wornach Ihr Sinn steht, und Noth bricht Eisen und für nichts und wieder nichts verrathe ich mei- nen Herrn nicht, aber für fünf Thaler hätte ich's schon heut Morgen gethan und sein Leben muß der Mensch retten und wenn Einem das Wasser bis an den Kragen geht, so schreit die Creatur, und niederträchtig ist es dabei hergegangen, wie mein Herr entstanden ist, und wenn der Mensch nicht mehr von Vater und Mutter abstammt, so hört aller Verlaß auf; denn bloß so zusammenge- kocht zu werden, wie mein Herr, das ist Nichts und kann ein Jeder. Und weil meines gnädigen Herrn sein gnädiger Herr Vater mit seiner gnädi- gen Frau Gemahlin keine Kinder zu Wege brin- gen konnte, weil die gnädige Frau den gnädigen Herrn nur aus Achtung für den alten Lügenmünch- hausen, den gnädigen Herrn Großvater von mei- nem gnädigen Herrn geheirathet hatte, was eine trockene Ehe giebt, und der gnädige Herr Vater doch so gern einen Herrn Sohn gehabt hätten ganz vor sich und apart und ohne schönen Dank an die gnädige Frau und so viel verstanden haben von Apothekerwissenschaften und unnatürlichen Schnur- ralien, so haben sie da meinen Herrn einstmals
wornach Ihr Sinn ſteht, und Noth bricht Eiſen und für nichts und wieder nichts verrathe ich mei- nen Herrn nicht, aber für fünf Thaler hätte ich’s ſchon heut Morgen gethan und ſein Leben muß der Menſch retten und wenn Einem das Waſſer bis an den Kragen geht, ſo ſchreit die Creatur, und niederträchtig iſt es dabei hergegangen, wie mein Herr entſtanden iſt, und wenn der Menſch nicht mehr von Vater und Mutter abſtammt, ſo hört aller Verlaß auf; denn bloß ſo zuſammenge- kocht zu werden, wie mein Herr, das iſt Nichts und kann ein Jeder. Und weil meines gnädigen Herrn ſein gnädiger Herr Vater mit ſeiner gnädi- gen Frau Gemahlin keine Kinder zu Wege brin- gen konnte, weil die gnädige Frau den gnädigen Herrn nur aus Achtung für den alten Lügenmünch- hauſen, den gnädigen Herrn Großvater von mei- nem gnädigen Herrn geheirathet hatte, was eine trockene Ehe giebt, und der gnädige Herr Vater doch ſo gern einen Herrn Sohn gehabt hätten ganz vor ſich und apart und ohne ſchönen Dank an die gnädige Frau und ſo viel verſtanden haben von Apothekerwiſſenſchaften und unnatürlichen Schnur- ralien, ſo haben ſie da meinen Herrn einſtmals
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0343"n="329"/>
wornach Ihr Sinn ſteht, und Noth bricht Eiſen<lb/>
und für nichts und wieder nichts verrathe ich mei-<lb/>
nen Herrn nicht, aber für fünf Thaler hätte ich’s<lb/>ſchon heut Morgen gethan und ſein Leben muß<lb/>
der Menſch retten und wenn Einem das Waſſer<lb/>
bis an den Kragen geht, ſo ſchreit die Creatur,<lb/>
und niederträchtig iſt es dabei hergegangen, wie<lb/>
mein Herr entſtanden iſt, und wenn der Menſch<lb/>
nicht mehr von Vater und Mutter abſtammt, ſo<lb/>
hört aller Verlaß auf; denn bloß ſo zuſammenge-<lb/>
kocht zu werden, wie mein Herr, das iſt Nichts<lb/>
und kann ein Jeder. Und weil meines gnädigen<lb/>
Herrn ſein gnädiger Herr Vater mit ſeiner gnädi-<lb/>
gen Frau Gemahlin keine Kinder zu Wege brin-<lb/>
gen konnte, weil die gnädige Frau den gnädigen<lb/>
Herrn nur aus Achtung für den alten Lügenmünch-<lb/>
hauſen, den gnädigen Herrn Großvater von mei-<lb/>
nem gnädigen Herrn geheirathet hatte, was eine<lb/>
trockene Ehe giebt, und der gnädige Herr Vater<lb/>
doch ſo gern einen Herrn Sohn gehabt hätten ganz<lb/>
vor ſich und apart und ohne ſchönen Dank an die<lb/>
gnädige Frau und ſo viel verſtanden haben von<lb/>
Apothekerwiſſenſchaften und unnatürlichen Schnur-<lb/>
ralien, ſo haben ſie da meinen Herrn einſtmals<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[329/0343]
wornach Ihr Sinn ſteht, und Noth bricht Eiſen
und für nichts und wieder nichts verrathe ich mei-
nen Herrn nicht, aber für fünf Thaler hätte ich’s
ſchon heut Morgen gethan und ſein Leben muß
der Menſch retten und wenn Einem das Waſſer
bis an den Kragen geht, ſo ſchreit die Creatur,
und niederträchtig iſt es dabei hergegangen, wie
mein Herr entſtanden iſt, und wenn der Menſch
nicht mehr von Vater und Mutter abſtammt, ſo
hört aller Verlaß auf; denn bloß ſo zuſammenge-
kocht zu werden, wie mein Herr, das iſt Nichts
und kann ein Jeder. Und weil meines gnädigen
Herrn ſein gnädiger Herr Vater mit ſeiner gnädi-
gen Frau Gemahlin keine Kinder zu Wege brin-
gen konnte, weil die gnädige Frau den gnädigen
Herrn nur aus Achtung für den alten Lügenmünch-
hauſen, den gnädigen Herrn Großvater von mei-
nem gnädigen Herrn geheirathet hatte, was eine
trockene Ehe giebt, und der gnädige Herr Vater
doch ſo gern einen Herrn Sohn gehabt hätten ganz
vor ſich und apart und ohne ſchönen Dank an die
gnädige Frau und ſo viel verſtanden haben von
Apothekerwiſſenſchaften und unnatürlichen Schnur-
ralien, ſo haben ſie da meinen Herrn einſtmals
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/343>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.