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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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in diesem Verhältnisse mußte wohl der Erste zu
dem Zweiten stehen, da Letzterer in einer eiergel-
ben Livree stak, einen lackirten Bedientenhut auf
dem Kopfe trug und sich um den Ersten mit einer
Kleiderbürste bemühte, allerhand Erd- und Gras-
spuren von dem lichtgrauen Ueberrocke desselben zu
tilgen.

Indem die Gesellschaft vom Schlosse sich den
Fremden näherte, blickten diese auf, der Erste
sagte dem Zweiten etwas in das Ohr, worauf
der Diener den Strohhelm von der Erde erhob und
seinem Herrn darreichte. Letzterer trat den Dreien
entgegen und sagte mit wunderbaren Muskelbewe-
gungen im Antlitz zum alten Baron einige höfliche
Worte der Entschuldigung, daß er so unangemel-
det in seinen Garten gefallen sei. Der Baron ver-
setzte, das habe gar nichts zu bedeuten, und der Schul-
meister machte dazu eine tiefe Verbeugung. Beide
musterten erstaunt die Zubehörungen des Fremdlings,
wie man die Papierhefte, Rollen und Streifen
wohl nennen durfte, welche aus den Seiten-Rücken-
und Brusttaschen seines Rocks, ja sogar aus den Oeff-
nungen eines ledernen Ranzens hervorsahen, den er
an einem Querriemen über die Schultern geworfen trug.


in dieſem Verhältniſſe mußte wohl der Erſte zu
dem Zweiten ſtehen, da Letzterer in einer eiergel-
ben Livree ſtak, einen lackirten Bedientenhut auf
dem Kopfe trug und ſich um den Erſten mit einer
Kleiderbürſte bemühte, allerhand Erd- und Gras-
ſpuren von dem lichtgrauen Ueberrocke deſſelben zu
tilgen.

Indem die Geſellſchaft vom Schloſſe ſich den
Fremden näherte, blickten dieſe auf, der Erſte
ſagte dem Zweiten etwas in das Ohr, worauf
der Diener den Strohhelm von der Erde erhob und
ſeinem Herrn darreichte. Letzterer trat den Dreien
entgegen und ſagte mit wunderbaren Muskelbewe-
gungen im Antlitz zum alten Baron einige höfliche
Worte der Entſchuldigung, daß er ſo unangemel-
det in ſeinen Garten gefallen ſei. Der Baron ver-
ſetzte, das habe gar nichts zu bedeuten, und der Schul-
meiſter machte dazu eine tiefe Verbeugung. Beide
muſterten erſtaunt die Zubehörungen des Fremdlings,
wie man die Papierhefte, Rollen und Streifen
wohl nennen durfte, welche aus den Seiten-Rücken-
und Bruſttaſchen ſeines Rocks, ja ſogar aus den Oeff-
nungen eines ledernen Ranzens hervorſahen, den er
an einem Querriemen über die Schultern geworfen trug.


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[175/0183] in dieſem Verhältniſſe mußte wohl der Erſte zu dem Zweiten ſtehen, da Letzterer in einer eiergel- ben Livree ſtak, einen lackirten Bedientenhut auf dem Kopfe trug und ſich um den Erſten mit einer Kleiderbürſte bemühte, allerhand Erd- und Gras- ſpuren von dem lichtgrauen Ueberrocke deſſelben zu tilgen. Indem die Geſellſchaft vom Schloſſe ſich den Fremden näherte, blickten dieſe auf, der Erſte ſagte dem Zweiten etwas in das Ohr, worauf der Diener den Strohhelm von der Erde erhob und ſeinem Herrn darreichte. Letzterer trat den Dreien entgegen und ſagte mit wunderbaren Muskelbewe- gungen im Antlitz zum alten Baron einige höfliche Worte der Entſchuldigung, daß er ſo unangemel- det in ſeinen Garten gefallen ſei. Der Baron ver- ſetzte, das habe gar nichts zu bedeuten, und der Schul- meiſter machte dazu eine tiefe Verbeugung. Beide muſterten erſtaunt die Zubehörungen des Fremdlings, wie man die Papierhefte, Rollen und Streifen wohl nennen durfte, welche aus den Seiten-Rücken- und Bruſttaſchen ſeines Rocks, ja ſogar aus den Oeff- nungen eines ledernen Ranzens hervorſahen, den er an einem Querriemen über die Schultern geworfen trug.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/183>, abgerufen am 28.11.2024.