fährlich verletzt seyn, denn ich kann Athem holen, wenn es mir auch Schmerzen macht. -- Ich will versuchen, fuhr sie fort, den Oberhof zu erreichen, zu dem ich auf diesem Richtwege gelangen wollte, wo mich nun das Unglück treffen mußte. Geben Sie mir Ihren Arm. -- Er führte sie einige Schritte hügel-abwärts, da zuckte sie zusammen und sagte: Es geht doch nicht, die Schmerzen sind zu heftig, ich könnte unterweges ohnmächtig werden. Wir müssen schon an diesem Orte aushalten, bis Leute herbeikommen und eine Tragbahre verschaffen können.
Trotz ihrer Wundschmerzen hielt sie ein Päckchen fest in der linken Hand, dieses reichte sie ihm jetzt und sagte: Verwahren Sie es mir, es ist das Geld, welches ich für den Herrn Baron ein- gesammelt habe, ich möchte es verlieren. -- Wir müssen auf längeres Bleiben uns gefaßt machen, fügte sie hinzu. Wenn es Ihnen möglich wäre, mir ein Lager zu bereiten und etwas Wärmendes zu geben, daß die Kälte nicht zur Wunde schlägt!
So hatte sie die Besonnenheit für sich und ihn. Er stand sprachlos, bleich und starr, wie eine Bildsäule; die Verzweiflung wühlte in seinem Her-
fährlich verletzt ſeyn, denn ich kann Athem holen, wenn es mir auch Schmerzen macht. — Ich will verſuchen, fuhr ſie fort, den Oberhof zu erreichen, zu dem ich auf dieſem Richtwege gelangen wollte, wo mich nun das Unglück treffen mußte. Geben Sie mir Ihren Arm. — Er führte ſie einige Schritte hügel-abwärts, da zuckte ſie zuſammen und ſagte: Es geht doch nicht, die Schmerzen ſind zu heftig, ich könnte unterweges ohnmächtig werden. Wir müſſen ſchon an dieſem Orte aushalten, bis Leute herbeikommen und eine Tragbahre verſchaffen können.
Trotz ihrer Wundſchmerzen hielt ſie ein Päckchen feſt in der linken Hand, dieſes reichte ſie ihm jetzt und ſagte: Verwahren Sie es mir, es iſt das Geld, welches ich für den Herrn Baron ein- geſammelt habe, ich möchte es verlieren. — Wir müſſen auf längeres Bleiben uns gefaßt machen, fügte ſie hinzu. Wenn es Ihnen möglich wäre, mir ein Lager zu bereiten und etwas Wärmendes zu geben, daß die Kälte nicht zur Wunde ſchlägt!
So hatte ſie die Beſonnenheit für ſich und ihn. Er ſtand ſprachlos, bleich und ſtarr, wie eine Bildſäule; die Verzweiflung wühlte in ſeinem Her-
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fährlich verletzt ſeyn, denn ich kann Athem holen,
wenn es mir auch Schmerzen macht. — Ich will
verſuchen, fuhr ſie fort, den Oberhof zu erreichen,
zu dem ich auf dieſem Richtwege gelangen wollte,
wo mich nun das Unglück treffen mußte. Geben
Sie mir Ihren Arm. — Er führte ſie einige Schritte
hügel-abwärts, da zuckte ſie zuſammen und ſagte:
Es geht doch nicht, die Schmerzen ſind zu heftig,
ich könnte unterweges ohnmächtig werden. Wir
müſſen ſchon an dieſem Orte aushalten, bis Leute
herbeikommen und eine Tragbahre verſchaffen
können.
Trotz ihrer Wundſchmerzen hielt ſie ein Päckchen
feſt in der linken Hand, dieſes reichte ſie ihm
jetzt und ſagte: Verwahren Sie es mir, es iſt
das Geld, welches ich für den Herrn Baron ein-
geſammelt habe, ich möchte es verlieren. — Wir
müſſen auf längeres Bleiben uns gefaßt machen,
fügte ſie hinzu. Wenn es Ihnen möglich wäre,
mir ein Lager zu bereiten und etwas Wärmendes
zu geben, daß die Kälte nicht zur Wunde ſchlägt!
So hatte ſie die Beſonnenheit für ſich und ihn.
Er ſtand ſprachlos, bleich und ſtarr, wie eine
Bildſäule; die Verzweiflung wühlte in ſeinem Her-
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/464>, abgerufen am 27.11.2024.
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