ab, bei welchen sie in den Tagen zuvor umherge- wandert war, um die Rückstände der Zinsen für ihren Pflegevater einzutreiben. Sie erzählte dabei dem Hofschulzen, daß und unter welchen Vorwän- den sie sich geweigert hätten, ihre Schuld abzusto- ßen. Der Eine wollte längst bezahlt haben, der Andere hatte gesagt, er sei neu auf dem Hofe, der Dritte wußte von gar nichts, der Vierte hatte gethan, als höre er nicht gut, und so fort, so daß das arme Mädchen, wie ein Vöglein, das bei Win- terszeit nach Futter fliegt und kein Körnlein aufzu- picken findet, von Thür zu Thür leer abgewiesen worden war. Wer aber glaubt, daß diese vergeb- liche Mühe sie in Kümmerniß gestürzt habe, der irrt; ihr konnte nichts etwas anhaben, sie erzählte ihre beschwerlichen Wanderungen mit heitrem Munde.
Der Hofschulze schrieb mehrere der ihm genann- ten Namen mit Kreide auf den Tisch und sagte, als sie ihre Liste geschlossen hatte: Was die Andern betrifft, so wohnen die nicht bei uns, über die habe ich keine Macht, und wenn sie so schlecht sind, ihre Pflicht und Schuldigkeit zu verläugnen, so streichen Sie die Schelme nur aus, denn mit Pro- zessen kriegt man nichts vom Bauer. Aber die in
ab, bei welchen ſie in den Tagen zuvor umherge- wandert war, um die Rückſtände der Zinſen für ihren Pflegevater einzutreiben. Sie erzählte dabei dem Hofſchulzen, daß und unter welchen Vorwän- den ſie ſich geweigert hätten, ihre Schuld abzuſto- ßen. Der Eine wollte längſt bezahlt haben, der Andere hatte geſagt, er ſei neu auf dem Hofe, der Dritte wußte von gar nichts, der Vierte hatte gethan, als höre er nicht gut, und ſo fort, ſo daß das arme Mädchen, wie ein Vöglein, das bei Win- terszeit nach Futter fliegt und kein Körnlein aufzu- picken findet, von Thür zu Thür leer abgewieſen worden war. Wer aber glaubt, daß dieſe vergeb- liche Mühe ſie in Kümmerniß geſtürzt habe, der irrt; ihr konnte nichts etwas anhaben, ſie erzählte ihre beſchwerlichen Wanderungen mit heitrem Munde.
Der Hofſchulze ſchrieb mehrere der ihm genann- ten Namen mit Kreide auf den Tiſch und ſagte, als ſie ihre Liſte geſchloſſen hatte: Was die Andern betrifft, ſo wohnen die nicht bei uns, über die habe ich keine Macht, und wenn ſie ſo ſchlecht ſind, ihre Pflicht und Schuldigkeit zu verläugnen, ſo ſtreichen Sie die Schelme nur aus, denn mit Pro- zeſſen kriegt man nichts vom Bauer. Aber die in
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ab, bei welchen ſie in den Tagen zuvor umherge-
wandert war, um die Rückſtände der Zinſen für
ihren Pflegevater einzutreiben. Sie erzählte dabei
dem Hofſchulzen, daß und unter welchen Vorwän-
den ſie ſich geweigert hätten, ihre Schuld abzuſto-
ßen. Der Eine wollte längſt bezahlt haben, der
Andere hatte geſagt, er ſei neu auf dem Hofe,
der Dritte wußte von gar nichts, der Vierte hatte
gethan, als höre er nicht gut, und ſo fort, ſo daß
das arme Mädchen, wie ein Vöglein, das bei Win-
terszeit nach Futter fliegt und kein Körnlein aufzu-
picken findet, von Thür zu Thür leer abgewieſen
worden war. Wer aber glaubt, daß dieſe vergeb-
liche Mühe ſie in Kümmerniß geſtürzt habe, der irrt;
ihr konnte nichts etwas anhaben, ſie erzählte ihre
beſchwerlichen Wanderungen mit heitrem Munde.
Der Hofſchulze ſchrieb mehrere der ihm genann-
ten Namen mit Kreide auf den Tiſch und ſagte,
als ſie ihre Liſte geſchloſſen hatte: Was die Andern
betrifft, ſo wohnen die nicht bei uns, über die
habe ich keine Macht, und wenn ſie ſo ſchlecht ſind,
ihre Pflicht und Schuldigkeit zu verläugnen, ſo
ſtreichen Sie die Schelme nur aus, denn mit Pro-
zeſſen kriegt man nichts vom Bauer. Aber die in
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/278>, abgerufen am 25.11.2024.
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