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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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Ja, es läßt sich schon im Juliusspital leben,
versetzte der Kellermeister behaglich und strich seinen
Bauch. -- Wir haben die schönsten Lagen und davon
erhält Jeder, der zu seiner Gesundheit schweren,
feurigen Weines bedarf ohnentgeltlich, die Flasche
mag fünf oder sechs Gulden kosten. Auch für ge-
wöhnlich bekommt Mann und Weib sein Maaß Land-
wein täglich und Brod, Fleisch und Zugemüse, so
viel bewältiget werden mag. Die Leute werden
daher auch, sobald sie die Pfründnerschaft hier er-
langt haben, gesund, still und fröhlich, wenn sie
vorher noch so kränklich und verdrossen gewesen sind.
Zank und Hader fällt kaum unter uns vor, und daß gar
Einer aus dem Juliusspital sich wieder in die Welt
gesehnt hätte, ist unerhört geblieben, bis auf einen
Fall, von dem aber auch noch immer gesprochen
wird, obgleich seitdem manches Jahr verstrichen ist.

Ich erkundigte mich näher nach diesem unerhör-
ten Falle und erfuhr "a simple story," daß vor
längerer Zeit ein Paar alter Weiber, die immer
zusammengehockt und ein Zischeln und Plaudern
mit einander gehabt hätten, aus dem Spitale fort-
gelaufen und nicht wieder entdeckt worden wären.
Man habe weder im Main noch weiterhin in der

Ja, es läßt ſich ſchon im Juliusſpital leben,
verſetzte der Kellermeiſter behaglich und ſtrich ſeinen
Bauch. — Wir haben die ſchönſten Lagen und davon
erhält Jeder, der zu ſeiner Geſundheit ſchweren,
feurigen Weines bedarf ohnentgeltlich, die Flaſche
mag fünf oder ſechs Gulden koſten. Auch für ge-
wöhnlich bekommt Mann und Weib ſein Maaß Land-
wein täglich und Brod, Fleiſch und Zugemüſe, ſo
viel bewältiget werden mag. Die Leute werden
daher auch, ſobald ſie die Pfründnerſchaft hier er-
langt haben, geſund, ſtill und fröhlich, wenn ſie
vorher noch ſo kränklich und verdroſſen geweſen ſind.
Zank und Hader fällt kaum unter uns vor, und daß gar
Einer aus dem Juliusſpital ſich wieder in die Welt
geſehnt hätte, iſt unerhört geblieben, bis auf einen
Fall, von dem aber auch noch immer geſprochen
wird, obgleich ſeitdem manches Jahr verſtrichen iſt.

Ich erkundigte mich näher nach dieſem unerhör-
ten Falle und erfuhr „a simple story,“ daß vor
längerer Zeit ein Paar alter Weiber, die immer
zuſammengehockt und ein Ziſcheln und Plaudern
mit einander gehabt hätten, aus dem Spitale fort-
gelaufen und nicht wieder entdeckt worden wären.
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[236/0254] Ja, es läßt ſich ſchon im Juliusſpital leben, verſetzte der Kellermeiſter behaglich und ſtrich ſeinen Bauch. — Wir haben die ſchönſten Lagen und davon erhält Jeder, der zu ſeiner Geſundheit ſchweren, feurigen Weines bedarf ohnentgeltlich, die Flaſche mag fünf oder ſechs Gulden koſten. Auch für ge- wöhnlich bekommt Mann und Weib ſein Maaß Land- wein täglich und Brod, Fleiſch und Zugemüſe, ſo viel bewältiget werden mag. Die Leute werden daher auch, ſobald ſie die Pfründnerſchaft hier er- langt haben, geſund, ſtill und fröhlich, wenn ſie vorher noch ſo kränklich und verdroſſen geweſen ſind. Zank und Hader fällt kaum unter uns vor, und daß gar Einer aus dem Juliusſpital ſich wieder in die Welt geſehnt hätte, iſt unerhört geblieben, bis auf einen Fall, von dem aber auch noch immer geſprochen wird, obgleich ſeitdem manches Jahr verſtrichen iſt. Ich erkundigte mich näher nach dieſem unerhör- ten Falle und erfuhr „a simple story,“ daß vor längerer Zeit ein Paar alter Weiber, die immer zuſammengehockt und ein Ziſcheln und Plaudern mit einander gehabt hätten, aus dem Spitale fort- gelaufen und nicht wieder entdeckt worden wären. Man habe weder im Main noch weiterhin in der

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/254>, abgerufen am 23.12.2024.