Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.
auf eine Heirath zu fallen. Die Nachricht davon wirkte übel auf sie. Die gute Frau Oberförsterin, die nun Niemanden etwas Unangenehmes sagen kann, war da- bei sehr in Verlegenheit, und wollte immer überall gut machen. Obfstr. Hm, als wenn ich sie sähe. -- Und Friedrike? -- Pastor. Ist auf ihrem Zimmer. Den Amtmann habe ich zwar nicht gesprochen, er ließ seine Tochter unten abrufen; aber aus der Art, wie er sie über den Hof mit sich fortriß, vermuthete ich, was hier vor- gegangen ist. Schulz. -- Nehmen Sie mir es nicht für ungut -- ich meine, nun müßte es doch wegen des Herrn Amtmanns mit uns bald ein andres Ansehn gewinnen. Pastor. Wie so? Schulz. Ei -- es müßte besser mit uns werden. Die Herren in der Stadt -- sagt mein Sohn -- der Gestudierte! -- schreiben frisch darauf los für die Landwirtschaft. Pastor. Neue, gute Grundsäzze gewinnen nicht so schnell die Oberhand. Das Vorurtheil drückt den Keim des Guten wieder unter den Boden. Indeß hat er selbst mir gesagt, das Gutachten dieser Herren habe seine Aecker um die Hälfte verbessert.
auf eine Heirath zu fallen. Die Nachricht davon wirkte uͤbel auf ſie. Die gute Frau Oberfoͤrſterin, die nun Niemanden etwas Unangenehmes ſagen kann, war da- bei ſehr in Verlegenheit, und wollte immer uͤberall gut machen. Obfſtr. Hm, als wenn ich ſie ſaͤhe. — Und Friedrike? — Paſtor. Iſt auf ihrem Zimmer. Den Amtmann habe ich zwar nicht geſprochen, er ließ ſeine Tochter unten abrufen; aber aus der Art, wie er ſie uͤber den Hof mit ſich fortriß, vermuthete ich, was hier vor- gegangen iſt. Schulz. — Nehmen Sie mir es nicht fuͤr ungut — ich meine, nun muͤßte es doch wegen des Herrn Amtmanns mit uns bald ein andres Anſehn gewinnen. Paſtor. Wie ſo? Schulz. Ei — es muͤßte beſſer mit uns werden. Die Herren in der Stadt — ſagt mein Sohn — der Geſtudierte! — ſchreiben friſch darauf los fuͤr die Landwirtſchaft. Paſtor. Neue, gute Grundſaͤzze gewinnen nicht ſo ſchnell die Oberhand. Das Vorurtheil druͤckt den Keim des Guten wieder unter den Boden. Indeß hat er ſelbſt mir geſagt, das Gutachten dieſer Herren habe ſeine Aecker um die Haͤlfte verbeſſert. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#PAS"> <p><pb facs="#f0152" n="146"/> auf eine Heirath zu fallen. Die Nachricht davon wirkte<lb/> uͤbel auf ſie. Die gute Frau Oberfoͤrſterin, die nun<lb/> Niemanden etwas Unangenehmes ſagen kann, war da-<lb/> bei ſehr in Verlegenheit, und wollte immer uͤberall gut<lb/> machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Hm, als wenn ich ſie ſaͤhe. — Und Friedrike? —</p> </sp><lb/> <sp who="#PAS"> <speaker>Paſtor.</speaker> <p>Iſt auf ihrem Zimmer. Den Amtmann<lb/> habe ich zwar nicht geſprochen, er ließ ſeine Tochter<lb/> unten abrufen; aber aus der Art, wie er ſie uͤber den<lb/> Hof mit ſich fortriß, vermuthete ich, was hier vor-<lb/> gegangen iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHU"> <speaker>Schulz.</speaker> <p>— Nehmen Sie mir es nicht fuͤr ungut<lb/> — ich meine, nun muͤßte es doch wegen des Herrn<lb/> Amtmanns mit uns bald ein andres Anſehn gewinnen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAS"> <speaker>Paſtor.</speaker> <p>Wie ſo?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHU"> <speaker>Schulz.</speaker> <p>Ei — es muͤßte beſſer mit uns werden.<lb/> Die Herren in der Stadt — ſagt mein Sohn — der<lb/> Geſtudierte! — ſchreiben friſch darauf los fuͤr die<lb/> Landwirtſchaft.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAS"> <speaker>Paſtor.</speaker> <p>Neue, gute Grundſaͤzze gewinnen nicht<lb/> ſo ſchnell die Oberhand. Das Vorurtheil druͤckt den<lb/> Keim des Guten wieder unter den Boden. Indeß hat<lb/> er ſelbſt mir geſagt, das Gutachten dieſer Herren habe<lb/> ſeine Aecker um die Haͤlfte verbeſſert.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146/0152]
auf eine Heirath zu fallen. Die Nachricht davon wirkte
uͤbel auf ſie. Die gute Frau Oberfoͤrſterin, die nun
Niemanden etwas Unangenehmes ſagen kann, war da-
bei ſehr in Verlegenheit, und wollte immer uͤberall gut
machen.
Obfſtr. Hm, als wenn ich ſie ſaͤhe. — Und Friedrike? —
Paſtor. Iſt auf ihrem Zimmer. Den Amtmann
habe ich zwar nicht geſprochen, er ließ ſeine Tochter
unten abrufen; aber aus der Art, wie er ſie uͤber den
Hof mit ſich fortriß, vermuthete ich, was hier vor-
gegangen iſt.
Schulz. — Nehmen Sie mir es nicht fuͤr ungut
— ich meine, nun muͤßte es doch wegen des Herrn
Amtmanns mit uns bald ein andres Anſehn gewinnen.
Paſtor. Wie ſo?
Schulz. Ei — es muͤßte beſſer mit uns werden.
Die Herren in der Stadt — ſagt mein Sohn — der
Geſtudierte! — ſchreiben friſch darauf los fuͤr die
Landwirtſchaft.
Paſtor. Neue, gute Grundſaͤzze gewinnen nicht
ſo ſchnell die Oberhand. Das Vorurtheil druͤckt den
Keim des Guten wieder unter den Boden. Indeß hat
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