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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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würde mich doch schämen, den Schweinen nachzuah-
men. Bist gleich ruhig, ich befehl's dir! Hast du
keine Dankbarkeit nicht, daß dir einstmals vergönnt
ward, dein Logis nach deinem Gefallen zu wählen?
Kreuch 'nunter auf der Stell', oder ich haue den
Pochhammer so lang', bis daß du's fühlen sollst.

Auf diese Anrede und besonders auf die letzte
Drohung wurde der Gergesener Teufel stiller, das
Grunzen ging in ein Gequiek, wie das eines Fer-
kels über, und verlor sich hierauf nebst dem Geschrei
um Kleien und Schrot allmählig ganz. Pochham-
mer wischte sich den Schweiß von der Stirne, gab
dem magischen Schneider die Hand und sagte:
Ich danke Ihnen gehorsamst, Herr Dürr, er sitzt
nun ganz verzagt unten und schluchzt, wie ein
Kind. -- So sind sie All', sprach der Magische, hoch-
müthig und obenaus, aber wenn man sie brav
kuranzt, fallen sie zusammen, wie eine aufgestochene
Fischblas'. Gebt mir zu trinken.

Pochhammer verlangte nachträglich vom Braten,
der während der dämonischen Scene ihm vorüber-
gegangen war, und aß wacker. -- Bekommt nun
davon der Gergesener etwas ab? fragte ich. --
Behüte, versetzte Eschenmichel, die Teufel nehmen

Immermann's Münchhausen. 2. Th. 17

würde mich doch ſchämen, den Schweinen nachzuah-
men. Biſt gleich ruhig, ich befehl’s dir! Haſt du
keine Dankbarkeit nicht, daß dir einſtmals vergönnt
ward, dein Logis nach deinem Gefallen zu wählen?
Kreuch ’nunter auf der Stell’, oder ich haue den
Pochhammer ſo lang’, bis daß du’s fühlen ſollſt.

Auf dieſe Anrede und beſonders auf die letzte
Drohung wurde der Gergeſener Teufel ſtiller, das
Grunzen ging in ein Gequiek, wie das eines Fer-
kels über, und verlor ſich hierauf nebſt dem Geſchrei
um Kleien und Schrot allmählig ganz. Pochham-
mer wiſchte ſich den Schweiß von der Stirne, gab
dem magiſchen Schneider die Hand und ſagte:
Ich danke Ihnen gehorſamſt, Herr Dürr, er ſitzt
nun ganz verzagt unten und ſchluchzt, wie ein
Kind. — So ſind ſie All’, ſprach der Magiſche, hoch-
müthig und obenaus, aber wenn man ſie brav
kuranzt, fallen ſie zuſammen, wie eine aufgeſtochene
Fiſchblas’. Gebt mir zu trinken.

Pochhammer verlangte nachträglich vom Braten,
der während der dämoniſchen Scene ihm vorüber-
gegangen war, und aß wacker. — Bekommt nun
davon der Gergeſener etwas ab? fragte ich. —
Behüte, verſetzte Eſchenmichel, die Teufel nehmen

Immermann’s Münchhauſen. 2. Th. 17
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[257/0275] würde mich doch ſchämen, den Schweinen nachzuah- men. Biſt gleich ruhig, ich befehl’s dir! Haſt du keine Dankbarkeit nicht, daß dir einſtmals vergönnt ward, dein Logis nach deinem Gefallen zu wählen? Kreuch ’nunter auf der Stell’, oder ich haue den Pochhammer ſo lang’, bis daß du’s fühlen ſollſt. Auf dieſe Anrede und beſonders auf die letzte Drohung wurde der Gergeſener Teufel ſtiller, das Grunzen ging in ein Gequiek, wie das eines Fer- kels über, und verlor ſich hierauf nebſt dem Geſchrei um Kleien und Schrot allmählig ganz. Pochham- mer wiſchte ſich den Schweiß von der Stirne, gab dem magiſchen Schneider die Hand und ſagte: Ich danke Ihnen gehorſamſt, Herr Dürr, er ſitzt nun ganz verzagt unten und ſchluchzt, wie ein Kind. — So ſind ſie All’, ſprach der Magiſche, hoch- müthig und obenaus, aber wenn man ſie brav kuranzt, fallen ſie zuſammen, wie eine aufgeſtochene Fiſchblas’. Gebt mir zu trinken. Pochhammer verlangte nachträglich vom Braten, der während der dämoniſchen Scene ihm vorüber- gegangen war, und aß wacker. — Bekommt nun davon der Gergeſener etwas ab? fragte ich. — Behüte, verſetzte Eſchenmichel, die Teufel nehmen Immermann’s Münchhauſen. 2. Th. 17

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/275>, abgerufen am 23.12.2024.