will der Mensch wieder menschlich heimisch werden. Heißt das: Er will das Fleisch bei Champagner und Austern emancipiren? Nein. Heißt's: Die Erde soll ihm nur das Mistbeet seyn, in dem er sich sein Gemüse zieht? Nein. -- Sondern mit den Blitzen seines Geistes will er die Erde durch- dringen, daß sie geistschwanger werde, er will sich an ihr eine Freundin seiner besten Stunden, eine ernste und doch heitere Gefährtin seiner reifsten und männlichsten Jahre gewinnen.
Und da wird wieder die Religion in das Mit- tel treten müssen. Denn die Weltgeschichte ist immer nur das Gewand der Gottesgeschichte. Aber wie? Der Athem der Zeit sauset, und wen er berührt, der weiß nicht, wie er gestern dachte, noch wie er morgen denken wird. Abgethan liegt das Mittelalter hinter uns mit seinen zwei Ent- deckungen, der Hierarchie und der christlichen Kunst. Die Kunst büßt, wo sie sich jetzt gegen den Him- mel wenden will, ihre Naivetät ein und mit der Naivetät hat eine Kunst ihre Jungfrauschaft ver- loren und mit ihrer Jungfrauschaft Alles. Denn die Kunst wird nie ehrbare Hausfrau und Mutter; sie ist entweder Jungfrau oder Metze. -- Rom
will der Menſch wieder menſchlich heimiſch werden. Heißt das: Er will das Fleiſch bei Champagner und Auſtern emancipiren? Nein. Heißt’s: Die Erde ſoll ihm nur das Miſtbeet ſeyn, in dem er ſich ſein Gemüſe zieht? Nein. — Sondern mit den Blitzen ſeines Geiſtes will er die Erde durch- dringen, daß ſie geiſtſchwanger werde, er will ſich an ihr eine Freundin ſeiner beſten Stunden, eine ernſte und doch heitere Gefährtin ſeiner reifſten und männlichſten Jahre gewinnen.
Und da wird wieder die Religion in das Mit- tel treten müſſen. Denn die Weltgeſchichte iſt immer nur das Gewand der Gottesgeſchichte. Aber wie? Der Athem der Zeit ſauſet, und wen er berührt, der weiß nicht, wie er geſtern dachte, noch wie er morgen denken wird. Abgethan liegt das Mittelalter hinter uns mit ſeinen zwei Ent- deckungen, der Hierarchie und der chriſtlichen Kunſt. Die Kunſt büßt, wo ſie ſich jetzt gegen den Him- mel wenden will, ihre Naivetät ein und mit der Naivetät hat eine Kunſt ihre Jungfrauſchaft ver- loren und mit ihrer Jungfrauſchaft Alles. Denn die Kunſt wird nie ehrbare Hausfrau und Mutter; ſie iſt entweder Jungfrau oder Metze. — Rom
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will der Menſch wieder menſchlich heimiſch werden.
Heißt das: Er will das Fleiſch bei Champagner
und Auſtern emancipiren? Nein. Heißt’s: Die
Erde ſoll ihm nur das Miſtbeet ſeyn, in dem er
ſich ſein Gemüſe zieht? Nein. — Sondern mit
den Blitzen ſeines Geiſtes will er die Erde durch-
dringen, daß ſie geiſtſchwanger werde, er will ſich
an ihr eine Freundin ſeiner beſten Stunden, eine
ernſte und doch heitere Gefährtin ſeiner reifſten
und männlichſten Jahre gewinnen.
Und da wird wieder die Religion in das Mit-
tel treten müſſen. Denn die Weltgeſchichte iſt
immer nur das Gewand der Gottesgeſchichte. Aber
wie? Der Athem der Zeit ſauſet, und wen er
berührt, der weiß nicht, wie er geſtern dachte,
noch wie er morgen denken wird. Abgethan liegt
das Mittelalter hinter uns mit ſeinen zwei Ent-
deckungen, der Hierarchie und der chriſtlichen Kunſt.
Die Kunſt büßt, wo ſie ſich jetzt gegen den Him-
mel wenden will, ihre Naivetät ein und mit der
Naivetät hat eine Kunſt ihre Jungfrauſchaft ver-
loren und mit ihrer Jungfrauſchaft Alles. Denn
die Kunſt wird nie ehrbare Hausfrau und Mutter;
ſie iſt entweder Jungfrau oder Metze. — Rom
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/412>, abgerufen am 24.11.2024.
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