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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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nannte die Quelle der Dichtung überhaupt versiegt
und knüpfte in diesem Unmuthe ein kurzes ver-
drießliches Verhältniß mit Gervinus an, bis sie
sich auch wieder trennten, weil ein Malcontenter
dem Anderen bald unausstehlich wird; Emanuel
hatte einen Augenblick Lust, fromm zu werden,
konnte aber dazu nicht recht gelangen, weil sein
Gedächtniß schwach war, und die Frommen viele
Redensarten auswendig behalten müssen. Am
glücklichsten war noch verhältnißmäßig Nathanael,
er resignirte und legte sich in seinem zweiundzwan-
zigsten Jahre auf den reinen Papierwucher. Frei-
lich klagte auch er, wie seine Brüder, daß der
Himmel dumm und die Erde abgeschmackt sei, in-
dessen machte er doch guten Profit.

Die drei Brüder hatten sich, als ihre Hoff-
nungen scheiterten, zusammengethan. Sie klagten
einander vor, wenn ihr Gähnen es zuließ. Auch
darin waren sie unglücklich, daß Niemand sonst ihr
Weh mitempfand. Emanuel pflegte zu sagen:
Nichtiges Daseyn; Nathanael: Nüchterne Zustände;
Gabriel: Kahles, vernutztes Leben. -- Viele Leute
hielten sie für Narren. Ich aber sage: Es ist ein
großes Mißgeschick, wenn ein Jüngling kein refor-

nannte die Quelle der Dichtung überhaupt verſiegt
und knüpfte in dieſem Unmuthe ein kurzes ver-
drießliches Verhältniß mit Gervinus an, bis ſie
ſich auch wieder trennten, weil ein Malcontenter
dem Anderen bald unausſtehlich wird; Emanuel
hatte einen Augenblick Luſt, fromm zu werden,
konnte aber dazu nicht recht gelangen, weil ſein
Gedächtniß ſchwach war, und die Frommen viele
Redensarten auswendig behalten müſſen. Am
glücklichſten war noch verhältnißmäßig Nathanael,
er reſignirte und legte ſich in ſeinem zweiundzwan-
zigſten Jahre auf den reinen Papierwucher. Frei-
lich klagte auch er, wie ſeine Brüder, daß der
Himmel dumm und die Erde abgeſchmackt ſei, in-
deſſen machte er doch guten Profit.

Die drei Brüder hatten ſich, als ihre Hoff-
nungen ſcheiterten, zuſammengethan. Sie klagten
einander vor, wenn ihr Gähnen es zuließ. Auch
darin waren ſie unglücklich, daß Niemand ſonſt ihr
Weh mitempfand. Emanuel pflegte zu ſagen:
Nichtiges Daſeyn; Nathanael: Nüchterne Zuſtände;
Gabriel: Kahles, vernutztes Leben. — Viele Leute
hielten ſie für Narren. Ich aber ſage: Es iſt ein
großes Mißgeſchick, wenn ein Jüngling kein refor-

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[213/0227] nannte die Quelle der Dichtung überhaupt verſiegt und knüpfte in dieſem Unmuthe ein kurzes ver- drießliches Verhältniß mit Gervinus an, bis ſie ſich auch wieder trennten, weil ein Malcontenter dem Anderen bald unausſtehlich wird; Emanuel hatte einen Augenblick Luſt, fromm zu werden, konnte aber dazu nicht recht gelangen, weil ſein Gedächtniß ſchwach war, und die Frommen viele Redensarten auswendig behalten müſſen. Am glücklichſten war noch verhältnißmäßig Nathanael, er reſignirte und legte ſich in ſeinem zweiundzwan- zigſten Jahre auf den reinen Papierwucher. Frei- lich klagte auch er, wie ſeine Brüder, daß der Himmel dumm und die Erde abgeſchmackt ſei, in- deſſen machte er doch guten Profit. Die drei Brüder hatten ſich, als ihre Hoff- nungen ſcheiterten, zuſammengethan. Sie klagten einander vor, wenn ihr Gähnen es zuließ. Auch darin waren ſie unglücklich, daß Niemand ſonſt ihr Weh mitempfand. Emanuel pflegte zu ſagen: Nichtiges Daſeyn; Nathanael: Nüchterne Zuſtände; Gabriel: Kahles, vernutztes Leben. — Viele Leute hielten ſie für Narren. Ich aber ſage: Es iſt ein großes Mißgeſchick, wenn ein Jüngling kein refor-

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/227>, abgerufen am 21.11.2024.