zen und ließ kein lautes Wort über die Lippen. Jetzt gab ihm ihre Aufforderung Bewegung, er eilte nach dem Baume, hinter dem er seine Waid- tasche abgelegt hatte. Dort sah er auch das un- glückliche Gewehr liegen. Wüthend ergriff er es und schlug es mit solcher Kraft gegen einen Stein, daß der Schaft zersplitterte, die Läufe sich bogen. und die Schlösser von ihren Schrauben losspran- gen. Er verwünschte den Tag, sich, seine Hand. Zu dem Mädchen zurückgestürzt, welches sich auf einen Stein des Freistuhls gesetzt hatte, fiel er ihr zu Füßen und flehte, den Saum ihres Kleides küs- send, unter heftigen Thränen, die nun aus seinen Augen mit Gewalt brachen, sie um ihre Verge- bung an. Sie bat ihn, doch nur aufzustehen, er habe ja nicht dafür gekonnt, die Wunde sei gewiß nicht bedeutend, er möge ihr nur jetzt helfen. Er richtete ihr nun einen Sitz auf dem Steine zu indem er die Waidtasche auf denselben legte. Um ihren Hals band er sein Tuch, um ihre Schultern legte er locker und lose seinen Rock. Sie setzte sich auf den Stein, er nahm neben ihr Platz und bat sie, zu ihrer Erleichterung ihr Haupt an seine Brust zu neigen. Sie that es.
zen und ließ kein lautes Wort über die Lippen. Jetzt gab ihm ihre Aufforderung Bewegung, er eilte nach dem Baume, hinter dem er ſeine Waid- taſche abgelegt hatte. Dort ſah er auch das un- glückliche Gewehr liegen. Wüthend ergriff er es und ſchlug es mit ſolcher Kraft gegen einen Stein, daß der Schaft zerſplitterte, die Läufe ſich bogen. und die Schlöſſer von ihren Schrauben losſpran- gen. Er verwünſchte den Tag, ſich, ſeine Hand. Zu dem Mädchen zurückgeſtürzt, welches ſich auf einen Stein des Freiſtuhls geſetzt hatte, fiel er ihr zu Füßen und flehte, den Saum ihres Kleides küſ- ſend, unter heftigen Thränen, die nun aus ſeinen Augen mit Gewalt brachen, ſie um ihre Verge- bung an. Sie bat ihn, doch nur aufzuſtehen, er habe ja nicht dafür gekonnt, die Wunde ſei gewiß nicht bedeutend, er möge ihr nur jetzt helfen. Er richtete ihr nun einen Sitz auf dem Steine zu indem er die Waidtaſche auf denſelben legte. Um ihren Hals band er ſein Tuch, um ihre Schultern legte er locker und loſe ſeinen Rock. Sie ſetzte ſich auf den Stein, er nahm neben ihr Platz und bat ſie, zu ihrer Erleichterung ihr Haupt an ſeine Bruſt zu neigen. Sie that es.
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zen und ließ kein lautes Wort über die Lippen.
Jetzt gab ihm ihre Aufforderung Bewegung, er
eilte nach dem Baume, hinter dem er ſeine Waid-
taſche abgelegt hatte. Dort ſah er auch das un-
glückliche Gewehr liegen. Wüthend ergriff er es
und ſchlug es mit ſolcher Kraft gegen einen Stein,
daß der Schaft zerſplitterte, die Läufe ſich bogen.
und die Schlöſſer von ihren Schrauben losſpran-
gen. Er verwünſchte den Tag, ſich, ſeine Hand.
Zu dem Mädchen zurückgeſtürzt, welches ſich auf einen
Stein des Freiſtuhls geſetzt hatte, fiel er ihr zu
Füßen und flehte, den Saum ihres Kleides küſ-
ſend, unter heftigen Thränen, die nun aus ſeinen
Augen mit Gewalt brachen, ſie um ihre Verge-
bung an. Sie bat ihn, doch nur aufzuſtehen, er
habe ja nicht dafür gekonnt, die Wunde ſei gewiß
nicht bedeutend, er möge ihr nur jetzt helfen. Er
richtete ihr nun einen Sitz auf dem Steine zu
indem er die Waidtaſche auf denſelben legte. Um
ihren Hals band er ſein Tuch, um ihre Schultern
legte er locker und loſe ſeinen Rock. Sie ſetzte
ſich auf den Stein, er nahm neben ihr Platz und
bat ſie, zu ihrer Erleichterung ihr Haupt an ſeine
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/465>, abgerufen am 23.11.2024.
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