Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785. Amtmann. Es ist Ihnen also Ernst darum? Obfstr. So denke ich. Amtmann. Nun gut. Wenn Sie denn nur einiger- maßen von Ihren Grillen abgehen, so sollen Sie einen dankbaren Mann an mir finden. Ich kann mich Ihnen also ohne Rückhalt anvertrauen? Obfstr. Völlig! Amtmann. Mein guter Freund! Luxus -- Bedürf- nisse aller Art sind gestiegen. Verdienst allein wird nachgrade eine magre Empfehlung zu einer Stelle. Obfstr. Leider! -- Amtmann. Bis man zu einem einträglichen Posten gelangt, kostet es Aufwand von aller Art. Will man fest im Sattel bleiben, so kostet es noch mehr. Das muß wieder herausgebracht werden. Mit den Herren in der Stadt ist das eine eigne Sache; wer nicht helfen kann, kann schaden. Die Helfer kosten weniger, sie krie- gen von allen Ecken; daher fordern sie weniger. Aber, die schaden können, die Müßiggänger, arme Teufel aus der Antichambre, die, so zu sagen, vom Schadenthun leben, die kosten mir schrecklich viel. Obfstr. So? Amtmann. Schrecklich viel. Denn wenn Seine Durchlaucht in langweiligen Stunden sich nach Neuig- Amtmann. Es iſt Ihnen alſo Ernſt darum? Obfſtr. So denke ich. Amtmann. Nun gut. Wenn Sie denn nur einiger- maßen von Ihren Grillen abgehen, ſo ſollen Sie einen dankbaren Mann an mir finden. Ich kann mich Ihnen alſo ohne Ruͤckhalt anvertrauen? Obfſtr. Voͤllig! Amtmann. Mein guter Freund! Luxus — Beduͤrf- niſſe aller Art ſind geſtiegen. Verdienſt allein wird nachgrade eine magre Empfehlung zu einer Stelle. Obfſtr. Leider! — Amtmann. Bis man zu einem eintraͤglichen Poſten gelangt, koſtet es Aufwand von aller Art. Will man feſt im Sattel bleiben, ſo koſtet es noch mehr. Das muß wieder herausgebracht werden. Mit den Herren in der Stadt iſt das eine eigne Sache; wer nicht helfen kann, kann ſchaden. Die Helfer koſten weniger, ſie krie- gen von allen Ecken; daher fordern ſie weniger. Aber, die ſchaden koͤnnen, die Muͤßiggaͤnger, arme Teufel aus der Antichambre, die, ſo zu ſagen, vom Schadenthun leben, die koſten mir ſchrecklich viel. Obfſtr. So? Amtmann. Schrecklich viel. Denn wenn Seine Durchlaucht in langweiligen Stunden ſich nach Neuig- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0145" n="139"/> <sp who="#AMT"> <speaker>Amtmann.</speaker> <p>Es iſt Ihnen alſo Ernſt darum?</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>So denke ich.</p> </sp><lb/> <sp who="#AMT"> <speaker>Amtmann.</speaker> <p>Nun gut. Wenn Sie denn nur einiger-<lb/> maßen von Ihren Grillen abgehen, ſo ſollen Sie einen<lb/> dankbaren Mann an mir finden. Ich kann mich Ihnen<lb/> alſo ohne Ruͤckhalt anvertrauen?</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Voͤllig!</p> </sp><lb/> <sp who="#AMT"> <speaker>Amtmann.</speaker> <p>Mein guter Freund! Luxus — Beduͤrf-<lb/> niſſe aller Art ſind geſtiegen. Verdienſt allein wird<lb/> nachgrade eine magre Empfehlung zu einer Stelle.</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Leider! —</p> </sp><lb/> <sp who="#AMT"> <speaker>Amtmann.</speaker> <p>Bis man zu einem eintraͤglichen Poſten<lb/> gelangt, koſtet es Aufwand von aller Art. Will man<lb/> feſt im Sattel bleiben, ſo koſtet es noch mehr. Das<lb/> muß wieder herausgebracht werden. Mit den Herren<lb/> in der Stadt iſt das eine eigne Sache; wer nicht helfen<lb/> kann, kann ſchaden. Die Helfer koſten weniger, ſie krie-<lb/> gen von allen Ecken; daher fordern ſie weniger. Aber,<lb/> die ſchaden koͤnnen, die Muͤßiggaͤnger, arme Teufel aus<lb/> der Antichambre, die, ſo zu ſagen, vom Schadenthun<lb/> leben, die koſten mir ſchrecklich viel.</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>So?</p> </sp><lb/> <sp who="#AMT"> <speaker>Amtmann.</speaker> <p>Schrecklich <hi rendition="#g">viel</hi>. Denn wenn Seine<lb/> Durchlaucht in langweiligen Stunden ſich nach Neuig-<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0145]
Amtmann. Es iſt Ihnen alſo Ernſt darum?
Obfſtr. So denke ich.
Amtmann. Nun gut. Wenn Sie denn nur einiger-
maßen von Ihren Grillen abgehen, ſo ſollen Sie einen
dankbaren Mann an mir finden. Ich kann mich Ihnen
alſo ohne Ruͤckhalt anvertrauen?
Obfſtr. Voͤllig!
Amtmann. Mein guter Freund! Luxus — Beduͤrf-
niſſe aller Art ſind geſtiegen. Verdienſt allein wird
nachgrade eine magre Empfehlung zu einer Stelle.
Obfſtr. Leider! —
Amtmann. Bis man zu einem eintraͤglichen Poſten
gelangt, koſtet es Aufwand von aller Art. Will man
feſt im Sattel bleiben, ſo koſtet es noch mehr. Das
muß wieder herausgebracht werden. Mit den Herren
in der Stadt iſt das eine eigne Sache; wer nicht helfen
kann, kann ſchaden. Die Helfer koſten weniger, ſie krie-
gen von allen Ecken; daher fordern ſie weniger. Aber,
die ſchaden koͤnnen, die Muͤßiggaͤnger, arme Teufel aus
der Antichambre, die, ſo zu ſagen, vom Schadenthun
leben, die koſten mir ſchrecklich viel.
Obfſtr. So?
Amtmann. Schrecklich viel. Denn wenn Seine
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