Ich sah ihm über die Schulter. Aber ach! da wankten meine Kniee, ich ließ das Butterbrod fal- len, Karl ließ den Nußknacker fallen, ich hob den Nußknacker auf und Karl hob das Butterbrod auf! Ich drückte den Nußknacker an meine Lippen. Er war es, er war es! -- Der alte, treue Knacker, die erste, auf Rucciopuccio hindeutende Liebe! O ihn, ihn hatte ich gleich erkannt. Und hätte ich ihn denn auch verkennen können? des Menschen Antlitz und Gestalt wandelt sich leider mit den Jah- ren, ein Nußknacker bleibt, was er war.
Ach, bitter-schmerzlich war dennoch dieses Wie- dersehen! Das theure Heiligthum meiner Jugend sah mich an, wie eine Ruine. Von dem Roth der Uniform war der brennende Glanz gewichen, die Farbe der Unterkleider ließ sich kaum noch erkennen, erloschen waren die schönen, grellblauen Augen, der Mund hatte durch das beständige Knacken seine beste Kraft verloren, einen Hut trug er kaum noch, nur den Schnurrbart hatte die Mißgunst der Zeiten verschont; er hing schwarz und voll wie in jenen goldenen Tagen über den alt und müde gewordenen Lippen.
Ein Strom von Thränen befreite die Brust. Dann faßte ich mich und dachte an mich und mein
Ich ſah ihm über die Schulter. Aber ach! da wankten meine Kniee, ich ließ das Butterbrod fal- len, Karl ließ den Nußknacker fallen, ich hob den Nußknacker auf und Karl hob das Butterbrod auf! Ich drückte den Nußknacker an meine Lippen. Er war es, er war es! — Der alte, treue Knacker, die erſte, auf Rucciopuccio hindeutende Liebe! O ihn, ihn hatte ich gleich erkannt. Und hätte ich ihn denn auch verkennen können? des Menſchen Antlitz und Geſtalt wandelt ſich leider mit den Jah- ren, ein Nußknacker bleibt, was er war.
Ach, bitter-ſchmerzlich war dennoch dieſes Wie- derſehen! Das theure Heiligthum meiner Jugend ſah mich an, wie eine Ruine. Von dem Roth der Uniform war der brennende Glanz gewichen, die Farbe der Unterkleider ließ ſich kaum noch erkennen, erloſchen waren die ſchönen, grellblauen Augen, der Mund hatte durch das beſtändige Knacken ſeine beſte Kraft verloren, einen Hut trug er kaum noch, nur den Schnurrbart hatte die Mißgunſt der Zeiten verſchont; er hing ſchwarz und voll wie in jenen goldenen Tagen über den alt und müde gewordenen Lippen.
Ein Strom von Thränen befreite die Bruſt. Dann faßte ich mich und dachte an mich und mein
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Ich ſah ihm über die Schulter. Aber ach! da
wankten meine Kniee, ich ließ das Butterbrod fal-
len, Karl ließ den Nußknacker fallen, ich hob den
Nußknacker auf und Karl hob das Butterbrod auf!
Ich drückte den Nußknacker an meine Lippen. Er
war es, er war es! — Der alte, treue Knacker,
die erſte, auf Rucciopuccio hindeutende Liebe! O
ihn, ihn hatte ich gleich erkannt. Und hätte ich
ihn denn auch verkennen können? des Menſchen
Antlitz und Geſtalt wandelt ſich leider mit den Jah-
ren, ein Nußknacker bleibt, was er war.
Ach, bitter-ſchmerzlich war dennoch dieſes Wie-
derſehen! Das theure Heiligthum meiner Jugend
ſah mich an, wie eine Ruine. Von dem Roth der
Uniform war der brennende Glanz gewichen, die
Farbe der Unterkleider ließ ſich kaum noch erkennen,
erloſchen waren die ſchönen, grellblauen Augen, der
Mund hatte durch das beſtändige Knacken ſeine beſte
Kraft verloren, einen Hut trug er kaum noch, nur den
Schnurrbart hatte die Mißgunſt der Zeiten verſchont;
er hing ſchwarz und voll wie in jenen goldenen
Tagen über den alt und müde gewordenen Lippen.
Ein Strom von Thränen befreite die Bruſt.
Dann faßte ich mich und dachte an mich und mein
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/43>, abgerufen am 22.12.2024.
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