Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

Nun, sagte der Sammler, sie können freilich
keinen Wiederspänstigen mehr am Baume aufknü-
pfen, aber wenn sie ihm nun Hülfe, Beistand,
Vorschub versagten, es durch ihren Einfluß, da sie
die Reichsten in der Gegend sind, dahin brächten,
daß ihn auch die Andern mieden, Keiner mit ihm
im Kruge tränke, Knecht und Magd nicht [ - 3 Zeichen fehlen] ihm
aushielte; wie dann? Wäre das nicht auch ein
Zwang, zwingend genug? Was vermag nicht die
Meinung von Standesgenossen über den Menschen?
Es werden mitunter dort umher Einzelne in auf-
fallender Art Freunde- und Genossenlos, das dauert
eine Weile, dann nähert sich ihnen wieder Alles.
Man spricht, diese seien Verfehmte, und nur
ihre Nachgiebigkeit hebe den Bann wieder von
ihrem Hause.

Der Jäger reimte nunmehr sich Manches zusammen,
was ihm bisher unverständlich geblieben war. Er
theilte seine Vermuthung, daß binnen Kurzem am Frei-
stuhl etwas vorgehen werde, dem Sammler mit, und
fragte ihn eifrig, ob es nicht möglich zu machen sei,
einem solchen heimlichen Gerichte aus der Verborgen-
heit zuzuschauen? Damit wollte indessen der Sammler
als mit einer gefährlichen Sache nichts zu thun haben.


Nun, ſagte der Sammler, ſie können freilich
keinen Wiederſpänſtigen mehr am Baume aufknü-
pfen, aber wenn ſie ihm nun Hülfe, Beiſtand,
Vorſchub verſagten, es durch ihren Einfluß, da ſie
die Reichſten in der Gegend ſind, dahin brächten,
daß ihn auch die Andern mieden, Keiner mit ihm
im Kruge tränke, Knecht und Magd nicht [ – 3 Zeichen fehlen] ihm
aushielte; wie dann? Wäre das nicht auch ein
Zwang, zwingend genug? Was vermag nicht die
Meinung von Standesgenoſſen über den Menſchen?
Es werden mitunter dort umher Einzelne in auf-
fallender Art Freunde- und Genoſſenlos, das dauert
eine Weile, dann nähert ſich ihnen wieder Alles.
Man ſpricht, dieſe ſeien Verfehmte, und nur
ihre Nachgiebigkeit hebe den Bann wieder von
ihrem Hauſe.

Der Jäger reimte nunmehr ſich Manches zuſammen,
was ihm bisher unverſtändlich geblieben war. Er
theilte ſeine Vermuthung, daß binnen Kurzem am Frei-
ſtuhl etwas vorgehen werde, dem Sammler mit, und
fragte ihn eifrig, ob es nicht möglich zu machen ſei,
einem ſolchen heimlichen Gerichte aus der Verborgen-
heit zuzuſchauen? Damit wollte indeſſen der Sammler
als mit einer gefährlichen Sache nichts zu thun haben.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0456" n="448"/>
          <p>Nun, &#x017F;agte der Sammler, &#x017F;ie können freilich<lb/>
keinen Wieder&#x017F;pän&#x017F;tigen mehr am Baume aufknü-<lb/>
pfen, aber wenn &#x017F;ie ihm nun Hülfe, Bei&#x017F;tand,<lb/>
Vor&#x017F;chub ver&#x017F;agten, es durch ihren Einfluß, da &#x017F;ie<lb/>
die Reich&#x017F;ten in der Gegend &#x017F;ind, dahin brächten,<lb/>
daß ihn auch die Andern mieden, Keiner mit ihm<lb/>
im Kruge tränke, Knecht und Magd nicht <gap unit="chars" quantity="3"/> ihm<lb/>
aushielte; wie dann? Wäre das nicht auch ein<lb/>
Zwang, zwingend genug? Was vermag nicht die<lb/>
Meinung von Standesgeno&#x017F;&#x017F;en über den Men&#x017F;chen?<lb/>
Es werden mitunter dort umher Einzelne in auf-<lb/>
fallender Art Freunde- und Geno&#x017F;&#x017F;enlos, das dauert<lb/>
eine Weile, dann nähert &#x017F;ich ihnen wieder Alles.<lb/>
Man &#x017F;pricht, die&#x017F;e &#x017F;eien Verfehmte, und nur<lb/>
ihre Nachgiebigkeit hebe den Bann wieder von<lb/>
ihrem Hau&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Der Jäger reimte nunmehr &#x017F;ich Manches zu&#x017F;ammen,<lb/>
was ihm bisher unver&#x017F;tändlich geblieben war. Er<lb/>
theilte &#x017F;eine Vermuthung, daß binnen Kurzem am Frei-<lb/>
&#x017F;tuhl etwas vorgehen werde, dem Sammler mit, und<lb/>
fragte ihn eifrig, ob es nicht möglich zu machen &#x017F;ei,<lb/>
einem &#x017F;olchen heimlichen Gerichte aus der Verborgen-<lb/>
heit zuzu&#x017F;chauen? Damit wollte inde&#x017F;&#x017F;en der Sammler<lb/>
als mit einer gefährlichen Sache nichts zu thun haben.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[448/0456] Nun, ſagte der Sammler, ſie können freilich keinen Wiederſpänſtigen mehr am Baume aufknü- pfen, aber wenn ſie ihm nun Hülfe, Beiſtand, Vorſchub verſagten, es durch ihren Einfluß, da ſie die Reichſten in der Gegend ſind, dahin brächten, daß ihn auch die Andern mieden, Keiner mit ihm im Kruge tränke, Knecht und Magd nicht ___ ihm aushielte; wie dann? Wäre das nicht auch ein Zwang, zwingend genug? Was vermag nicht die Meinung von Standesgenoſſen über den Menſchen? Es werden mitunter dort umher Einzelne in auf- fallender Art Freunde- und Genoſſenlos, das dauert eine Weile, dann nähert ſich ihnen wieder Alles. Man ſpricht, dieſe ſeien Verfehmte, und nur ihre Nachgiebigkeit hebe den Bann wieder von ihrem Hauſe. Der Jäger reimte nunmehr ſich Manches zuſammen, was ihm bisher unverſtändlich geblieben war. Er theilte ſeine Vermuthung, daß binnen Kurzem am Frei- ſtuhl etwas vorgehen werde, dem Sammler mit, und fragte ihn eifrig, ob es nicht möglich zu machen ſei, einem ſolchen heimlichen Gerichte aus der Verborgen- heit zuzuſchauen? Damit wollte indeſſen der Sammler als mit einer gefährlichen Sache nichts zu thun haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/456
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/456>, abgerufen am 23.11.2024.