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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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mit einem Scherze, der seine ästhetische Kultur andeuten sollte, hier finden Sie alle Utensilien zu einer Tragödie. Da hängen Stricke, womit sich junge Mädchen erwürgt haben. Da liegt der Dolch eines Vatermörders, in jener Ecke steht das Beil, womit mein Toller seinen Bruder erschlug. Ich verkaufe den ganzen Kram um ein Billiges, weisen Sie mir doch einen unsrer resoluten Trauerspieldichter zu! -- Gustav bat den aufgeräumten Mann, ihn so bald als möglich abzufertigen. Sie haben keine Eile, versetzte der Amtmann, Sie sind auf die Nacht mein Gast, nach Köln können Sie nicht mehr kommen, Sie haben sich weit von der rechten Straße verirrt. Ich sehe da eben die Bauern mit dem Verwundeten anlangen. Für diesen muß ich erst sorgen, dann will ich Sie gleich vernehmen. -- Er ging nach einem Repositorio, nahm verschiedene Päckchen Briefe daraus hervor und sagte: Damit vertreiben Sie sich die Zeit, bis ich zurückkehre. Der Todte, dessen Blut dort den Boden färbt, ist durch die Länder gefahren wie ein Don Juan, und hat den Weibern die Köpfe dermaßen verrückt, daß es interessant ist, ihr Girren zu lesen. Diese Liebesbriefe, hundert und etliche an der Zahl, wurden ihm bei seiner Verhaftung abgenommen. Wenn Sie einen Roman schreiben wollen, so finden Sie in den Blättern und Blättchen die vortrefflichsten Materialien dazu. Ich sage Ihnen, das ist hier eine deutsche, eine französische, eine polnische, eine russische und eine italienische Korrespondenz, die in jeder Novelle figuriren könnte.

mit einem Scherze, der seine ästhetische Kultur andeuten sollte, hier finden Sie alle Utensilien zu einer Tragödie. Da hängen Stricke, womit sich junge Mädchen erwürgt haben. Da liegt der Dolch eines Vatermörders, in jener Ecke steht das Beil, womit mein Toller seinen Bruder erschlug. Ich verkaufe den ganzen Kram um ein Billiges, weisen Sie mir doch einen unsrer resoluten Trauerspieldichter zu! — Gustav bat den aufgeräumten Mann, ihn so bald als möglich abzufertigen. Sie haben keine Eile, versetzte der Amtmann, Sie sind auf die Nacht mein Gast, nach Köln können Sie nicht mehr kommen, Sie haben sich weit von der rechten Straße verirrt. Ich sehe da eben die Bauern mit dem Verwundeten anlangen. Für diesen muß ich erst sorgen, dann will ich Sie gleich vernehmen. — Er ging nach einem Repositorio, nahm verschiedene Päckchen Briefe daraus hervor und sagte: Damit vertreiben Sie sich die Zeit, bis ich zurückkehre. Der Todte, dessen Blut dort den Boden färbt, ist durch die Länder gefahren wie ein Don Juan, und hat den Weibern die Köpfe dermaßen verrückt, daß es interessant ist, ihr Girren zu lesen. Diese Liebesbriefe, hundert und etliche an der Zahl, wurden ihm bei seiner Verhaftung abgenommen. Wenn Sie einen Roman schreiben wollen, so finden Sie in den Blättern und Blättchen die vortrefflichsten Materialien dazu. Ich sage Ihnen, das ist hier eine deutsche, eine französische, eine polnische, eine russische und eine italienische Korrespondenz, die in jeder Novelle figuriren könnte.

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[0131] mit einem Scherze, der seine ästhetische Kultur andeuten sollte, hier finden Sie alle Utensilien zu einer Tragödie. Da hängen Stricke, womit sich junge Mädchen erwürgt haben. Da liegt der Dolch eines Vatermörders, in jener Ecke steht das Beil, womit mein Toller seinen Bruder erschlug. Ich verkaufe den ganzen Kram um ein Billiges, weisen Sie mir doch einen unsrer resoluten Trauerspieldichter zu! — Gustav bat den aufgeräumten Mann, ihn so bald als möglich abzufertigen. Sie haben keine Eile, versetzte der Amtmann, Sie sind auf die Nacht mein Gast, nach Köln können Sie nicht mehr kommen, Sie haben sich weit von der rechten Straße verirrt. Ich sehe da eben die Bauern mit dem Verwundeten anlangen. Für diesen muß ich erst sorgen, dann will ich Sie gleich vernehmen. — Er ging nach einem Repositorio, nahm verschiedene Päckchen Briefe daraus hervor und sagte: Damit vertreiben Sie sich die Zeit, bis ich zurückkehre. Der Todte, dessen Blut dort den Boden färbt, ist durch die Länder gefahren wie ein Don Juan, und hat den Weibern die Köpfe dermaßen verrückt, daß es interessant ist, ihr Girren zu lesen. Diese Liebesbriefe, hundert und etliche an der Zahl, wurden ihm bei seiner Verhaftung abgenommen. Wenn Sie einen Roman schreiben wollen, so finden Sie in den Blättern und Blättchen die vortrefflichsten Materialien dazu. Ich sage Ihnen, das ist hier eine deutsche, eine französische, eine polnische, eine russische und eine italienische Korrespondenz, die in jeder Novelle figuriren könnte.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/131>, abgerufen am 24.11.2024.