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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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Als aber die Zierde des Stalles, eine große
Weißgefleckte, mit welcher er sich wohl schon eine
Viertelstunde lang umsonst abgemüht hatte, endlich
sogar heimtückisch ward und ihm einen gefährlichen
Stoß versetzen wollte, da riß dem Rothhaarigen
die Geduld. Er sprang zur Seite, ergriff jenen
Zaunpfahl, mit dem er einst den Pitter vom Band-
kotten verschont hatte, und der sich zufällig in der
Nähe befand, und gab dem widerspänstigen Thiere
mit dem dicksten Ende des Pfahls einen so ge-
waltigen Schlag in die Weichen, daß die Kuh auf-
stöhnte. Ihre Seiten begannen zu fliegen und ihre
Nüstern zu schnauben.

Der Langsame ließ die Maie, welche er in der
Hand hielt, sinken, die erste Magd sah vom Kessel
auf, und Beide riefen wie aus einem Munde: Gott
behüt' uns! Was thust du?

Wenn so ein Aas keine Raison annehmen will,
und will sich nicht mit Manier vergolden lassen, so
soll ihm das Donnerwetter die Knochen zerschmei-
ßen! rief der Rothhaarige. Er riß der Kuh das
Haupt herum und schmückte sie nun schöner als
alle ihre Gefährtinnen. Denn das Thier, in sei-
nen Schmerzen sanftmüthiger geworden, stand jetzt

Als aber die Zierde des Stalles, eine große
Weißgefleckte, mit welcher er ſich wohl ſchon eine
Viertelſtunde lang umſonſt abgemüht hatte, endlich
ſogar heimtückiſch ward und ihm einen gefährlichen
Stoß verſetzen wollte, da riß dem Rothhaarigen
die Geduld. Er ſprang zur Seite, ergriff jenen
Zaunpfahl, mit dem er einſt den Pitter vom Band-
kotten verſchont hatte, und der ſich zufällig in der
Nähe befand, und gab dem widerſpänſtigen Thiere
mit dem dickſten Ende des Pfahls einen ſo ge-
waltigen Schlag in die Weichen, daß die Kuh auf-
ſtöhnte. Ihre Seiten begannen zu fliegen und ihre
Nüſtern zu ſchnauben.

Der Langſame ließ die Maie, welche er in der
Hand hielt, ſinken, die erſte Magd ſah vom Keſſel
auf, und Beide riefen wie aus einem Munde: Gott
behüt’ uns! Was thuſt du?

Wenn ſo ein Aas keine Raiſon annehmen will,
und will ſich nicht mit Manier vergolden laſſen, ſo
ſoll ihm das Donnerwetter die Knochen zerſchmei-
ßen! rief der Rothhaarige. Er riß der Kuh das
Haupt herum und ſchmückte ſie nun ſchöner als
alle ihre Gefährtinnen. Denn das Thier, in ſei-
nen Schmerzen ſanftmüthiger geworden, ſtand jetzt

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[7/0021] Als aber die Zierde des Stalles, eine große Weißgefleckte, mit welcher er ſich wohl ſchon eine Viertelſtunde lang umſonſt abgemüht hatte, endlich ſogar heimtückiſch ward und ihm einen gefährlichen Stoß verſetzen wollte, da riß dem Rothhaarigen die Geduld. Er ſprang zur Seite, ergriff jenen Zaunpfahl, mit dem er einſt den Pitter vom Band- kotten verſchont hatte, und der ſich zufällig in der Nähe befand, und gab dem widerſpänſtigen Thiere mit dem dickſten Ende des Pfahls einen ſo ge- waltigen Schlag in die Weichen, daß die Kuh auf- ſtöhnte. Ihre Seiten begannen zu fliegen und ihre Nüſtern zu ſchnauben. Der Langſame ließ die Maie, welche er in der Hand hielt, ſinken, die erſte Magd ſah vom Keſſel auf, und Beide riefen wie aus einem Munde: Gott behüt’ uns! Was thuſt du? Wenn ſo ein Aas keine Raiſon annehmen will, und will ſich nicht mit Manier vergolden laſſen, ſo ſoll ihm das Donnerwetter die Knochen zerſchmei- ßen! rief der Rothhaarige. Er riß der Kuh das Haupt herum und ſchmückte ſie nun ſchöner als alle ihre Gefährtinnen. Denn das Thier, in ſei- nen Schmerzen ſanftmüthiger geworden, ſtand jetzt

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/21>, abgerufen am 21.11.2024.