Schwertleite und Waffenwacht brachte ich hinter mich und empfing den Ritterschlag zu Forchheim, jetzt reite ich gen Maynz, wo der Kaiser das Tur- nier halten will, mich baß zu tummeln und des Lebens zu freuen.
Der Schüler sah nach dem Stande der Sonne und sagte: Es ist traurig, daß wir nach diesem herzlichen Treffen uns so bald wieder trennen sollen. Aber doch wird es, wenn wir unser Ziel heute zu erreichen wünschen, nothwendig seyn.
Komm mit gen Maynz! rief der Andere, indem er aufsprang und den Schüler in einer sonderbar gerührten Stimmung, die gleichwohl ein Lachen zu- ließ, ansah. Laß das finstere Regensburg und den Dom und die Sakristei; erheitere dein Antlitz un- ter fröhlichen Gesellen am runden Tisch in der Weinlaube und vor den Blumenfenstern lieblicher Mädchen, laß deine Ohren durch Flöten- und Schall- meienklang rein baden von den schauerlichen Vigilien der Tempelherren, die ja in der ganzen Christenheit für arge Ketzer und Baffometuspriester gelten. Komm mit gen Maynz, mein Petrus!
Die letzten Worte sprach er schon im Sattel. Er streckte dabei wie flehend seine Hand nach dem
Schwertleite und Waffenwacht brachte ich hinter mich und empfing den Ritterſchlag zu Forchheim, jetzt reite ich gen Maynz, wo der Kaiſer das Tur- nier halten will, mich baß zu tummeln und des Lebens zu freuen.
Der Schüler ſah nach dem Stande der Sonne und ſagte: Es iſt traurig, daß wir nach dieſem herzlichen Treffen uns ſo bald wieder trennen ſollen. Aber doch wird es, wenn wir unſer Ziel heute zu erreichen wünſchen, nothwendig ſeyn.
Komm mit gen Maynz! rief der Andere, indem er aufſprang und den Schüler in einer ſonderbar gerührten Stimmung, die gleichwohl ein Lachen zu- ließ, anſah. Laß das finſtere Regensburg und den Dom und die Sakriſtei; erheitere dein Antlitz un- ter fröhlichen Geſellen am runden Tiſch in der Weinlaube und vor den Blumenfenſtern lieblicher Mädchen, laß deine Ohren durch Flöten- und Schall- meienklang rein baden von den ſchauerlichen Vigilien der Tempelherren, die ja in der ganzen Chriſtenheit für arge Ketzer und Baffometusprieſter gelten. Komm mit gen Maynz, mein Petrus!
Die letzten Worte ſprach er ſchon im Sattel. Er ſtreckte dabei wie flehend ſeine Hand nach dem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0167"n="153"/>
Schwertleite und Waffenwacht brachte ich hinter<lb/>
mich und empfing den Ritterſchlag zu Forchheim,<lb/>
jetzt reite ich gen Maynz, wo der Kaiſer das Tur-<lb/>
nier halten will, mich baß zu tummeln und des<lb/>
Lebens zu freuen.</p><lb/><p>Der Schüler ſah nach dem Stande der Sonne<lb/>
und ſagte: Es iſt traurig, daß wir nach dieſem<lb/>
herzlichen Treffen uns ſo bald wieder trennen ſollen.<lb/>
Aber doch wird es, wenn wir unſer Ziel heute zu<lb/>
erreichen wünſchen, nothwendig ſeyn.</p><lb/><p>Komm mit gen Maynz! rief der Andere, indem<lb/>
er aufſprang und den Schüler in einer ſonderbar<lb/>
gerührten Stimmung, die gleichwohl ein Lachen zu-<lb/>
ließ, anſah. Laß das finſtere Regensburg und den<lb/>
Dom und die Sakriſtei; erheitere dein Antlitz un-<lb/>
ter fröhlichen Geſellen am runden Tiſch in der<lb/>
Weinlaube und vor den Blumenfenſtern lieblicher<lb/>
Mädchen, laß deine Ohren durch Flöten- und Schall-<lb/>
meienklang rein baden von den ſchauerlichen Vigilien<lb/>
der Tempelherren, die ja in der ganzen Chriſtenheit<lb/>
für arge Ketzer und Baffometusprieſter gelten.<lb/>
Komm mit gen Maynz, mein Petrus!</p><lb/><p>Die letzten Worte ſprach er ſchon im Sattel.<lb/>
Er ſtreckte dabei wie flehend ſeine Hand nach dem<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[153/0167]
Schwertleite und Waffenwacht brachte ich hinter
mich und empfing den Ritterſchlag zu Forchheim,
jetzt reite ich gen Maynz, wo der Kaiſer das Tur-
nier halten will, mich baß zu tummeln und des
Lebens zu freuen.
Der Schüler ſah nach dem Stande der Sonne
und ſagte: Es iſt traurig, daß wir nach dieſem
herzlichen Treffen uns ſo bald wieder trennen ſollen.
Aber doch wird es, wenn wir unſer Ziel heute zu
erreichen wünſchen, nothwendig ſeyn.
Komm mit gen Maynz! rief der Andere, indem
er aufſprang und den Schüler in einer ſonderbar
gerührten Stimmung, die gleichwohl ein Lachen zu-
ließ, anſah. Laß das finſtere Regensburg und den
Dom und die Sakriſtei; erheitere dein Antlitz un-
ter fröhlichen Geſellen am runden Tiſch in der
Weinlaube und vor den Blumenfenſtern lieblicher
Mädchen, laß deine Ohren durch Flöten- und Schall-
meienklang rein baden von den ſchauerlichen Vigilien
der Tempelherren, die ja in der ganzen Chriſtenheit
für arge Ketzer und Baffometusprieſter gelten.
Komm mit gen Maynz, mein Petrus!
Die letzten Worte ſprach er ſchon im Sattel.
Er ſtreckte dabei wie flehend ſeine Hand nach dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/167>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.