Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

verwunschene Schloß, wo sich wahrhaftig keine Maus
satt fressen kann? Ich liege in einem dunkeln
Loche, weder von Sonne noch Mond beschienen,
und will ein Hallunke seyn, wenn ich seit drei
Tagen Fleisch gerochen habe! Dazu sind die Wan-
zen in meiner Spelunk', jeden Morgen bin ich zerbis-
sen, als hätte ich mich mit sechs Jagdhunden her-
umgebalgt! Lassen Sie uns je eher, je lieber fort,
gnädiger Herr, denn so gern ich Ihnen diene,
hier halte ich es nicht lange aus.

Hier bleibe ich, so lange die Ursache dauert,
welche mich hergeführt hat; erwiederte der Freiherr
mit Ansehn.

Die Ursache, welche hergeführt hat, sagte Karl
Buttervogel, ist doch nur, daß Sie vom Pferde
fielen, und diese hat aufgehört.

O du Thor und Kurzsichtiger, rief Münchhau-
sen zornig, der du immer nur den Sturz vom
Pferde erkennst und nicht wahrnimmst -- --

Was, mein gnädiger Herr?

Nichts! versetzte Münchhausen barsch, warf sich
auf sein Bette, daß die Noth- und Hülfssponde,
welche der Schulmeister roh zusammengefügt, knackte,
und schlief sogleich ein.


verwunſchene Schloß, wo ſich wahrhaftig keine Maus
ſatt freſſen kann? Ich liege in einem dunkeln
Loche, weder von Sonne noch Mond beſchienen,
und will ein Hallunke ſeyn, wenn ich ſeit drei
Tagen Fleiſch gerochen habe! Dazu ſind die Wan-
zen in meiner Spelunk’, jeden Morgen bin ich zerbiſ-
ſen, als hätte ich mich mit ſechs Jagdhunden her-
umgebalgt! Laſſen Sie uns je eher, je lieber fort,
gnädiger Herr, denn ſo gern ich Ihnen diene,
hier halte ich es nicht lange aus.

Hier bleibe ich, ſo lange die Urſache dauert,
welche mich hergeführt hat; erwiederte der Freiherr
mit Anſehn.

Die Urſache, welche hergeführt hat, ſagte Karl
Buttervogel, iſt doch nur, daß Sie vom Pferde
fielen, und dieſe hat aufgehört.

O du Thor und Kurzſichtiger, rief Münchhau-
ſen zornig, der du immer nur den Sturz vom
Pferde erkennſt und nicht wahrnimmſt — —

Was, mein gnädiger Herr?

Nichts! verſetzte Münchhauſen barſch, warf ſich
auf ſein Bette, daß die Noth- und Hülfsſponde,
welche der Schulmeiſter roh zuſammengefügt, knackte,
und ſchlief ſogleich ein.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0257" n="249"/>
verwun&#x017F;chene Schloß, wo &#x017F;ich wahrhaftig keine Maus<lb/>
&#x017F;att fre&#x017F;&#x017F;en kann? Ich liege in einem dunkeln<lb/>
Loche, weder von Sonne noch Mond be&#x017F;chienen,<lb/>
und will ein Hallunke &#x017F;eyn, wenn ich &#x017F;eit drei<lb/>
Tagen Flei&#x017F;ch gerochen habe! Dazu &#x017F;ind die Wan-<lb/>
zen in meiner Spelunk&#x2019;, jeden Morgen bin ich zerbi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, als hätte ich mich mit &#x017F;echs Jagdhunden her-<lb/>
umgebalgt! La&#x017F;&#x017F;en Sie uns je eher, je lieber fort,<lb/>
gnädiger Herr, denn &#x017F;o gern ich Ihnen diene,<lb/>
hier halte ich es nicht lange aus.</p><lb/>
          <p>Hier bleibe ich, &#x017F;o lange die Ur&#x017F;ache dauert,<lb/>
welche mich hergeführt hat; erwiederte der Freiherr<lb/>
mit An&#x017F;ehn.</p><lb/>
          <p>Die Ur&#x017F;ache, welche hergeführt hat, &#x017F;agte Karl<lb/>
Buttervogel, i&#x017F;t doch nur, daß Sie vom Pferde<lb/>
fielen, und die&#x017F;e hat aufgehört.</p><lb/>
          <p>O du Thor und Kurz&#x017F;ichtiger, rief Münchhau-<lb/>
&#x017F;en zornig, der du immer nur den Sturz vom<lb/>
Pferde erkenn&#x017F;t und nicht wahrnimm&#x017F;t &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Was, mein gnädiger Herr?</p><lb/>
          <p>Nichts! ver&#x017F;etzte Münchhau&#x017F;en bar&#x017F;ch, warf &#x017F;ich<lb/>
auf &#x017F;ein Bette, daß die Noth- und Hülfs&#x017F;ponde,<lb/>
welche der Schulmei&#x017F;ter roh zu&#x017F;ammengefügt, knackte,<lb/>
und &#x017F;chlief &#x017F;ogleich ein.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0257] verwunſchene Schloß, wo ſich wahrhaftig keine Maus ſatt freſſen kann? Ich liege in einem dunkeln Loche, weder von Sonne noch Mond beſchienen, und will ein Hallunke ſeyn, wenn ich ſeit drei Tagen Fleiſch gerochen habe! Dazu ſind die Wan- zen in meiner Spelunk’, jeden Morgen bin ich zerbiſ- ſen, als hätte ich mich mit ſechs Jagdhunden her- umgebalgt! Laſſen Sie uns je eher, je lieber fort, gnädiger Herr, denn ſo gern ich Ihnen diene, hier halte ich es nicht lange aus. Hier bleibe ich, ſo lange die Urſache dauert, welche mich hergeführt hat; erwiederte der Freiherr mit Anſehn. Die Urſache, welche hergeführt hat, ſagte Karl Buttervogel, iſt doch nur, daß Sie vom Pferde fielen, und dieſe hat aufgehört. O du Thor und Kurzſichtiger, rief Münchhau- ſen zornig, der du immer nur den Sturz vom Pferde erkennſt und nicht wahrnimmſt — — Was, mein gnädiger Herr? Nichts! verſetzte Münchhauſen barſch, warf ſich auf ſein Bette, daß die Noth- und Hülfsſponde, welche der Schulmeiſter roh zuſammengefügt, knackte, und ſchlief ſogleich ein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/257
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/257>, abgerufen am 13.06.2024.