Ich werd' den nächstkünftigen Mittwoch schwer- lich erleben. Ob der Grobschmidt oder der Ma- gister, mein seliger Herr Vater in mir gesessen, ich weiß es nit, nehm' auch keinen Antheil mehr daran. Ich muß ohne sie oder einen von Beiden vor Gott. Der Magister hat mir etwas anver- traut, worüber er auf einer seiner Wanderungen Licht erhalten, und welches der Art ist, daß kein Mensch sich dergleichen denken kann. Es hat mich überaus sehr gequält, ist aber nicht über meine Lippen gekommen. Ich hielt's auch meistentheils für eine Schnurr', darin der Magister von jeher stark war. Weiß auch noch nit, ob etwas Wahres daran ist.
Nun aber höret und vernehmet, Ihr Herrn. Der Magister hat mir auch erzählt, daß er diese verborgene Sache zu Papier gebracht, und das verschlossene Papier sein Testament benamset habe. Bisher wußte ich nun dessen Aufbewahrungsort nicht. Vor Kurzem jedoch ist mir offenbart wor- den, daß es im hiesigen Polizeiarchive und zwar in dem Gefach S unter verschiedenen nicht mehr brauch- baren und staubigen Papieren hinterlegt worden sei, und dorten allerdings noch beruhe.
Ich werd’ den nächſtkünftigen Mittwoch ſchwer- lich erleben. Ob der Grobſchmidt oder der Ma- giſter, mein ſeliger Herr Vater in mir geſeſſen, ich weiß es nit, nehm’ auch keinen Antheil mehr daran. Ich muß ohne ſie oder einen von Beiden vor Gott. Der Magiſter hat mir etwas anver- traut, worüber er auf einer ſeiner Wanderungen Licht erhalten, und welches der Art iſt, daß kein Menſch ſich dergleichen denken kann. Es hat mich überaus ſehr gequält, iſt aber nicht über meine Lippen gekommen. Ich hielt’s auch meiſtentheils für eine Schnurr’, darin der Magiſter von jeher ſtark war. Weiß auch noch nit, ob etwas Wahres daran iſt.
Nun aber höret und vernehmet, Ihr Herrn. Der Magiſter hat mir auch erzählt, daß er dieſe verborgene Sache zu Papier gebracht, und das verſchloſſene Papier ſein Teſtament benamſet habe. Bisher wußte ich nun deſſen Aufbewahrungsort nicht. Vor Kurzem jedoch iſt mir offenbart wor- den, daß es im hieſigen Polizeiarchive und zwar in dem Gefach S unter verſchiedenen nicht mehr brauch- baren und ſtaubigen Papieren hinterlegt worden ſei, und dorten allerdings noch beruhe.
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Ich werd’ den nächſtkünftigen Mittwoch ſchwer-
lich erleben. Ob der Grobſchmidt oder der Ma-
giſter, mein ſeliger Herr Vater in mir geſeſſen,
ich weiß es nit, nehm’ auch keinen Antheil mehr
daran. Ich muß ohne ſie oder einen von Beiden
vor Gott. Der Magiſter hat mir etwas anver-
traut, worüber er auf einer ſeiner Wanderungen
Licht erhalten, und welches der Art iſt, daß kein
Menſch ſich dergleichen denken kann. Es hat mich
überaus ſehr gequält, iſt aber nicht über meine
Lippen gekommen. Ich hielt’s auch meiſtentheils
für eine Schnurr’, darin der Magiſter von jeher
ſtark war. Weiß auch noch nit, ob etwas Wahres
daran iſt.
Nun aber höret und vernehmet, Ihr Herrn.
Der Magiſter hat mir auch erzählt, daß er dieſe
verborgene Sache zu Papier gebracht, und das
verſchloſſene Papier ſein Teſtament benamſet habe.
Bisher wußte ich nun deſſen Aufbewahrungsort
nicht. Vor Kurzem jedoch iſt mir offenbart wor-
den, daß es im hieſigen Polizeiarchive und zwar in
dem Gefach S unter verſchiedenen nicht mehr brauch-
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/343>, abgerufen am 23.12.2024.
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