dem Helikon irgend eine bedeutende Störung er- litten hätte, außer daß wir Zicklein mitunter von den Müttern zu sehr allein gelassen wurden und in einer dieser Verlassenheiten zwei junge Böcke einbüßten, welche, den Ersten ein Steinadler, den Andern ein Goldadler auffraß. Unser Gefühl wurde von diesen Verlusten schmerzlich berührt, obschon die Ziegen Fifi und Riri durch glückliche Entbindungen für den Ersatz sorgten. Jenes nicht selten vorkommende Alleinseyn und die Einbuße der beiden Bocklein machte die Reste der Mensch- heit in mir nachdenken. Ich fragte, wenn wir so uns selbst überlassen umherirrten, kein gutes Futter finden konnten, oder uns durch unüberlegte Sprünge die Füße verstauchten, oder auch wohl vom richti- gen Pfade gänzlich abgekommen waren, wo denn die Mütter seien? und erhielt zur Antwort, daß sie ihre Sitzungen hielten. Fragte ich nun weiter, aus was Grund und zu was Ende diese Sitzungen stattfänden? so erwiederten mir meine Altersgenossen, es seien die Sitzungen des Wohlthätigkeitsvereins. Freilich blieb ich durch solche Antworten so klug als vorher; ich schärfte indessen das Auge der Be- obachtung und kam auch binnen Kurzem der Sache
dem Helikon irgend eine bedeutende Störung er- litten hätte, außer daß wir Zicklein mitunter von den Müttern zu ſehr allein gelaſſen wurden und in einer dieſer Verlaſſenheiten zwei junge Böcke einbüßten, welche, den Erſten ein Steinadler, den Andern ein Goldadler auffraß. Unſer Gefühl wurde von dieſen Verluſten ſchmerzlich berührt, obſchon die Ziegen Fifi und Riri durch glückliche Entbindungen für den Erſatz ſorgten. Jenes nicht ſelten vorkommende Alleinſeyn und die Einbuße der beiden Bocklein machte die Reſte der Menſch- heit in mir nachdenken. Ich fragte, wenn wir ſo uns ſelbſt überlaſſen umherirrten, kein gutes Futter finden konnten, oder uns durch unüberlegte Sprünge die Füße verſtauchten, oder auch wohl vom richti- gen Pfade gänzlich abgekommen waren, wo denn die Mütter ſeien? und erhielt zur Antwort, daß ſie ihre Sitzungen hielten. Fragte ich nun weiter, aus was Grund und zu was Ende dieſe Sitzungen ſtattfänden? ſo erwiederten mir meine Altersgenoſſen, es ſeien die Sitzungen des Wohlthätigkeitsvereins. Freilich blieb ich durch ſolche Antworten ſo klug als vorher; ich ſchärfte indeſſen das Auge der Be- obachtung und kam auch binnen Kurzem der Sache
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dem Helikon irgend eine bedeutende Störung er-
litten hätte, außer daß wir Zicklein mitunter von
den Müttern zu ſehr allein gelaſſen wurden und
in einer dieſer Verlaſſenheiten zwei junge Böcke
einbüßten, welche, den Erſten ein Steinadler, den
Andern ein Goldadler auffraß. Unſer Gefühl
wurde von dieſen Verluſten ſchmerzlich berührt,
obſchon die Ziegen Fifi und Riri durch glückliche
Entbindungen für den Erſatz ſorgten. Jenes nicht
ſelten vorkommende Alleinſeyn und die Einbuße
der beiden Bocklein machte die Reſte der Menſch-
heit in mir nachdenken. Ich fragte, wenn wir ſo
uns ſelbſt überlaſſen umherirrten, kein gutes Futter
finden konnten, oder uns durch unüberlegte Sprünge
die Füße verſtauchten, oder auch wohl vom richti-
gen Pfade gänzlich abgekommen waren, wo denn
die Mütter ſeien? und erhielt zur Antwort, daß
ſie ihre Sitzungen hielten. Fragte ich nun weiter,
aus was Grund und zu was Ende dieſe Sitzungen
ſtattfänden? ſo erwiederten mir meine Altersgenoſſen,
es ſeien die Sitzungen des Wohlthätigkeitsvereins.
Freilich blieb ich durch ſolche Antworten ſo klug
als vorher; ich ſchärfte indeſſen das Auge der Be-
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/167>, abgerufen am 22.12.2024.
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