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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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oder Sägezähnen? Bin ich danach klüger, als
zuvor? Nein. Dümmer im Gegentheil. Wie
entstehen sie? Was treiben sie? Was fressen sie?
Wie begatten sie sich? Sind es Säugethiere, die
lebendige Junge zur Welt bringen, oder Eier-
legende Fische? -- O fände ich doch nur einen Mann,
mit dem ich Alles so recht durchsprechen könnte,
der eine Erklärung auch für das Dunkelste gäbe,
gleichviel welche! Der Schulmeister ist ein ehrlicher
Kauz, aber doch im Grunde ein dummer Teufel
mit seinen alten Spartaner-Flausen. Ich habe
mir einen verrückten Menschen unterhaltender ge-
dacht; der Agesel beginnt, mich zu langweilen. --

Er trat verstimmt zu einem steinernen Schäfer,
der an dem einen Ende der Taxuswände stand,
und vor Zeiten Flöte geblasen hatte, nun aber
nur noch vergeblich den Mund spitzte und die
Arme in der gezwungenen musicalischen Haltung
leer vor sich hinstreckte, weil die Flöte ihnen
längst von der Zeit entführt worden war. Der
alte Mann lehnte sich düster an den verstümmelten
Schäfer; vor seinem geistigen Gesichte wälzten sich,
schossen und kugelten riesige Infusionsthiere umher,
bis ihm die Gedanken in das Formlose zergingen.


oder Sägezähnen? Bin ich danach klüger, als
zuvor? Nein. Dümmer im Gegentheil. Wie
entſtehen ſie? Was treiben ſie? Was freſſen ſie?
Wie begatten ſie ſich? Sind es Säugethiere, die
lebendige Junge zur Welt bringen, oder Eier-
legende Fiſche? — O fände ich doch nur einen Mann,
mit dem ich Alles ſo recht durchſprechen könnte,
der eine Erklärung auch für das Dunkelſte gäbe,
gleichviel welche! Der Schulmeiſter iſt ein ehrlicher
Kauz, aber doch im Grunde ein dummer Teufel
mit ſeinen alten Spartaner-Flauſen. Ich habe
mir einen verrückten Menſchen unterhaltender ge-
dacht; der Ageſel beginnt, mich zu langweilen. —

Er trat verſtimmt zu einem ſteinernen Schäfer,
der an dem einen Ende der Taxuswände ſtand,
und vor Zeiten Flöte geblaſen hatte, nun aber
nur noch vergeblich den Mund ſpitzte und die
Arme in der gezwungenen muſicaliſchen Haltung
leer vor ſich hinſtreckte, weil die Flöte ihnen
längſt von der Zeit entführt worden war. Der
alte Mann lehnte ſich düſter an den verſtümmelten
Schäfer; vor ſeinem geiſtigen Geſichte wälzten ſich,
ſchoſſen und kugelten rieſige Infuſionsthiere umher,
bis ihm die Gedanken in das Formloſe zergingen.


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[168/0176] oder Sägezähnen? Bin ich danach klüger, als zuvor? Nein. Dümmer im Gegentheil. Wie entſtehen ſie? Was treiben ſie? Was freſſen ſie? Wie begatten ſie ſich? Sind es Säugethiere, die lebendige Junge zur Welt bringen, oder Eier- legende Fiſche? — O fände ich doch nur einen Mann, mit dem ich Alles ſo recht durchſprechen könnte, der eine Erklärung auch für das Dunkelſte gäbe, gleichviel welche! Der Schulmeiſter iſt ein ehrlicher Kauz, aber doch im Grunde ein dummer Teufel mit ſeinen alten Spartaner-Flauſen. Ich habe mir einen verrückten Menſchen unterhaltender ge- dacht; der Ageſel beginnt, mich zu langweilen. — Er trat verſtimmt zu einem ſteinernen Schäfer, der an dem einen Ende der Taxuswände ſtand, und vor Zeiten Flöte geblaſen hatte, nun aber nur noch vergeblich den Mund ſpitzte und die Arme in der gezwungenen muſicaliſchen Haltung leer vor ſich hinſtreckte, weil die Flöte ihnen längſt von der Zeit entführt worden war. Der alte Mann lehnte ſich düſter an den verſtümmelten Schäfer; vor ſeinem geiſtigen Geſichte wälzten ſich, ſchoſſen und kugelten rieſige Infuſionsthiere umher, bis ihm die Gedanken in das Formloſe zergingen.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/176>, abgerufen am 28.11.2024.