Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Munkel, wie Er Seinen Herrn nennt, und
unter den Geheimnissen der Erzeugung?

Karl Buttervogel spuckte vor sich nieder, sah
dann wieder nach der Hosentasche des alten Ba-
rons, machte den Gestus des Geldzählens und
fuhr darauf plötzlich, als der Schloßherr diesen
Gebärden stumm und verwundert und ohne auf
den Sinn ihrer Forderung einzugehen, zusah, mit
der Frage heraus: Haben Sie wohl über fünf
Thaler bei sich?

Nein, versetzte der alte Baron etwas verlegen.
Ich trage kein Geld bei mir.

So bleibt auch das Geheimniß bei mir, sagte
Karl Buttervogel.

Der alte Baron rief entrüstet: Also aus Liebe
zu mir will Er mir nichts sagen, aber für Geld
würde Er Seinen Herrn verrathen!

Ja, rief der Bediente, für Geld kann man
Alles kriegen, denn die Zeiten sind theuer und
ohne Nebenverdienst geht es einmal nicht in der
Welt, und weil es in der Freundschaft bliebe, so
wäre es auch kein Verrath, und die Liebe zu Ihnen
ist zu groß, und Sie könnten es mir gewissermaßen
befehlen von wegen der kindlichen Ehrfurcht, die

dem Munkel, wie Er Seinen Herrn nennt, und
unter den Geheimniſſen der Erzeugung?

Karl Buttervogel ſpuckte vor ſich nieder, ſah
dann wieder nach der Hoſentaſche des alten Ba-
rons, machte den Geſtus des Geldzählens und
fuhr darauf plötzlich, als der Schloßherr dieſen
Gebärden ſtumm und verwundert und ohne auf
den Sinn ihrer Forderung einzugehen, zuſah, mit
der Frage heraus: Haben Sie wohl über fünf
Thaler bei ſich?

Nein, verſetzte der alte Baron etwas verlegen.
Ich trage kein Geld bei mir.

So bleibt auch das Geheimniß bei mir, ſagte
Karl Buttervogel.

Der alte Baron rief entrüſtet: Alſo aus Liebe
zu mir will Er mir nichts ſagen, aber für Geld
würde Er Seinen Herrn verrathen!

Ja, rief der Bediente, für Geld kann man
Alles kriegen, denn die Zeiten ſind theuer und
ohne Nebenverdienſt geht es einmal nicht in der
Welt, und weil es in der Freundſchaft bliebe, ſo
wäre es auch kein Verrath, und die Liebe zu Ihnen
iſt zu groß, und Sie könnten es mir gewiſſermaßen
befehlen von wegen der kindlichen Ehrfurcht, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0267" n="253"/>
dem Munkel, wie Er Seinen Herrn nennt, und<lb/>
unter den Geheimni&#x017F;&#x017F;en der Erzeugung?</p><lb/>
          <p>Karl Buttervogel &#x017F;puckte vor &#x017F;ich nieder, &#x017F;ah<lb/>
dann wieder nach der Ho&#x017F;enta&#x017F;che des alten Ba-<lb/>
rons, machte den Ge&#x017F;tus des Geldzählens und<lb/>
fuhr darauf plötzlich, als der Schloßherr die&#x017F;en<lb/>
Gebärden &#x017F;tumm und verwundert und ohne auf<lb/>
den Sinn ihrer Forderung einzugehen, zu&#x017F;ah, mit<lb/>
der Frage heraus: Haben Sie wohl über fünf<lb/>
Thaler bei &#x017F;ich?</p><lb/>
          <p>Nein, ver&#x017F;etzte der alte Baron etwas verlegen.<lb/>
Ich trage kein Geld bei mir.</p><lb/>
          <p>So bleibt auch das Geheimniß bei mir, &#x017F;agte<lb/>
Karl Buttervogel.</p><lb/>
          <p>Der alte Baron rief entrü&#x017F;tet: Al&#x017F;o aus Liebe<lb/>
zu mir will Er mir nichts &#x017F;agen, aber für Geld<lb/>
würde Er Seinen Herrn verrathen!</p><lb/>
          <p>Ja, rief der Bediente, für Geld kann man<lb/>
Alles kriegen, denn die Zeiten &#x017F;ind theuer und<lb/>
ohne Nebenverdien&#x017F;t geht es einmal nicht in der<lb/>
Welt, und weil es in der Freund&#x017F;chaft bliebe, &#x017F;o<lb/>
wäre es auch kein Verrath, und die Liebe zu Ihnen<lb/>
i&#x017F;t zu groß, und Sie könnten es mir gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen<lb/>
befehlen von wegen der kindlichen Ehrfurcht, die<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0267] dem Munkel, wie Er Seinen Herrn nennt, und unter den Geheimniſſen der Erzeugung? Karl Buttervogel ſpuckte vor ſich nieder, ſah dann wieder nach der Hoſentaſche des alten Ba- rons, machte den Geſtus des Geldzählens und fuhr darauf plötzlich, als der Schloßherr dieſen Gebärden ſtumm und verwundert und ohne auf den Sinn ihrer Forderung einzugehen, zuſah, mit der Frage heraus: Haben Sie wohl über fünf Thaler bei ſich? Nein, verſetzte der alte Baron etwas verlegen. Ich trage kein Geld bei mir. So bleibt auch das Geheimniß bei mir, ſagte Karl Buttervogel. Der alte Baron rief entrüſtet: Alſo aus Liebe zu mir will Er mir nichts ſagen, aber für Geld würde Er Seinen Herrn verrathen! Ja, rief der Bediente, für Geld kann man Alles kriegen, denn die Zeiten ſind theuer und ohne Nebenverdienſt geht es einmal nicht in der Welt, und weil es in der Freundſchaft bliebe, ſo wäre es auch kein Verrath, und die Liebe zu Ihnen iſt zu groß, und Sie könnten es mir gewiſſermaßen befehlen von wegen der kindlichen Ehrfurcht, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/267
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/267>, abgerufen am 22.11.2024.