Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Achtes Capitel.

Worin der Hofschulze eine dreifache Mo-
ral aus der Geschichte des Jägers zieht
.


Erstens, sagte der Hofschulze, lehret die Ge-
schichte, daß, wenn Ihre Passion wirklich von Ihrer
Frau Mutter sich herschreibt, der Herr noch jetzun-
der seinen Spruch wahr macht, welcher lautet: Ich
will die Sünden der Väter heimsuchen an den
Kindern bis in das dritte und vierte Glied. Denn
an und vor sich ist die Jägerei eine erlaubte und
lustige Sache. Nun aber sündiget der Mensch
jederzeit, wenn er sich wider etwas setzt, was
Herkommens ist bei seinesgleichen, dadurch kriegt
die Gleichgültigkeit ein Gewicht und hat Folgen,
wie Pestilenz darnach kam, als David sein Volk
zählen ließ, weil das nicht Herkommens bei den Ju-
den war. Ihre Frau Mutter nun verfiel in Sünde,
weil sie den Herrn Vater nicht auf die Jagd gehen

Achtes Capitel.

Worin der Hofſchulze eine dreifache Mo-
ral aus der Geſchichte des Jägers zieht
.


Erſtens, ſagte der Hofſchulze, lehret die Ge-
ſchichte, daß, wenn Ihre Paſſion wirklich von Ihrer
Frau Mutter ſich herſchreibt, der Herr noch jetzun-
der ſeinen Spruch wahr macht, welcher lautet: Ich
will die Sünden der Väter heimſuchen an den
Kindern bis in das dritte und vierte Glied. Denn
an und vor ſich iſt die Jägerei eine erlaubte und
luſtige Sache. Nun aber ſündiget der Menſch
jederzeit, wenn er ſich wider etwas ſetzt, was
Herkommens iſt bei ſeinesgleichen, dadurch kriegt
die Gleichgültigkeit ein Gewicht und hat Folgen,
wie Peſtilenz darnach kam, als David ſein Volk
zählen ließ, weil das nicht Herkommens bei den Ju-
den war. Ihre Frau Mutter nun verfiel in Sünde,
weil ſie den Herrn Vater nicht auf die Jagd gehen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0374" n="366"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Achtes Capitel</hi>.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><hi rendition="#g">Worin der Hof&#x017F;chulze eine dreifache Mo-<lb/>
ral aus der Ge&#x017F;chichte des Jägers zieht</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Er&#x017F;tens, &#x017F;agte der Hof&#x017F;chulze, lehret die Ge-<lb/>
&#x017F;chichte, daß, wenn Ihre Pa&#x017F;&#x017F;ion wirklich von Ihrer<lb/>
Frau Mutter &#x017F;ich her&#x017F;chreibt, der Herr noch jetzun-<lb/>
der &#x017F;einen Spruch wahr macht, welcher lautet: Ich<lb/>
will die Sünden der Väter heim&#x017F;uchen an den<lb/>
Kindern bis in das dritte und vierte Glied. Denn<lb/>
an und vor &#x017F;ich i&#x017F;t die Jägerei eine erlaubte und<lb/>
lu&#x017F;tige Sache. Nun aber &#x017F;ündiget der Men&#x017F;ch<lb/>
jederzeit, wenn er &#x017F;ich wider etwas &#x017F;etzt, was<lb/>
Herkommens i&#x017F;t bei &#x017F;einesgleichen, dadurch kriegt<lb/>
die Gleichgültigkeit ein Gewicht und hat Folgen,<lb/>
wie Pe&#x017F;tilenz darnach kam, als David &#x017F;ein Volk<lb/>
zählen ließ, weil das nicht Herkommens bei den Ju-<lb/>
den war. Ihre Frau Mutter nun verfiel in Sünde,<lb/>
weil &#x017F;ie den Herrn Vater nicht auf die Jagd gehen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[366/0374] Achtes Capitel. Worin der Hofſchulze eine dreifache Mo- ral aus der Geſchichte des Jägers zieht. Erſtens, ſagte der Hofſchulze, lehret die Ge- ſchichte, daß, wenn Ihre Paſſion wirklich von Ihrer Frau Mutter ſich herſchreibt, der Herr noch jetzun- der ſeinen Spruch wahr macht, welcher lautet: Ich will die Sünden der Väter heimſuchen an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied. Denn an und vor ſich iſt die Jägerei eine erlaubte und luſtige Sache. Nun aber ſündiget der Menſch jederzeit, wenn er ſich wider etwas ſetzt, was Herkommens iſt bei ſeinesgleichen, dadurch kriegt die Gleichgültigkeit ein Gewicht und hat Folgen, wie Peſtilenz darnach kam, als David ſein Volk zählen ließ, weil das nicht Herkommens bei den Ju- den war. Ihre Frau Mutter nun verfiel in Sünde, weil ſie den Herrn Vater nicht auf die Jagd gehen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/374
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/374>, abgerufen am 22.11.2024.