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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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Geschick. Karl hatte das Butterbrod verzehrt und
sah mich groß an. Gelt, rief er (ich muß ja seine
eigenen Worte brauchen) das ist ein närrischer
Kerl? -- Ich habe den Schurken einmal vor vielen
Jahren in einem italiänischen Badenest auf'm Keh-
richt hinter'm Hause gefunden. Ich steckte ihn zu
mir und brauche ihn seitdem fortwährend, und der
Racker (ich erliege fast der Qual solche Worte zu
schreiben) ist immer noch ganz. Dazumal diente
ich bei vierzehn Berliner Edelleuten, die das Bad
brauchten und sich zusammen einen Bedienten hielten.

Fürst, sagte ich ernst und gehalten, ver-
stellen Sie sich nicht länger. Weder Ihre Bedien-
tenjacke noch die scheußlichen Ausdrücke, zu denen
Sie Ihre edeln Lippen zwingen, um unerkannt zu
bleiben, täuschen mich ferner. -- "Was Vorläufer!
Es kommt uns Niemand nachgelaufen," und: "Ich
kenne keinen Größeren," die bedeutenden Strümpfe,
das Pantoffelwesen, die Zeichen an der Schnuppe
des Nachtlichts, mein Traum von Nizza, die trau-
ernden Juden, die Wüste Sin, die da lieget zwi-
schen Elim und Sinai, das waren schon Symbole,
welche nicht trügen konnten. Nun die Melodie
Ihrer Stimme, Ihr Fluch, jetzt gar der geliebte

Geſchick. Karl hatte das Butterbrod verzehrt und
ſah mich groß an. Gelt, rief er (ich muß ja ſeine
eigenen Worte brauchen) das iſt ein närriſcher
Kerl? — Ich habe den Schurken einmal vor vielen
Jahren in einem italiäniſchen Badeneſt auf’m Keh-
richt hinter’m Hauſe gefunden. Ich ſteckte ihn zu
mir und brauche ihn ſeitdem fortwährend, und der
Racker (ich erliege faſt der Qual ſolche Worte zu
ſchreiben) iſt immer noch ganz. Dazumal diente
ich bei vierzehn Berliner Edelleuten, die das Bad
brauchten und ſich zuſammen einen Bedienten hielten.

Fürſt, ſagte ich ernſt und gehalten, ver-
ſtellen Sie ſich nicht länger. Weder Ihre Bedien-
tenjacke noch die ſcheußlichen Ausdrücke, zu denen
Sie Ihre edeln Lippen zwingen, um unerkannt zu
bleiben, täuſchen mich ferner. — „Was Vorläufer!
Es kommt uns Niemand nachgelaufen,“ und: „Ich
kenne keinen Größeren,“ die bedeutenden Strümpfe,
das Pantoffelweſen, die Zeichen an der Schnuppe
des Nachtlichts, mein Traum von Nizza, die trau-
ernden Juden, die Wüſte Sin, die da lieget zwi-
ſchen Elim und Sinai, das waren ſchon Symbole,
welche nicht trügen konnten. Nun die Melodie
Ihrer Stimme, Ihr Fluch, jetzt gar der geliebte

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[26/0044] Geſchick. Karl hatte das Butterbrod verzehrt und ſah mich groß an. Gelt, rief er (ich muß ja ſeine eigenen Worte brauchen) das iſt ein närriſcher Kerl? — Ich habe den Schurken einmal vor vielen Jahren in einem italiäniſchen Badeneſt auf’m Keh- richt hinter’m Hauſe gefunden. Ich ſteckte ihn zu mir und brauche ihn ſeitdem fortwährend, und der Racker (ich erliege faſt der Qual ſolche Worte zu ſchreiben) iſt immer noch ganz. Dazumal diente ich bei vierzehn Berliner Edelleuten, die das Bad brauchten und ſich zuſammen einen Bedienten hielten. Fürſt, ſagte ich ernſt und gehalten, ver- ſtellen Sie ſich nicht länger. Weder Ihre Bedien- tenjacke noch die ſcheußlichen Ausdrücke, zu denen Sie Ihre edeln Lippen zwingen, um unerkannt zu bleiben, täuſchen mich ferner. — „Was Vorläufer! Es kommt uns Niemand nachgelaufen,“ und: „Ich kenne keinen Größeren,“ die bedeutenden Strümpfe, das Pantoffelweſen, die Zeichen an der Schnuppe des Nachtlichts, mein Traum von Nizza, die trau- ernden Juden, die Wüſte Sin, die da lieget zwi- ſchen Elim und Sinai, das waren ſchon Symbole, welche nicht trügen konnten. Nun die Melodie Ihrer Stimme, Ihr Fluch, jetzt gar der geliebte

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/44>, abgerufen am 22.12.2024.