen Sie, was
Sie gegen mich auf dem Herzen haben; ich wills auch
so machen. Wer weiß? Kommen wir nicht näher zu-
sammen! Die Geschäfte gehen denn doch besser, wenn
wir einig sind, und das sind wir dem Fürsten und den
Unterthanen schuldig.
Amtmann. Lieber Mann! Einigkeit ist ja mein täg-
licher Wunsch. Ich biete hiermit die erste Hand zur
Freundschaft.
Obfstr. Wollen Sie, wie ich will? -- Hand in
Hand! -- alte deutsche Treue!
Amtmann. (schlägt ein.) Und reciprokes Verständ-
niß, amicable Behandlung.
Obfstr. Ich hoffe ja, wir werden uns noch mit ein-
ander verstehen!
Obfſtr. Das iſt Ihre eigne Schuld. Das macht —
— Nun ein Glas! Es iſt ein reiner Wein, ein guter
Wein, macht froͤlich und oͤffnet das Herz. Mir iſt ſo
zu Sinne. — Iſt Ihnen auch ſo — ſo ſprechen wir jezt
wohl ein Wort mehr, als ſonſt!
Amtmann. Ja — wie ſo?
Obfſtr. Sehen Sie — was wir einer von dem an-
dern halten, wiſſen wir. Aber wes das Herz voll iſt —
Sie kennen das Sprichwort — nun und ein Glas Wein
loͤſet die Zunge. Allein ſind wir jezt — ſagen Sie, was
Sie gegen mich auf dem Herzen haben; ich wills auch
ſo machen. Wer weiß? Kommen wir nicht naͤher zu-
ſammen! Die Geſchaͤfte gehen denn doch beſſer, wenn
wir einig ſind, und das ſind wir dem Fuͤrſten und den
Unterthanen ſchuldig.
Amtmann. Lieber Mann! Einigkeit iſt ja mein taͤg-
licher Wunſch. Ich biete hiermit die erſte Hand zur
Freundſchaft.
Obfſtr. Wollen Sie, wie ich will? — Hand in
Hand! — alte deutſche Treue!
Amtmann. (ſchlaͤgt ein.) Und reciprokes Verſtaͤnd-
niß, amicable Behandlung.
Obfſtr. Ich hoffe ja, wir werden uns noch mit ein-
ander verſtehen!
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[138/0144] Obfſtr. Das iſt Ihre eigne Schuld. Das macht — — Nun ein Glas! Es iſt ein reiner Wein, ein guter Wein, macht froͤlich und oͤffnet das Herz. Mir iſt ſo zu Sinne. — Iſt Ihnen auch ſo — ſo ſprechen wir jezt wohl ein Wort mehr, als ſonſt! Amtmann. Ja — wie ſo? Obfſtr. Sehen Sie — was wir einer von dem an- dern halten, wiſſen wir. Aber wes das Herz voll iſt — Sie kennen das Sprichwort — nun und ein Glas Wein loͤſet die Zunge. Allein ſind wir jezt — ſagen Sie, was Sie gegen mich auf dem Herzen haben; ich wills auch ſo machen. Wer weiß? Kommen wir nicht naͤher zu- ſammen! Die Geſchaͤfte gehen denn doch beſſer, wenn wir einig ſind, und das ſind wir dem Fuͤrſten und den Unterthanen ſchuldig. Amtmann. Lieber Mann! Einigkeit iſt ja mein taͤg- licher Wunſch. Ich biete hiermit die erſte Hand zur Freundſchaft. Obfſtr. Wollen Sie, wie ich will? — Hand in Hand! — alte deutſche Treue! Amtmann. (ſchlaͤgt ein.) Und reciprokes Verſtaͤnd- niß, amicable Behandlung. Obfſtr. Ich hoffe ja, wir werden uns noch mit ein- ander verſtehen!

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Zitationshilfe: Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/144>, abgerufen am 04.12.2024.