Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

drei Unbefriedigten und jammerten, daß ihnen der
Meister, wie sie den Gauch nannten, entschwunden
sei. Vielfältige Nachfragen zeigten mir endlich
eine Spur des Flüchtigen. Sie wies hieher, nach
Rorden, nach Niederland. In den Wagen gesetzt,
mit dem alten Jochem, der noch verwirrter ist, als
ich, und von Stadt zu Stadt nachgesprengt, bis
ich denn hier vorläufig vor Anker gegangen bin.
Ich habe nämlich den Jochem allein weiter spüren
lassen, denn vor allen Dingen ist Incognito nöthig,
wenn wir ihn entdecken wollen, und mich erkannten
die Leute überall für das, was ich war. Weiß
Gott, wie es zuging, da ich mir doch alle Mühe
gab, mich zu verstellen. Des Incognito's wegen
ist auch der Wagen in Coblenz stehen gelassen wor-
den. Von da fuhren wir per Post, oder gingen
auch Streckenweise.



Ich freue mich, wie ein Kind, daß ich die
Geschichte vom Herzen heruntergebeichtet habe, denn
nun darf ich von Dingen schreiben, die angenehmer
sind. Nicht sagen kann ich dir, wie wohl mir hier
zu Muthe geworden ist in der Einsamkeit der

drei Unbefriedigten und jammerten, daß ihnen der
Meiſter, wie ſie den Gauch nannten, entſchwunden
ſei. Vielfältige Nachfragen zeigten mir endlich
eine Spur des Flüchtigen. Sie wies hieher, nach
Rorden, nach Niederland. In den Wagen geſetzt,
mit dem alten Jochem, der noch verwirrter iſt, als
ich, und von Stadt zu Stadt nachgeſprengt, bis
ich denn hier vorläufig vor Anker gegangen bin.
Ich habe nämlich den Jochem allein weiter ſpüren
laſſen, denn vor allen Dingen iſt Incognito nöthig,
wenn wir ihn entdecken wollen, und mich erkannten
die Leute überall für das, was ich war. Weiß
Gott, wie es zuging, da ich mir doch alle Mühe
gab, mich zu verſtellen. Des Incognito’s wegen
iſt auch der Wagen in Coblenz ſtehen gelaſſen wor-
den. Von da fuhren wir per Poſt, oder gingen
auch Streckenweiſe.



Ich freue mich, wie ein Kind, daß ich die
Geſchichte vom Herzen heruntergebeichtet habe, denn
nun darf ich von Dingen ſchreiben, die angenehmer
ſind. Nicht ſagen kann ich dir, wie wohl mir hier
zu Muthe geworden iſt in der Einſamkeit der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0348" n="340"/>
drei Unbefriedigten und jammerten, daß ihnen der<lb/>
Mei&#x017F;ter, wie &#x017F;ie den Gauch nannten, ent&#x017F;chwunden<lb/>
&#x017F;ei. Vielfältige Nachfragen zeigten mir endlich<lb/>
eine Spur des Flüchtigen. Sie wies hieher, nach<lb/>
Rorden, nach Niederland. In den Wagen ge&#x017F;etzt,<lb/>
mit dem alten Jochem, der noch verwirrter i&#x017F;t, als<lb/>
ich, und von Stadt zu Stadt nachge&#x017F;prengt, bis<lb/>
ich denn hier vorläufig vor Anker gegangen bin.<lb/>
Ich habe nämlich den Jochem allein weiter &#x017F;püren<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, denn vor allen Dingen i&#x017F;t Incognito nöthig,<lb/>
wenn wir ihn entdecken wollen, und mich erkannten<lb/>
die Leute überall für das, was ich war. Weiß<lb/>
Gott, wie es zuging, da ich mir doch alle Mühe<lb/>
gab, mich zu ver&#x017F;tellen. Des Incognito&#x2019;s wegen<lb/>
i&#x017F;t auch der Wagen in Coblenz &#x017F;tehen gela&#x017F;&#x017F;en wor-<lb/>
den. Von da fuhren wir per Po&#x017F;t, oder gingen<lb/>
auch Streckenwei&#x017F;e.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Ich freue mich, wie ein Kind, daß ich die<lb/>
Ge&#x017F;chichte vom Herzen heruntergebeichtet habe, denn<lb/>
nun darf ich von Dingen &#x017F;chreiben, die angenehmer<lb/>
&#x017F;ind. Nicht &#x017F;agen kann ich dir, wie wohl mir hier<lb/>
zu Muthe geworden i&#x017F;t in der Ein&#x017F;amkeit der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0348] drei Unbefriedigten und jammerten, daß ihnen der Meiſter, wie ſie den Gauch nannten, entſchwunden ſei. Vielfältige Nachfragen zeigten mir endlich eine Spur des Flüchtigen. Sie wies hieher, nach Rorden, nach Niederland. In den Wagen geſetzt, mit dem alten Jochem, der noch verwirrter iſt, als ich, und von Stadt zu Stadt nachgeſprengt, bis ich denn hier vorläufig vor Anker gegangen bin. Ich habe nämlich den Jochem allein weiter ſpüren laſſen, denn vor allen Dingen iſt Incognito nöthig, wenn wir ihn entdecken wollen, und mich erkannten die Leute überall für das, was ich war. Weiß Gott, wie es zuging, da ich mir doch alle Mühe gab, mich zu verſtellen. Des Incognito’s wegen iſt auch der Wagen in Coblenz ſtehen gelaſſen wor- den. Von da fuhren wir per Poſt, oder gingen auch Streckenweiſe. Ich freue mich, wie ein Kind, daß ich die Geſchichte vom Herzen heruntergebeichtet habe, denn nun darf ich von Dingen ſchreiben, die angenehmer ſind. Nicht ſagen kann ich dir, wie wohl mir hier zu Muthe geworden iſt in der Einſamkeit der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/348
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/348>, abgerufen am 01.06.2024.