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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Weiter hatte das Mädchen vor dem Zimmer lauschend nichts erlauschen können. Sie sprach von verweinten Augen und naßgeweinten Kissen, und daß der Herr seit jenem Tage immer krank ausgesehen habe. Diese Schmerzen interessirten die Welt eben nicht sonderlich, aber in Verzweiflung war man, daß man durchaus nicht zu ergründen vermochte, wo und wann das galante Abenteuer vorgefallen war. Denn Adolphine hatte sich während ihrer Ehe fleckenlos betragen.

Doch lassen wir die Menschen mit ihrer herzlosen Neugier! -- Die Abschiedsstunde unsrer Freunde war nicht leicht. Sie sonderten ihre Sachen, da wurde so Manches von einander gethan, was lange zusammen gestanden hatte, und es war ihnen Beiden, als beginne die Auflösung ihres Leibes und ihrer Seele. Doch hatten sie einander Fassung gelobt. Adolphine schien besonders fest zu sein. Sie ruhte einen Augenblick von der Mühe des Packens aus, setzte sich auf einen Koffer und sagte: Versprich mir, Gustav, daß du mich zu deiner Pflege holen lassen willst, wenn du krank wirst! Er gab ihr die Hand, setzte sich zu ihr und erwiderte: Du nimmst doch auch Niemand als mich zu deinem Geschäftsführer? -- So saßen sie Hand in Hand auf dem Koffer, und um sie her lagen Schachteln, Cartons, Musikalien und Bücher in wüster Unordnung. Jetzt trat der Bediente ins Zimmer und sagte verlegen und zögernd: Der Musikdirektor schickt den Subscriptionsbogen herum und läßt fragen, ob der Herr und die gnädige Frau

Weiter hatte das Mädchen vor dem Zimmer lauschend nichts erlauschen können. Sie sprach von verweinten Augen und naßgeweinten Kissen, und daß der Herr seit jenem Tage immer krank ausgesehen habe. Diese Schmerzen interessirten die Welt eben nicht sonderlich, aber in Verzweiflung war man, daß man durchaus nicht zu ergründen vermochte, wo und wann das galante Abenteuer vorgefallen war. Denn Adolphine hatte sich während ihrer Ehe fleckenlos betragen.

Doch lassen wir die Menschen mit ihrer herzlosen Neugier! — Die Abschiedsstunde unsrer Freunde war nicht leicht. Sie sonderten ihre Sachen, da wurde so Manches von einander gethan, was lange zusammen gestanden hatte, und es war ihnen Beiden, als beginne die Auflösung ihres Leibes und ihrer Seele. Doch hatten sie einander Fassung gelobt. Adolphine schien besonders fest zu sein. Sie ruhte einen Augenblick von der Mühe des Packens aus, setzte sich auf einen Koffer und sagte: Versprich mir, Gustav, daß du mich zu deiner Pflege holen lassen willst, wenn du krank wirst! Er gab ihr die Hand, setzte sich zu ihr und erwiderte: Du nimmst doch auch Niemand als mich zu deinem Geschäftsführer? — So saßen sie Hand in Hand auf dem Koffer, und um sie her lagen Schachteln, Cartons, Musikalien und Bücher in wüster Unordnung. Jetzt trat der Bediente ins Zimmer und sagte verlegen und zögernd: Der Musikdirektor schickt den Subscriptionsbogen herum und läßt fragen, ob der Herr und die gnädige Frau

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[0134] Weiter hatte das Mädchen vor dem Zimmer lauschend nichts erlauschen können. Sie sprach von verweinten Augen und naßgeweinten Kissen, und daß der Herr seit jenem Tage immer krank ausgesehen habe. Diese Schmerzen interessirten die Welt eben nicht sonderlich, aber in Verzweiflung war man, daß man durchaus nicht zu ergründen vermochte, wo und wann das galante Abenteuer vorgefallen war. Denn Adolphine hatte sich während ihrer Ehe fleckenlos betragen. Doch lassen wir die Menschen mit ihrer herzlosen Neugier! — Die Abschiedsstunde unsrer Freunde war nicht leicht. Sie sonderten ihre Sachen, da wurde so Manches von einander gethan, was lange zusammen gestanden hatte, und es war ihnen Beiden, als beginne die Auflösung ihres Leibes und ihrer Seele. Doch hatten sie einander Fassung gelobt. Adolphine schien besonders fest zu sein. Sie ruhte einen Augenblick von der Mühe des Packens aus, setzte sich auf einen Koffer und sagte: Versprich mir, Gustav, daß du mich zu deiner Pflege holen lassen willst, wenn du krank wirst! Er gab ihr die Hand, setzte sich zu ihr und erwiderte: Du nimmst doch auch Niemand als mich zu deinem Geschäftsführer? — So saßen sie Hand in Hand auf dem Koffer, und um sie her lagen Schachteln, Cartons, Musikalien und Bücher in wüster Unordnung. Jetzt trat der Bediente ins Zimmer und sagte verlegen und zögernd: Der Musikdirektor schickt den Subscriptionsbogen herum und läßt fragen, ob der Herr und die gnädige Frau

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/134>, abgerufen am 21.11.2024.