Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

ungeachtet der herrschenden Sommerwärme, fest zu-
geknöpft trug. Selbst das Innere der Kappe hatte
zur Aufbewahrung kleinerer Gegenstände dienen
müssen und erhielt von diesem Inhalte ein kürbiß-
artiges Ansehen. Er schlürfte den ihm vorgesetzten
guten Wein mit sichtbarem Behagen, das ältliche,
von Wandern und Hitze aufgedunsene und gerö-
thete Antlitz gewann allmählich seine ihm natür-
liche Farbe und Form wieder. Gute Geschäfte
gemacht, Herr Schmitz? fragte der Hofschulze
lächelnd. Dem Anscheine nach sollte man es glauben.

Es geht noch, versetzte der Sammler. In der
lieben Erde steckt ein rechter Segen. Nicht allein
Korn und Gewächse bringt sie immerdar hervor
und wird nicht müde; auch Alterthümer erndtet ein
aufmerksamer Forscher ihr fortwährend ab, soviel
auch danach schon gescharrt und gegraben worden
ist. Ich habe denn einmal wieder so mein Gän-
gelchen durch das Land gehalten, kam dieses-
mal bis an die Grenze vom Siegenschen. Nun
bin ich auf dem Rückmarsch, will heute noch
zur Stadt, mußte aber unterweges bei Euch,
Schulze, mich etwas ausruhen, denn müde ward ich
freilich.


ungeachtet der herrſchenden Sommerwärme, feſt zu-
geknöpft trug. Selbſt das Innere der Kappe hatte
zur Aufbewahrung kleinerer Gegenſtände dienen
müſſen und erhielt von dieſem Inhalte ein kürbiß-
artiges Anſehen. Er ſchlürfte den ihm vorgeſetzten
guten Wein mit ſichtbarem Behagen, das ältliche,
von Wandern und Hitze aufgedunſene und gerö-
thete Antlitz gewann allmählich ſeine ihm natür-
liche Farbe und Form wieder. Gute Geſchäfte
gemacht, Herr Schmitz? fragte der Hofſchulze
lächelnd. Dem Anſcheine nach ſollte man es glauben.

Es geht noch, verſetzte der Sammler. In der
lieben Erde ſteckt ein rechter Segen. Nicht allein
Korn und Gewächſe bringt ſie immerdar hervor
und wird nicht müde; auch Alterthümer erndtet ein
aufmerkſamer Forſcher ihr fortwährend ab, ſoviel
auch danach ſchon geſcharrt und gegraben worden
iſt. Ich habe denn einmal wieder ſo mein Gän-
gelchen durch das Land gehalten, kam dieſes-
mal bis an die Grenze vom Siegenſchen. Nun
bin ich auf dem Rückmarſch, will heute noch
zur Stadt, mußte aber unterweges bei Euch,
Schulze, mich etwas ausruhen, denn müde ward ich
freilich.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0284" n="276"/>
ungeachtet der herr&#x017F;chenden Sommerwärme, fe&#x017F;t zu-<lb/>
geknöpft trug. Selb&#x017F;t das Innere der Kappe hatte<lb/>
zur Aufbewahrung kleinerer Gegen&#x017F;tände dienen<lb/>&#x017F;&#x017F;en und erhielt von die&#x017F;em Inhalte ein kürbiß-<lb/>
artiges An&#x017F;ehen. Er &#x017F;chlürfte den ihm vorge&#x017F;etzten<lb/>
guten Wein mit &#x017F;ichtbarem Behagen, das ältliche,<lb/>
von Wandern und Hitze aufgedun&#x017F;ene und gerö-<lb/>
thete Antlitz gewann allmählich &#x017F;eine ihm natür-<lb/>
liche Farbe und Form wieder. Gute Ge&#x017F;chäfte<lb/>
gemacht, Herr Schmitz? fragte der Hof&#x017F;chulze<lb/>
lächelnd. Dem An&#x017F;cheine nach &#x017F;ollte man es glauben.</p><lb/>
          <p>Es geht noch, ver&#x017F;etzte der Sammler. In der<lb/>
lieben Erde &#x017F;teckt ein rechter Segen. Nicht allein<lb/>
Korn und Gewäch&#x017F;e bringt &#x017F;ie immerdar hervor<lb/>
und wird nicht müde; auch Alterthümer erndtet ein<lb/>
aufmerk&#x017F;amer For&#x017F;cher ihr fortwährend ab, &#x017F;oviel<lb/>
auch danach &#x017F;chon ge&#x017F;charrt und gegraben worden<lb/>
i&#x017F;t. Ich habe denn einmal wieder &#x017F;o mein Gän-<lb/>
gelchen durch das Land gehalten, kam die&#x017F;es-<lb/>
mal bis an die Grenze vom Siegen&#x017F;chen. Nun<lb/>
bin ich auf dem Rückmar&#x017F;ch, will heute noch<lb/>
zur Stadt, mußte aber unterweges bei Euch,<lb/>
Schulze, mich etwas ausruhen, denn müde ward ich<lb/>
freilich.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0284] ungeachtet der herrſchenden Sommerwärme, feſt zu- geknöpft trug. Selbſt das Innere der Kappe hatte zur Aufbewahrung kleinerer Gegenſtände dienen müſſen und erhielt von dieſem Inhalte ein kürbiß- artiges Anſehen. Er ſchlürfte den ihm vorgeſetzten guten Wein mit ſichtbarem Behagen, das ältliche, von Wandern und Hitze aufgedunſene und gerö- thete Antlitz gewann allmählich ſeine ihm natür- liche Farbe und Form wieder. Gute Geſchäfte gemacht, Herr Schmitz? fragte der Hofſchulze lächelnd. Dem Anſcheine nach ſollte man es glauben. Es geht noch, verſetzte der Sammler. In der lieben Erde ſteckt ein rechter Segen. Nicht allein Korn und Gewächſe bringt ſie immerdar hervor und wird nicht müde; auch Alterthümer erndtet ein aufmerkſamer Forſcher ihr fortwährend ab, ſoviel auch danach ſchon geſcharrt und gegraben worden iſt. Ich habe denn einmal wieder ſo mein Gän- gelchen durch das Land gehalten, kam dieſes- mal bis an die Grenze vom Siegenſchen. Nun bin ich auf dem Rückmarſch, will heute noch zur Stadt, mußte aber unterweges bei Euch, Schulze, mich etwas ausruhen, denn müde ward ich freilich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/284
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/284>, abgerufen am 24.11.2024.