diese Bedeckung immer sehr wohl in Stand erhal- ten ward, so hatte sie nichts Dürftiges, verstärkte im Gegentheil den behaglichen Eindruck, den das Gehöft machte. Das Innere lernen wir schon bei Gelegenheit kennen; jetzt sei nur gesagt, daß auf der andern Seite des Hauses um einen geräu- migen Hof Ställe und Scheunen liefen, an denen auch das schärfste Auge keine schadhafte Stelle an Mauer und Bewurf erspähen konnte. Große Linden standen vor der Hofthüre, und dort, nicht nach der Waldseite zu waren auch, wie wir schon erfahren haben, die Ruhesitze angebracht. Denn der Hofschulze wollte, selbst wenn er rastete, seine Wirthschaft im Auge behalten.
Gerade dem Wohnhause gegenüber sah man durch ein Gitterthor in den Baumgarten. Dort breite- ten starke und gesunde Obststämme ihre belaubten Zweige über frischem Graswuchs, Gemüse- und Sal- latstücken aus; hier und da ernährte ein schmales Beet dazwischen rothe Rosen und gelbe Feuerlilien. Doch waren solcher Beete nur wenige. In einer äch- ten Bauerwirthschaft bleibt der Boden dem Bedürf- nisse gewidmet, selbst wenn dem Eigenthümer seine Umstände Luxus mit der Natur verstatten.
dieſe Bedeckung immer ſehr wohl in Stand erhal- ten ward, ſo hatte ſie nichts Dürftiges, verſtärkte im Gegentheil den behaglichen Eindruck, den das Gehöft machte. Das Innere lernen wir ſchon bei Gelegenheit kennen; jetzt ſei nur geſagt, daß auf der andern Seite des Hauſes um einen geräu- migen Hof Ställe und Scheunen liefen, an denen auch das ſchärfſte Auge keine ſchadhafte Stelle an Mauer und Bewurf erſpähen konnte. Große Linden ſtanden vor der Hofthüre, und dort, nicht nach der Waldſeite zu waren auch, wie wir ſchon erfahren haben, die Ruheſitze angebracht. Denn der Hofſchulze wollte, ſelbſt wenn er raſtete, ſeine Wirthſchaft im Auge behalten.
Gerade dem Wohnhauſe gegenüber ſah man durch ein Gitterthor in den Baumgarten. Dort breite- ten ſtarke und geſunde Obſtſtämme ihre belaubten Zweige über friſchem Graswuchs, Gemüſe- und Sal- latſtücken aus; hier und da ernährte ein ſchmales Beet dazwiſchen rothe Roſen und gelbe Feuerlilien. Doch waren ſolcher Beete nur wenige. In einer äch- ten Bauerwirthſchaft bleibt der Boden dem Bedürf- niſſe gewidmet, ſelbſt wenn dem Eigenthümer ſeine Umſtände Luxus mit der Natur verſtatten.
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dieſe Bedeckung immer ſehr wohl in Stand erhal-
ten ward, ſo hatte ſie nichts Dürftiges, verſtärkte
im Gegentheil den behaglichen Eindruck, den das
Gehöft machte. Das Innere lernen wir ſchon
bei Gelegenheit kennen; jetzt ſei nur geſagt, daß
auf der andern Seite des Hauſes um einen geräu-
migen Hof Ställe und Scheunen liefen, an denen
auch das ſchärfſte Auge keine ſchadhafte Stelle
an Mauer und Bewurf erſpähen konnte. Große
Linden ſtanden vor der Hofthüre, und dort, nicht
nach der Waldſeite zu waren auch, wie wir ſchon
erfahren haben, die Ruheſitze angebracht. Denn
der Hofſchulze wollte, ſelbſt wenn er raſtete, ſeine
Wirthſchaft im Auge behalten.
Gerade dem Wohnhauſe gegenüber ſah man durch
ein Gitterthor in den Baumgarten. Dort breite-
ten ſtarke und geſunde Obſtſtämme ihre belaubten
Zweige über friſchem Graswuchs, Gemüſe- und Sal-
latſtücken aus; hier und da ernährte ein ſchmales Beet
dazwiſchen rothe Roſen und gelbe Feuerlilien. Doch
waren ſolcher Beete nur wenige. In einer äch-
ten Bauerwirthſchaft bleibt der Boden dem Bedürf-
niſſe gewidmet, ſelbſt wenn dem Eigenthümer
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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