zum Freiherrn: An Eurer Stelle, Freund, jagte ich den Unverschämten fort. -- Ich darf nicht, versetzte Münchhausen, schmerzlich gen Himmel blickend, weil -- --
Daß? -- -- Weil? -- -- Was für ein Daß? Was für ein Weil? murmelte der alte Baron.
An einem andern Tage hatte Münchhausen im Zorn wirklich den Rücken des Widerspänstigen be- strichen. Karl Buttervogel lief fort, schimpfte wie ein Rohrsperling und wiederholte unaufhörlich: Mich prügeln? So ein Munkel?
Munkel? fragte der alte Baron. Was ist ein Munkel? -- Es lag am Tage, dieser Bediente wußte etwas von seinem Herrn, was nicht für Jedermanns Ohr taugte.
Die Geheimnisse Münchhausen's fanden ihren Gipfel in seinen heimlichen Experimenten. Er schickte nämlich wöchentlich Karl'n in die Apotheke der nächsten Stadt, darauf nahm er ihm die Spe- cies ab, verschloß sich in seiner Stube, verhing die Fenster, und dort hinter Schloß und Riegel und nesseltuchnen Vorhängen that er Dinge, welche nur das Auge Gottes sah. Es verbreitete sich, wenn er so experimentirte, durch das Schlüsselloch ein feiner
zum Freiherrn: An Eurer Stelle, Freund, jagte ich den Unverſchämten fort. — Ich darf nicht, verſetzte Münchhauſen, ſchmerzlich gen Himmel blickend, weil — —
Daß? — — Weil? — — Was für ein Daß? Was für ein Weil? murmelte der alte Baron.
An einem andern Tage hatte Münchhauſen im Zorn wirklich den Rücken des Widerſpänſtigen be- ſtrichen. Karl Buttervogel lief fort, ſchimpfte wie ein Rohrſperling und wiederholte unaufhörlich: Mich prügeln? So ein Munkel?
Munkel? fragte der alte Baron. Was iſt ein Munkel? — Es lag am Tage, dieſer Bediente wußte etwas von ſeinem Herrn, was nicht für Jedermanns Ohr taugte.
Die Geheimniſſe Münchhauſen’s fanden ihren Gipfel in ſeinen heimlichen Experimenten. Er ſchickte nämlich wöchentlich Karl’n in die Apotheke der nächſten Stadt, darauf nahm er ihm die Spe- cies ab, verſchloß ſich in ſeiner Stube, verhing die Fenſter, und dort hinter Schloß und Riegel und neſſeltuchnen Vorhängen that er Dinge, welche nur das Auge Gottes ſah. Es verbreitete ſich, wenn er ſo experimentirte, durch das Schlüſſelloch ein feiner
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0072"n="54"/>
zum Freiherrn: An Eurer Stelle, Freund, jagte<lb/>
ich den Unverſchämten fort. — Ich darf nicht,<lb/>
verſetzte Münchhauſen, ſchmerzlich gen Himmel<lb/>
blickend, weil ——</p><lb/><p>Daß? —— Weil? —— Was für ein Daß?<lb/>
Was für ein Weil? murmelte der alte Baron.</p><lb/><p>An einem andern Tage hatte Münchhauſen im<lb/>
Zorn wirklich den Rücken des Widerſpänſtigen be-<lb/>ſtrichen. Karl Buttervogel lief fort, ſchimpfte wie<lb/>
ein Rohrſperling und wiederholte unaufhörlich: Mich<lb/>
prügeln? So ein Munkel?</p><lb/><p>Munkel? fragte der alte Baron. Was iſt ein<lb/>
Munkel? — Es lag am Tage, dieſer Bediente<lb/>
wußte etwas von ſeinem Herrn, was nicht für<lb/>
Jedermanns Ohr taugte.</p><lb/><p>Die Geheimniſſe Münchhauſen’s fanden ihren<lb/>
Gipfel in ſeinen heimlichen Experimenten. Er<lb/>ſchickte nämlich wöchentlich Karl’n in die Apotheke<lb/>
der nächſten Stadt, darauf nahm er ihm die Spe-<lb/>
cies ab, verſchloß ſich in ſeiner Stube, verhing die<lb/>
Fenſter, und dort hinter Schloß und Riegel und<lb/>
neſſeltuchnen Vorhängen that er Dinge, welche nur<lb/>
das Auge Gottes ſah. Es verbreitete ſich, wenn er<lb/>ſo experimentirte, durch das Schlüſſelloch ein feiner<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[54/0072]
zum Freiherrn: An Eurer Stelle, Freund, jagte
ich den Unverſchämten fort. — Ich darf nicht,
verſetzte Münchhauſen, ſchmerzlich gen Himmel
blickend, weil — —
Daß? — — Weil? — — Was für ein Daß?
Was für ein Weil? murmelte der alte Baron.
An einem andern Tage hatte Münchhauſen im
Zorn wirklich den Rücken des Widerſpänſtigen be-
ſtrichen. Karl Buttervogel lief fort, ſchimpfte wie
ein Rohrſperling und wiederholte unaufhörlich: Mich
prügeln? So ein Munkel?
Munkel? fragte der alte Baron. Was iſt ein
Munkel? — Es lag am Tage, dieſer Bediente
wußte etwas von ſeinem Herrn, was nicht für
Jedermanns Ohr taugte.
Die Geheimniſſe Münchhauſen’s fanden ihren
Gipfel in ſeinen heimlichen Experimenten. Er
ſchickte nämlich wöchentlich Karl’n in die Apotheke
der nächſten Stadt, darauf nahm er ihm die Spe-
cies ab, verſchloß ſich in ſeiner Stube, verhing die
Fenſter, und dort hinter Schloß und Riegel und
neſſeltuchnen Vorhängen that er Dinge, welche nur
das Auge Gottes ſah. Es verbreitete ſich, wenn er
ſo experimentirte, durch das Schlüſſelloch ein feiner
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/72>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.