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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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unendlich Süßes aus dieser Umhüllung hervor. Es
war, als ob auch die Psyche ihrer Töne erwacht
sei und die Flügel nach Entfaltung rängen.

Jeder dieser Scherze, alle diese Possen und die
kleinsten Kleinigkeiten hatten einen Engel, der
nahm sie und legte sie am Throne Gottes nieder.
Denn es war die erste Liebe, die ächte, die ein-
zige, die in diesen beiden jungen, unschuldigen
Herzen brannte und klopfte! In der Fülle ihrer
Vorahnungen, von gesunder, treibender Hoffnung
schwanger, hatten sie einander gefunden, kein Ent-
sagen, keine Täuschung hatte sie noch um einen
Tropfen warmen Blutes gebracht, vollendet, wie
Aphrodite aus dem Schaume des Meeres, erstand
ihnen das Glück. Das ist die Liebe, die wie jene
Wunderpflanze aus Osten, vor unseren sichtlichen
Augen wächst.

Diese Liebe kümmert sich nicht um die Landes-
stege und Wege. Der Jäger und sein Wild hatten
nach der schönen Blume gehen wollen, vergaßen
aber diesen Vorsatz, ehe sie noch fünfhundert
Schritte vom Hofe waren. Sie gingen, liefen,
schwankten umher, sie wußten nicht, wo? War der
Himmel nicht überall blau, war die Erde nicht

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unendlich Süßes aus dieſer Umhüllung hervor. Es
war, als ob auch die Pſyche ihrer Töne erwacht
ſei und die Flügel nach Entfaltung rängen.

Jeder dieſer Scherze, alle dieſe Poſſen und die
kleinſten Kleinigkeiten hatten einen Engel, der
nahm ſie und legte ſie am Throne Gottes nieder.
Denn es war die erſte Liebe, die ächte, die ein-
zige, die in dieſen beiden jungen, unſchuldigen
Herzen brannte und klopfte! In der Fülle ihrer
Vorahnungen, von geſunder, treibender Hoffnung
ſchwanger, hatten ſie einander gefunden, kein Ent-
ſagen, keine Täuſchung hatte ſie noch um einen
Tropfen warmen Blutes gebracht, vollendet, wie
Aphrodite aus dem Schaume des Meeres, erſtand
ihnen das Glück. Das iſt die Liebe, die wie jene
Wunderpflanze aus Oſten, vor unſeren ſichtlichen
Augen wächſt.

Dieſe Liebe kümmert ſich nicht um die Landes-
ſtege und Wege. Der Jäger und ſein Wild hatten
nach der ſchönen Blume gehen wollen, vergaßen
aber dieſen Vorſatz, ehe ſie noch fünfhundert
Schritte vom Hofe waren. Sie gingen, liefen,
ſchwankten umher, ſie wußten nicht, wo? War der
Himmel nicht überall blau, war die Erde nicht

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[115/0129] unendlich Süßes aus dieſer Umhüllung hervor. Es war, als ob auch die Pſyche ihrer Töne erwacht ſei und die Flügel nach Entfaltung rängen. Jeder dieſer Scherze, alle dieſe Poſſen und die kleinſten Kleinigkeiten hatten einen Engel, der nahm ſie und legte ſie am Throne Gottes nieder. Denn es war die erſte Liebe, die ächte, die ein- zige, die in dieſen beiden jungen, unſchuldigen Herzen brannte und klopfte! In der Fülle ihrer Vorahnungen, von geſunder, treibender Hoffnung ſchwanger, hatten ſie einander gefunden, kein Ent- ſagen, keine Täuſchung hatte ſie noch um einen Tropfen warmen Blutes gebracht, vollendet, wie Aphrodite aus dem Schaume des Meeres, erſtand ihnen das Glück. Das iſt die Liebe, die wie jene Wunderpflanze aus Oſten, vor unſeren ſichtlichen Augen wächſt. Dieſe Liebe kümmert ſich nicht um die Landes- ſtege und Wege. Der Jäger und ſein Wild hatten nach der ſchönen Blume gehen wollen, vergaßen aber dieſen Vorſatz, ehe ſie noch fünfhundert Schritte vom Hofe waren. Sie gingen, liefen, ſchwankten umher, ſie wußten nicht, wo? War der Himmel nicht überall blau, war die Erde nicht 8*

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/129>, abgerufen am 21.11.2024.