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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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und philosophisch begründen wollen, und ertheilten
ihm die Weisung, seine bisherige rohe Empirie zu
rationalisiren, sich selbst zuvörderst aus dem Buche
zu unterrichten, und dann danach die veränderte
Belehrung der Jugend anzufangen.

Der Schulmeister las das Buch durch, er las
es noch einmal durch, er las es von hinten nach
vorn, er las es aus der Mitte, und er wußte nicht,
was er gelesen hatte. Denn es war darin gehan-
delt von Stimmlauten und Mitlauten, von Auf-
In- und Umlauten; er sollte daraus die Laute
trüben und verdünnen lernen, er sollte durch
Säuseln, Zischen, Pressen, durch Näseln und Gur-
geln die Laute hervorbringen, er vernahm, daß
die Sprache Wurzeln treibe und Seitenwurzeln,
er erfuhr endlich daraus, daß das J der reine
Urlaut sei, und daß dessen Erzeugung durch star-
kes Zusammendrücken des Kehlkopfes nach dem
Gaumen hin geschehe.

Er bat Gott um Erleuchtung in diesen Finster-
nissen, aber sein Flehen prallte zurück von dem ehernen
Himmel. Er setzte sich wieder vor das Buch, mit der
Brille auf der Nase, um schärfer zu sehen, wiewohl er
bei Tageslicht wohl noch ohne Gläser fertig werden

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und philoſophiſch begründen wollen, und ertheilten
ihm die Weiſung, ſeine bisherige rohe Empirie zu
rationaliſiren, ſich ſelbſt zuvörderſt aus dem Buche
zu unterrichten, und dann danach die veränderte
Belehrung der Jugend anzufangen.

Der Schulmeiſter las das Buch durch, er las
es noch einmal durch, er las es von hinten nach
vorn, er las es aus der Mitte, und er wußte nicht,
was er geleſen hatte. Denn es war darin gehan-
delt von Stimmlauten und Mitlauten, von Auf-
In- und Umlauten; er ſollte daraus die Laute
trüben und verdünnen lernen, er ſollte durch
Säuſeln, Ziſchen, Preſſen, durch Näſeln und Gur-
geln die Laute hervorbringen, er vernahm, daß
die Sprache Wurzeln treibe und Seitenwurzeln,
er erfuhr endlich daraus, daß das J der reine
Urlaut ſei, und daß deſſen Erzeugung durch ſtar-
kes Zuſammendrücken des Kehlkopfes nach dem
Gaumen hin geſchehe.

Er bat Gott um Erleuchtung in dieſen Finſter-
niſſen, aber ſein Flehen prallte zurück von dem ehernen
Himmel. Er ſetzte ſich wieder vor das Buch, mit der
Brille auf der Naſe, um ſchärfer zu ſehen, wiewohl er
bei Tageslicht wohl noch ohne Gläſer fertig werden

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[147/0155] und philoſophiſch begründen wollen, und ertheilten ihm die Weiſung, ſeine bisherige rohe Empirie zu rationaliſiren, ſich ſelbſt zuvörderſt aus dem Buche zu unterrichten, und dann danach die veränderte Belehrung der Jugend anzufangen. Der Schulmeiſter las das Buch durch, er las es noch einmal durch, er las es von hinten nach vorn, er las es aus der Mitte, und er wußte nicht, was er geleſen hatte. Denn es war darin gehan- delt von Stimmlauten und Mitlauten, von Auf- In- und Umlauten; er ſollte daraus die Laute trüben und verdünnen lernen, er ſollte durch Säuſeln, Ziſchen, Preſſen, durch Näſeln und Gur- geln die Laute hervorbringen, er vernahm, daß die Sprache Wurzeln treibe und Seitenwurzeln, er erfuhr endlich daraus, daß das J der reine Urlaut ſei, und daß deſſen Erzeugung durch ſtar- kes Zuſammendrücken des Kehlkopfes nach dem Gaumen hin geſchehe. Er bat Gott um Erleuchtung in dieſen Finſter- niſſen, aber ſein Flehen prallte zurück von dem ehernen Himmel. Er ſetzte ſich wieder vor das Buch, mit der Brille auf der Naſe, um ſchärfer zu ſehen, wiewohl er bei Tageslicht wohl noch ohne Gläſer fertig werden 10*

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/155>, abgerufen am 26.11.2024.