viel mehr hat nur die Misanthropie Hirsewenzels geboren. Wir wären damit verschont geblieben, wenn er seinem wahren Berufe hätte folgen dürfen.
Könnte man denn nicht noch jetzt dem Fort- schritte des Unheils Einhalt thun? fragte das Fräulein, sonderbar verlegen.
O, meine Gnädige! rief Münchhausen begeistert; es bleibt doch ewig wahr, das Wort unsres Schiller: Was kein Verstand der Verständigen sieht, das über in Einfalt ein kindlich Gemüth! Sie haben da in Ihrer Einfalt einen großen Ge- danken gefunden. Ja, wir wollen, da gegenwärtig auf so Vieles subscribirt wird, eine Subscription durch ganz Deutschland eröffnen, zu dem Ende- mit vereinten Nationalkräften für Hirsewenzel eine Gerberei in Schlesien unter den Wasserpolacken anzupachten, ihm so einen heitern Abend des Le- bens zu schaffen, die Bühne aber von ihm zu be- frein. Ich bin überzeugt, selbst unsre Fürsten, denen ja Poesie und Literatur so sehr am Herzen liegen, geben etwas dazu, einen Gulden oder einen Thaler, je nachdem sie über Gulden- oder Tha- lerland herrschen. Doch für jetzt nur weiter in meinem Texte.
viel mehr hat nur die Miſanthropie Hirſewenzels geboren. Wir wären damit verſchont geblieben, wenn er ſeinem wahren Berufe hätte folgen dürfen.
Könnte man denn nicht noch jetzt dem Fort- ſchritte des Unheils Einhalt thun? fragte das Fräulein, ſonderbar verlegen.
O, meine Gnädige! rief Münchhauſen begeiſtert; es bleibt doch ewig wahr, das Wort unſres Schiller: Was kein Verſtand der Verſtändigen ſieht, das über in Einfalt ein kindlich Gemüth! Sie haben da in Ihrer Einfalt einen großen Ge- danken gefunden. Ja, wir wollen, da gegenwärtig auf ſo Vieles ſubſcribirt wird, eine Subſcription durch ganz Deutſchland eröffnen, zu dem Ende- mit vereinten Nationalkräften für Hirſewenzel eine Gerberei in Schleſien unter den Waſſerpolacken anzupachten, ihm ſo einen heitern Abend des Le- bens zu ſchaffen, die Bühne aber von ihm zu be- frein. Ich bin überzeugt, ſelbſt unſre Fürſten, denen ja Poeſie und Literatur ſo ſehr am Herzen liegen, geben etwas dazu, einen Gulden oder einen Thaler, je nachdem ſie über Gulden- oder Tha- lerland herrſchen. Doch für jetzt nur weiter in meinem Texte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0058"n="50"/>
viel mehr hat nur die Miſanthropie Hirſewenzels<lb/>
geboren. Wir wären damit verſchont geblieben,<lb/>
wenn er ſeinem wahren Berufe hätte folgen dürfen.</p><lb/><p>Könnte man denn nicht noch jetzt dem Fort-<lb/>ſchritte des Unheils Einhalt thun? fragte das<lb/>
Fräulein, ſonderbar verlegen.</p><lb/><p>O, meine Gnädige! rief Münchhauſen begeiſtert;<lb/>
es bleibt doch ewig wahr, das Wort unſres<lb/>
Schiller: Was kein Verſtand der Verſtändigen<lb/>ſieht, das über in Einfalt ein kindlich Gemüth!<lb/>
Sie haben da in Ihrer Einfalt einen großen Ge-<lb/>
danken gefunden. Ja, wir wollen, da gegenwärtig<lb/>
auf ſo Vieles ſubſcribirt wird, eine Subſcription<lb/>
durch ganz Deutſchland eröffnen, zu dem Ende-<lb/>
mit vereinten Nationalkräften für Hirſewenzel eine<lb/>
Gerberei in Schleſien unter den Waſſerpolacken<lb/>
anzupachten, ihm ſo einen heitern Abend des Le-<lb/>
bens zu ſchaffen, die Bühne aber von ihm zu be-<lb/>
frein. Ich bin überzeugt, ſelbſt unſre Fürſten,<lb/>
denen ja Poeſie und Literatur ſo ſehr am Herzen<lb/>
liegen, geben etwas dazu, einen Gulden oder einen<lb/>
Thaler, je nachdem ſie über Gulden- oder Tha-<lb/>
lerland herrſchen. Doch für jetzt nur weiter in<lb/>
meinem Texte.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[50/0058]
viel mehr hat nur die Miſanthropie Hirſewenzels
geboren. Wir wären damit verſchont geblieben,
wenn er ſeinem wahren Berufe hätte folgen dürfen.
Könnte man denn nicht noch jetzt dem Fort-
ſchritte des Unheils Einhalt thun? fragte das
Fräulein, ſonderbar verlegen.
O, meine Gnädige! rief Münchhauſen begeiſtert;
es bleibt doch ewig wahr, das Wort unſres
Schiller: Was kein Verſtand der Verſtändigen
ſieht, das über in Einfalt ein kindlich Gemüth!
Sie haben da in Ihrer Einfalt einen großen Ge-
danken gefunden. Ja, wir wollen, da gegenwärtig
auf ſo Vieles ſubſcribirt wird, eine Subſcription
durch ganz Deutſchland eröffnen, zu dem Ende-
mit vereinten Nationalkräften für Hirſewenzel eine
Gerberei in Schleſien unter den Waſſerpolacken
anzupachten, ihm ſo einen heitern Abend des Le-
bens zu ſchaffen, die Bühne aber von ihm zu be-
frein. Ich bin überzeugt, ſelbſt unſre Fürſten,
denen ja Poeſie und Literatur ſo ſehr am Herzen
liegen, geben etwas dazu, einen Gulden oder einen
Thaler, je nachdem ſie über Gulden- oder Tha-
lerland herrſchen. Doch für jetzt nur weiter in
meinem Texte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/58>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.