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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Mund wollte zwar seines Berufes wegen für die
Gesetze reiner Verhältnisse etwas zu groß erscheinen,
aber ein schwarzer Schnurbart von wunderbarer
Fülle, welcher über den Lippen hing, machte diesen
Uebelstand wieder gut. Die großen, grellen, him-
melblauen Augen blickten sanft und grade vor sich
hin, und ließen auf eine Seele vermuthen, in
welcher die Milde bei der Stärke wohnte.

Bekleidet war dieser idealisch-schöne Nußknacker
mit einer rothlackirten Uniform und weißem Unter-
zeuge; auf dem Haupte aber trug er einen impo-
nirenden Federhut. Emerentia hatte ihn zu ihrem
Namenstage geschenkt bekommen. Sobald sie seiner
ansichtig wurde, erzitterte sie, erseufzte sie, erröthete
sie. Niemand verstand ihre Regung. Sie aber
trug den Nußknacker auf ihr einsames Zimmer,
stellte ihn auf den Kamin, blickte ihn lange glühend
und weinend an, und rief endlich: Ja, so muß
der Mann aussehen, dem sich dieses volle Herz
zu eigen ergeben soll! Von der Zeit an war
der Nußknacker ihr vorläufiger Geliebter. Sie
hielt mit ihm die zärtlichsten Zwiegespräche, sie
küßte seinen schwarzen Schnurbart, sie hatte dem
ganzen Verhältnisse eine so tiefe Beseelung gegeben,

Mund wollte zwar ſeines Berufes wegen für die
Geſetze reiner Verhältniſſe etwas zu groß erſcheinen,
aber ein ſchwarzer Schnurbart von wunderbarer
Fülle, welcher über den Lippen hing, machte dieſen
Uebelſtand wieder gut. Die großen, grellen, him-
melblauen Augen blickten ſanft und grade vor ſich
hin, und ließen auf eine Seele vermuthen, in
welcher die Milde bei der Stärke wohnte.

Bekleidet war dieſer idealiſch-ſchöne Nußknacker
mit einer rothlackirten Uniform und weißem Unter-
zeuge; auf dem Haupte aber trug er einen impo-
nirenden Federhut. Emerentia hatte ihn zu ihrem
Namenstage geſchenkt bekommen. Sobald ſie ſeiner
anſichtig wurde, erzitterte ſie, erſeufzte ſie, erröthete
ſie. Niemand verſtand ihre Regung. Sie aber
trug den Nußknacker auf ihr einſames Zimmer,
ſtellte ihn auf den Kamin, blickte ihn lange glühend
und weinend an, und rief endlich: Ja, ſo muß
der Mann ausſehen, dem ſich dieſes volle Herz
zu eigen ergeben ſoll! Von der Zeit an war
der Nußknacker ihr vorläufiger Geliebter. Sie
hielt mit ihm die zärtlichſten Zwiegeſpräche, ſie
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[111/0119] Mund wollte zwar ſeines Berufes wegen für die Geſetze reiner Verhältniſſe etwas zu groß erſcheinen, aber ein ſchwarzer Schnurbart von wunderbarer Fülle, welcher über den Lippen hing, machte dieſen Uebelſtand wieder gut. Die großen, grellen, him- melblauen Augen blickten ſanft und grade vor ſich hin, und ließen auf eine Seele vermuthen, in welcher die Milde bei der Stärke wohnte. Bekleidet war dieſer idealiſch-ſchöne Nußknacker mit einer rothlackirten Uniform und weißem Unter- zeuge; auf dem Haupte aber trug er einen impo- nirenden Federhut. Emerentia hatte ihn zu ihrem Namenstage geſchenkt bekommen. Sobald ſie ſeiner anſichtig wurde, erzitterte ſie, erſeufzte ſie, erröthete ſie. Niemand verſtand ihre Regung. Sie aber trug den Nußknacker auf ihr einſames Zimmer, ſtellte ihn auf den Kamin, blickte ihn lange glühend und weinend an, und rief endlich: Ja, ſo muß der Mann ausſehen, dem ſich dieſes volle Herz zu eigen ergeben ſoll! Von der Zeit an war der Nußknacker ihr vorläufiger Geliebter. Sie hielt mit ihm die zärtlichſten Zwiegeſpräche, ſie küßte ſeinen ſchwarzen Schnurbart, ſie hatte dem ganzen Verhältniſſe eine ſo tiefe Beſeelung gegeben,

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/119>, abgerufen am 21.11.2024.