lag und schlummerte, bald aber sich erhob und die Glieder dehnend in den Morgenwind hinausschritt, der die Waldreben und Winden säuselnd bewegte. Wie herrlich glänzte dann der hohe Gebirgsrücken mit seinen tausend Zacken und Klippen vor uns, wie nagte geschäftig der scharfe Zahn an den wür- zigen Kräutern, die ihn bedeckten, wie leckmäulerig wurde, wenn diese Kost genossen war, emporstrebend die aromatische Rinde der Stauden und Bäume abgeschält, wie labte nach solcher Speise die süße Kühle der göttlichen Quelle! Die Lüfte wehten erquicklich und labend über diese Gipfel hin. Sie waren mit keinem Dunste der Ebene befrachtet und erzählten die Sagen der alten schönen Götterwelt. Tief drunten in weiter Ferne lagen die Städte der Menschen mit dem gemeinen Wuste ihres Wesens; zu diesen seligen Höhen drang der Schrei des Be- dürfnisses nicht und nicht der Seufzer der Sorge. Bisweilen erklang aus dem Gestein, umsproßt von wilden Rosen und Feigen, der melodische Schall der Steindrossel oder tönte aus den Haiden und Thymusbüschen der goldene Laut der Cicade. Alles klang hier voller, reiner, unschuldiger in der Nähe des Bornes, den der Huf des heiligen Rosses aufriß,
lag und ſchlummerte, bald aber ſich erhob und die Glieder dehnend in den Morgenwind hinausſchritt, der die Waldreben und Winden ſäuſelnd bewegte. Wie herrlich glänzte dann der hohe Gebirgsrücken mit ſeinen tauſend Zacken und Klippen vor uns, wie nagte geſchäftig der ſcharfe Zahn an den wür- zigen Kräutern, die ihn bedeckten, wie leckmäulerig wurde, wenn dieſe Koſt genoſſen war, emporſtrebend die aromatiſche Rinde der Stauden und Bäume abgeſchält, wie labte nach ſolcher Speiſe die ſüße Kühle der göttlichen Quelle! Die Lüfte wehten erquicklich und labend über dieſe Gipfel hin. Sie waren mit keinem Dunſte der Ebene befrachtet und erzählten die Sagen der alten ſchönen Götterwelt. Tief drunten in weiter Ferne lagen die Städte der Menſchen mit dem gemeinen Wuſte ihres Weſens; zu dieſen ſeligen Höhen drang der Schrei des Be- dürfniſſes nicht und nicht der Seufzer der Sorge. Bisweilen erklang aus dem Geſtein, umſproßt von wilden Roſen und Feigen, der melodiſche Schall der Steindroſſel oder tönte aus den Haiden und Thymusbüſchen der goldene Laut der Cicade. Alles klang hier voller, reiner, unſchuldiger in der Nähe des Bornes, den der Huf des heiligen Roſſes aufriß,
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lag und ſchlummerte, bald aber ſich erhob und die
Glieder dehnend in den Morgenwind hinausſchritt,
der die Waldreben und Winden ſäuſelnd bewegte.
Wie herrlich glänzte dann der hohe Gebirgsrücken
mit ſeinen tauſend Zacken und Klippen vor uns,
wie nagte geſchäftig der ſcharfe Zahn an den wür-
zigen Kräutern, die ihn bedeckten, wie leckmäulerig
wurde, wenn dieſe Koſt genoſſen war, emporſtrebend
die aromatiſche Rinde der Stauden und Bäume
abgeſchält, wie labte nach ſolcher Speiſe die ſüße
Kühle der göttlichen Quelle! Die Lüfte wehten
erquicklich und labend über dieſe Gipfel hin. Sie
waren mit keinem Dunſte der Ebene befrachtet und
erzählten die Sagen der alten ſchönen Götterwelt. Tief
drunten in weiter Ferne lagen die Städte der
Menſchen mit dem gemeinen Wuſte ihres Weſens;
zu dieſen ſeligen Höhen drang der Schrei des Be-
dürfniſſes nicht und nicht der Seufzer der Sorge.
Bisweilen erklang aus dem Geſtein, umſproßt von
wilden Roſen und Feigen, der melodiſche Schall
der Steindroſſel oder tönte aus den Haiden und
Thymusbüſchen der goldene Laut der Cicade. Alles
klang hier voller, reiner, unſchuldiger in der Nähe
des Bornes, den der Huf des heiligen Roſſes aufriß,
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/154>, abgerufen am 22.12.2024.
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