maßen gespannt hielt: Münchhausen's Fata unter dem Vieh, insbesondere unter einer Ziegenheerde am Helikon, und dann, wie er unlängst in Schwa- ben Poltergeister und Dämonen kennen gelernt. Auf beide hatte der Freiherr zu öfterem im Vor- aus hingewiesen, immer aber war die Erzählung durch zufällige Ereignisse verschoben worden, wie denn noch jüngst das erste Capitel dieses Buches nicht halten konnte, was seine ersten Worte ver- sprachen.
In seiner gelangweilten Stimmung warf der alte Baron ein Auge forschender Verdrießlichkeit, oder verdrießlichen Forschens auf die Person des Freiherrn, und da wurde ihm nun so Manches Gegenstand der Verwunderung. Die ergrünenden Wangen und die doppelfarbigen Augen mußten frei- lich durch die Erläuterungen Münchhausen's für vorläufig bei Seite gestellt gelten, dagegen hatten sich an dem außerordentlichen Manne neue geheim- nißvolle Phänomene in Menge aufgethan. Schon daß der Freiherr stäts traurig und dunkel sprach, wenn er im Allgemeinen der Umstände bei seiner Erzeugung gedachte, war ein seltsames Ding, hiezu kam aber noch das ungewöhnliche Verhältniß
maßen geſpannt hielt: Münchhauſen’s Fata unter dem Vieh, insbeſondere unter einer Ziegenheerde am Helikon, und dann, wie er unlängſt in Schwa- ben Poltergeiſter und Dämonen kennen gelernt. Auf beide hatte der Freiherr zu öfterem im Vor- aus hingewieſen, immer aber war die Erzählung durch zufällige Ereigniſſe verſchoben worden, wie denn noch jüngſt das erſte Capitel dieſes Buches nicht halten konnte, was ſeine erſten Worte ver- ſprachen.
In ſeiner gelangweilten Stimmung warf der alte Baron ein Auge forſchender Verdrießlichkeit, oder verdrießlichen Forſchens auf die Perſon des Freiherrn, und da wurde ihm nun ſo Manches Gegenſtand der Verwunderung. Die ergrünenden Wangen und die doppelfarbigen Augen mußten frei- lich durch die Erläuterungen Münchhauſen’s für vorläufig bei Seite geſtellt gelten, dagegen hatten ſich an dem außerordentlichen Manne neue geheim- nißvolle Phänomene in Menge aufgethan. Schon daß der Freiherr ſtäts traurig und dunkel ſprach, wenn er im Allgemeinen der Umſtände bei ſeiner Erzeugung gedachte, war ein ſeltſames Ding, hiezu kam aber noch das ungewöhnliche Verhältniß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0070"n="52"/>
maßen geſpannt hielt: Münchhauſen’s Fata unter<lb/>
dem Vieh, insbeſondere unter einer Ziegenheerde<lb/>
am Helikon, und dann, wie er unlängſt in Schwa-<lb/>
ben Poltergeiſter und Dämonen kennen gelernt.<lb/>
Auf beide hatte der Freiherr zu öfterem im Vor-<lb/>
aus hingewieſen, immer aber war die Erzählung<lb/>
durch zufällige Ereigniſſe verſchoben worden, wie<lb/>
denn noch jüngſt das erſte Capitel dieſes Buches<lb/>
nicht halten konnte, was ſeine erſten Worte ver-<lb/>ſprachen.</p><lb/><p>In ſeiner gelangweilten Stimmung warf der<lb/>
alte Baron ein Auge forſchender Verdrießlichkeit,<lb/>
oder verdrießlichen Forſchens auf die Perſon des<lb/>
Freiherrn, und da wurde ihm nun ſo Manches<lb/>
Gegenſtand der Verwunderung. Die ergrünenden<lb/>
Wangen und die doppelfarbigen Augen mußten frei-<lb/>
lich durch die Erläuterungen Münchhauſen’s für<lb/>
vorläufig bei Seite geſtellt gelten, dagegen hatten<lb/>ſich an dem außerordentlichen Manne neue geheim-<lb/>
nißvolle Phänomene in Menge aufgethan. Schon<lb/>
daß der Freiherr ſtäts traurig und dunkel ſprach,<lb/>
wenn er im Allgemeinen der Umſtände bei ſeiner<lb/>
Erzeugung gedachte, war ein ſeltſames Ding,<lb/>
hiezu kam aber noch das ungewöhnliche Verhältniß<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[52/0070]
maßen geſpannt hielt: Münchhauſen’s Fata unter
dem Vieh, insbeſondere unter einer Ziegenheerde
am Helikon, und dann, wie er unlängſt in Schwa-
ben Poltergeiſter und Dämonen kennen gelernt.
Auf beide hatte der Freiherr zu öfterem im Vor-
aus hingewieſen, immer aber war die Erzählung
durch zufällige Ereigniſſe verſchoben worden, wie
denn noch jüngſt das erſte Capitel dieſes Buches
nicht halten konnte, was ſeine erſten Worte ver-
ſprachen.
In ſeiner gelangweilten Stimmung warf der
alte Baron ein Auge forſchender Verdrießlichkeit,
oder verdrießlichen Forſchens auf die Perſon des
Freiherrn, und da wurde ihm nun ſo Manches
Gegenſtand der Verwunderung. Die ergrünenden
Wangen und die doppelfarbigen Augen mußten frei-
lich durch die Erläuterungen Münchhauſen’s für
vorläufig bei Seite geſtellt gelten, dagegen hatten
ſich an dem außerordentlichen Manne neue geheim-
nißvolle Phänomene in Menge aufgethan. Schon
daß der Freiherr ſtäts traurig und dunkel ſprach,
wenn er im Allgemeinen der Umſtände bei ſeiner
Erzeugung gedachte, war ein ſeltſames Ding,
hiezu kam aber noch das ungewöhnliche Verhältniß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/70>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.