Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

lich. Erinnern Sie sich Ihrer Verpflichtungen
gegen ihn, helfen Sie ihm zu dem Seinigen.
Ich sage nichts weiter.

Emerentia.

Münchhausen rieb sich die Augen, als er die-
sen Brief überlesen hatte. Er las ihn zweimal,
bevor er einen Sinn finden konnte, endlich glaubte
er doch einen solchen gefunden zu haben und rief:
Die Bestie hat mich also endlich auch noch bei
meiner Anbeterin wegen des rückständigen Lohnes
verklagt. Schlimm, schlimm, schlimm! Aber man
muß schon in den sauren Apfel beißen, denn es
giebt nichts Gefährlicheres für die weibliche Ver-
ehrung, als wenn der Verehrte seinem Bedienten
etwas schuldig bleibt.

Er hatte eben eine kleine dünne Einnahme
von fernher empfangen. Traurig riß er das Cou-
vert mit den fünf Siegeln auf, zählte, was er
nothdürftig entbehren konnte, wehmüthig ab, rief
den Schmetterling und gab ihm das Geld mit
einer Fluth harter Reden. Karl hörte nicht auf
die Beschimpfungen hin. Wenn er Geld bekam,
so war er gegen alles Andere gleichgültig, er dankte

15*

lich. Erinnern Sie ſich Ihrer Verpflichtungen
gegen ihn, helfen Sie ihm zu dem Seinigen.
Ich ſage nichts weiter.

Emerentia.

Münchhauſen rieb ſich die Augen, als er die-
ſen Brief überleſen hatte. Er las ihn zweimal,
bevor er einen Sinn finden konnte, endlich glaubte
er doch einen ſolchen gefunden zu haben und rief:
Die Beſtie hat mich alſo endlich auch noch bei
meiner Anbeterin wegen des rückſtändigen Lohnes
verklagt. Schlimm, ſchlimm, ſchlimm! Aber man
muß ſchon in den ſauren Apfel beißen, denn es
giebt nichts Gefährlicheres für die weibliche Ver-
ehrung, als wenn der Verehrte ſeinem Bedienten
etwas ſchuldig bleibt.

Er hatte eben eine kleine dünne Einnahme
von fernher empfangen. Traurig riß er das Cou-
vert mit den fünf Siegeln auf, zählte, was er
nothdürftig entbehren konnte, wehmüthig ab, rief
den Schmetterling und gab ihm das Geld mit
einer Fluth harter Reden. Karl hörte nicht auf
die Beſchimpfungen hin. Wenn er Geld bekam,
ſo war er gegen alles Andere gleichgültig, er dankte

15*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0241" n="227"/>
lich. Erinnern Sie &#x017F;ich Ihrer Verpflichtungen<lb/>
gegen ihn, helfen Sie ihm zu dem Seinigen.<lb/>
Ich &#x017F;age nichts weiter.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Emerentia</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p>Münchhau&#x017F;en rieb &#x017F;ich die Augen, als er die-<lb/>
&#x017F;en Brief überle&#x017F;en hatte. Er las ihn zweimal,<lb/>
bevor er einen Sinn finden konnte, endlich glaubte<lb/>
er doch einen &#x017F;olchen gefunden zu haben und rief:<lb/>
Die Be&#x017F;tie hat mich al&#x017F;o endlich auch noch bei<lb/>
meiner Anbeterin wegen des rück&#x017F;tändigen Lohnes<lb/>
verklagt. Schlimm, &#x017F;chlimm, &#x017F;chlimm! Aber man<lb/>
muß &#x017F;chon in den &#x017F;auren Apfel beißen, denn es<lb/>
giebt nichts Gefährlicheres für die weibliche Ver-<lb/>
ehrung, als wenn der Verehrte &#x017F;einem Bedienten<lb/>
etwas &#x017F;chuldig bleibt.</p><lb/>
          <p>Er hatte eben eine kleine dünne Einnahme<lb/>
von fernher empfangen. Traurig riß er das Cou-<lb/>
vert mit den fünf Siegeln auf, zählte, was er<lb/>
nothdürftig entbehren konnte, wehmüthig ab, rief<lb/>
den Schmetterling und gab ihm das Geld mit<lb/>
einer Fluth harter Reden. Karl hörte nicht auf<lb/>
die Be&#x017F;chimpfungen hin. Wenn er Geld bekam,<lb/>
&#x017F;o war er gegen alles Andere gleichgültig, er dankte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">15*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0241] lich. Erinnern Sie ſich Ihrer Verpflichtungen gegen ihn, helfen Sie ihm zu dem Seinigen. Ich ſage nichts weiter. Emerentia. Münchhauſen rieb ſich die Augen, als er die- ſen Brief überleſen hatte. Er las ihn zweimal, bevor er einen Sinn finden konnte, endlich glaubte er doch einen ſolchen gefunden zu haben und rief: Die Beſtie hat mich alſo endlich auch noch bei meiner Anbeterin wegen des rückſtändigen Lohnes verklagt. Schlimm, ſchlimm, ſchlimm! Aber man muß ſchon in den ſauren Apfel beißen, denn es giebt nichts Gefährlicheres für die weibliche Ver- ehrung, als wenn der Verehrte ſeinem Bedienten etwas ſchuldig bleibt. Er hatte eben eine kleine dünne Einnahme von fernher empfangen. Traurig riß er das Cou- vert mit den fünf Siegeln auf, zählte, was er nothdürftig entbehren konnte, wehmüthig ab, rief den Schmetterling und gab ihm das Geld mit einer Fluth harter Reden. Karl hörte nicht auf die Beſchimpfungen hin. Wenn er Geld bekam, ſo war er gegen alles Andere gleichgültig, er dankte 15*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/241
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/241>, abgerufen am 24.11.2024.