Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.An ewigen und unzeitlichen Gütern besitze ich 1. die sogenannten großen Köpfe 2. die edeln Charaktere 3. die bedeutenden Menschen 4. die gefühlvollen Seelen 5. diejenigen, welche man a. die Hochverdienten, oder b. die Allverehrten und Allgeliebten nennt; sondern meine Erben sollen seyn die Leute von gesunder Vernunft, eine leider neuerdings nur zu sehr herabgekommene und unscheinbar gewordene Secte. Denn die Vernunft, welche ich meine, bietet An ewigen und unzeitlichen Gütern beſitze ich 1. die ſogenannten großen Köpfe 2. die edeln Charaktere 3. die bedeutenden Menſchen 4. die gefühlvollen Seelen 5. diejenigen, welche man a. die Hochverdienten, oder b. die Allverehrten und Allgeliebten nennt; ſondern meine Erben ſollen ſeyn die Leute von geſunder Vernunft, eine leider neuerdings nur zu ſehr herabgekommene und unſcheinbar gewordene Secte. Denn die Vernunft, welche ich meine, bietet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0358" n="340"/> <p>An ewigen und unzeitlichen Gütern beſitze ich<lb/> eine große Wahrheit und deren Beſtätigung durch<lb/> ein eminentes Exempel, welches wieder mit einem<lb/> unglaublichen Geheimniſſe zuſammenhängt. Dieſen<lb/> Zuſammenhang von Wahrheit, Exempel und Ge-<lb/> heimniß verlaſſe und vermache ich allen Leuten<lb/> von geſunder Vernunft. Da die genaue Bezeich-<lb/> nung des Erben zu den Hauptſtücken eines gültigen<lb/> Teſtaments gehört, ſo merke ich hier an, daß unter<lb/> den <hi rendition="#aq">titulo honorifico</hi> Bedachten nicht gemeint ſind:<lb/><list><item>1. die ſogenannten großen Köpfe</item><lb/><item>2. die edeln Charaktere</item><lb/><item>3. die bedeutenden Menſchen</item><lb/><item>4. die gefühlvollen Seelen</item><lb/><item>5. diejenigen, welche man<lb/><list><item><hi rendition="#aq">a.</hi> die Hochverdienten, oder</item><lb/><item><hi rendition="#aq">b.</hi> die Allverehrten und Allgeliebten nennt;</item></list></item></list><lb/> ſondern meine Erben ſollen ſeyn die Leute von<lb/> geſunder Vernunft, eine leider neuerdings nur zu<lb/> ſehr herabgekommene und unſcheinbar gewordene<lb/> Secte.</p><lb/> <p>Denn die Vernunft, welche ich meine, bietet<lb/> ihren Anhängern nur Armuth und Nichtachtung,<lb/> ſie ſelber geht auch nicht in Sammet und Seide,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [340/0358]
An ewigen und unzeitlichen Gütern beſitze ich
eine große Wahrheit und deren Beſtätigung durch
ein eminentes Exempel, welches wieder mit einem
unglaublichen Geheimniſſe zuſammenhängt. Dieſen
Zuſammenhang von Wahrheit, Exempel und Ge-
heimniß verlaſſe und vermache ich allen Leuten
von geſunder Vernunft. Da die genaue Bezeich-
nung des Erben zu den Hauptſtücken eines gültigen
Teſtaments gehört, ſo merke ich hier an, daß unter
den titulo honorifico Bedachten nicht gemeint ſind:
1. die ſogenannten großen Köpfe
2. die edeln Charaktere
3. die bedeutenden Menſchen
4. die gefühlvollen Seelen
5. diejenigen, welche man
a. die Hochverdienten, oder
b. die Allverehrten und Allgeliebten nennt;
ſondern meine Erben ſollen ſeyn die Leute von
geſunder Vernunft, eine leider neuerdings nur zu
ſehr herabgekommene und unſcheinbar gewordene
Secte.
Denn die Vernunft, welche ich meine, bietet
ihren Anhängern nur Armuth und Nichtachtung,
ſie ſelber geht auch nicht in Sammet und Seide,
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